Schluss mit Idylle

So sah die Stadt Yangon (der Name bedeutet "Ende des Streits"), für die die Briten Rangoon sagten, um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert auf einer kolorierten Postkarte aus, die von einem deutschen Seemann im Jahr 1914 an seine Verwandten in Hamburg geschickt wurde. Im Hintergrund sieht man die Sule-Pagode und dahinter den Rangoon River, im Vordergrund eines der kolonialen Regierungsgebäude. Zu dieser Zeit lebten eine Menge von deutschen Kaufleuten in der Stadt, die über den Fluss vor allem Reis nach Deutschland und von da aus in zahlreiche andere Länder exportierten.

Der Reisanbau war von den Briten forciert worden, die Birma in drei Kriegen von 1824-1826, 1852 und schließlich 1885 schritweise ihrem Empire einverleibt hatten. Rangun war vorher nur ein kleines Dorf gewesen, das wegen seiner heiligen Schwedagon-Pagode berühmt gewesen war. Deutschland war seit der Eröffnung des Suez-Kanals nach dem Empire der zweitgrößte Handelspartner des Landes - und sollte es mit den Unterbrechungen der Welrkriege bis 1988 bleiben.

Hier ist eine Bildergalerie aus der "guten alten Zeit". Die ersten beiden Bilder zeigen den Deutschen Club von 1900 und was davon 100 Jahre später noch übrig war.

 

Heute sind die idyllischen Zeiten von früher endgültig vorbei, auch wenn es noch nicht alle bemerkt haben. Man kann das daran ablesen, dass wieder einmal in Internetforen zu lesen ist, dass man das Land jetzt schnell noch besuchen soll, bevor seine Ursprünglichkeit und die seiner Bewohner endgültig vergangen ist wie etwa im benachbarten Thailand. Aber wahrscheinlich gab es auch schon früher hinter der Idylle eines beschaulichen und freundlich lächelnden Birma andere Seiten. Näheres dazu ist in einem Essay (hier in Englisch) zu lesen, den ich 2004 aus Anlass des 50jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Birma und der BRD geschrieben habe.

Hier wird in er Nähe der Sule-Pagade in der Stadtmitte Yangons gerade eine Straße neu geteert. Die Innenstadt ist seit einiger Zeit eine einzige große Baustelle. Verkehrsstaus sind an der Tagesordnung - und das wird auch noch lange so bleben. Der größte Teil der in der Kolonialzeit gebauten Gebäude der ehemaligen Hauptstadt wird abgerissen, soweit noch nicht passiert, und durch neue ersetzt. Das Bild vom Straßenbau hat darüber hinaus eine allgemeine symbolische Bedeutung: Myanmar befindet sich gegenwärtig in jeder Hinsicht im Umbau und ist in jeder Hinsicht eine große Baustelle.

Näheres zum Land findet sich auf einer Website der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz), die einen umfassenden Überblick über verschiedene Aspekte des Landes und seiner Entwicklung gibt.

Burma - Birma - Myanmar

Es herrscht immer noch Verwirrung darüber, wie das Land "richtig" zu benennen ist. Es wurde in der Sprache der Bevölkerungsmehrheit, der ethnischen Birmanen, schon immer myanma ngain-ngan, das myanmarische Land genannt. Das -r- am Ende des Wortes kommt in der ursprünglichen Schreibweise nicht vor. Den Buchstaben gibt es im birmanischen Alphabet gar nicht. Umgangssprachlich gab es auch gleichzeitig immer das Wort b'ma, das sprachlich wohl dieselben Wurzeln hat wie myanma. Die Briten sprachen b'ma als "Burma" aus, die Deutschen - ähnlich wie die Franzosen und Italiener - als "Birma". 1989 erließ die ein Jahr vorher an die Macht gekommene Militärjunta ein Gesetz, in dem für englischsprachige Verlautabrungen eine neue Sprachregelung verordnet wurde. Das ganze Land sollte fortan "Myanmar" genannt werden, während mit "Burma" die Mehrheitsethnie zu bezeichnen sei. Diese Regelung wurde von der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi und ihren Anhängern im In- und Ausland nicht akzeptert, da sie von einer illegitimen Regierung verordnet worden sei. Bei einem Besuch in Berlin im April 2014 hat Suu Kyi noch einmal ausführlich erklärt, warum sie immer noch "Burma" sagt.

In den Texten dieser Seite wird "Birma" für die Zeit vor 1989 benutzt, "Myanmar" für die Zeit danach. Dasselbe gilt für andere geographische Namen, die unter das Gesetz von 1989 fielen wie etwa "Yangon" für das bisher übliche "Rangoon/Rangun".