Auf dieser Seite gibt es aktuelle Information aus und zu den Themen dieser Homepage und einige Hinweise auf meine Aktivitäten und Gedanken. Die neuesten Meldungen kommen zuerst, beim Runterscrollen geht es dann zurück in die Vergangenheit. Die Angaben beginnen Anfang März 2014 mit dem Besuch von Bundespräsident Gauck in Myanmar.

14.4.2023

Am Dienstag, dem 12.4. gab es eine Meldung,dass es in einem Dorf in Sagaing Luftangriffe des Militärs auf ein Dorf gegeben habe, bei dem mindestens 50 Menschen zu Tode gekommen seien. Der Hintergrund: Die lokale PDF (Volksverteidigungdkräfte) hatte die Bevölkerung zur Einweihung eines Zentrums eingeladen, in dem eine eigene Verwaltung für das hier "befreite Gebiet" eingerichtet werden sollte.

14.Februar 2023

Vor einigen Tagen bin ich von einer 14tägigen Reise nach Myanmar zurückgekommen. Ich war überwiegend in Yangon und habe eine Menge interessanter Gespräche geführt.  Außerdem habe ich einen Abstecher nach Kyaukpadaung gemacht. Der Ort liegt in der Nähe des Mt. Popa, der "Heimat" der birmanischen Nats (Geister) und ist der Ort, an dem Aung Soe Min ein Kulturzentrum eingerichtet hat. Es war ausgesprochen spannend, ein Land zu erleben, das sich im Krieg mit sich selbst befindet. Über die Eindrücke gibt der unten stehende Artikel Auskunft. Er war für die taz geschrieben, wurde von ihr aber nicht abgedruckt, wahrscheinlich, weil er nicht "schrill" genug war. Es folgt außerdem eine Notiz über ein Gespräch mit dem Generalsekretär des Myanmar Council of Churches.

Gruselige Normalität -Yangon in den Tagen vor dem 2. Jahrestag des Putsches vom 1.2.2021

 

 

 

 

Äußerlich kommt dem*der Besucher*in Yangons in diesen Tagen im Vergleich zu früheren Besuchen fast unverändert vor. Der Verkehr, fließt, die Straßen der Innenstadt sind belebt, wenn auch vielleicht beides in etwas geringerem Maße als in der Erinnerung.

 

Polizei ist ebenso wenig zu sehen wie Militär. Erstere hat Angst vor der Bevölkerung, sagt eine Frau, die anonym bleiben möchte. Das ist eine Folge der Maßnahmen der Militärregierung von vor zwei Jahren . Die Organe der Staatsmacht wurde damals eingesetzt, als Menschen massenhaft auf die Straße gingen um gegen Annullierung der Wahlen vom November 2020 und der Verhaftung vieler Gewählter zu protestieren, an ihrer Spitze die eindeutige Wahlsiegerin Aung San Suu Kyi. Nun hat sich auch der Widerstand bewaffnet. Polizisten müssen fürchten, Opfer von Attentaten zu werden.

 

Das Land befindet sich in der besonderen Form eines Belagerungszustandes, in dem sich die Staatsorgane und die Bürger gegenseitig misstrauisch belauern. Die einen unterstehen dem State Admistrative Council (SAC) der Militärregierung, die anderen sind teilweise auf eigene Rechnung unterwegs, teils agieren sie in Verbindung mit der Schattenregierung National Union Government (NUG)al

 

Einzelheiten über die Aktionen der auf beiden Seiten an der Gewalt Beteiligten, und der „Frontlinien“ bleiben oft im Dunkeln. In den letzten Tagen ist ein hoher Offizier auf einem Highway erschossen worden, in der Dörfern der nördlichen Region Sagaing gibt es Kämpfte, ist zu erfahren. .

 

Auch ob es in Yangon am 1. Februar, dem Jahrestag des Putsches, wie er auch hier meist genannt wird – offiziell war es ein Eingriff zum Schutz der Verfassung – Gewalttaten geben könnte, bleibt unklar. Wahrscheinlich wird es keine Gewalt geben, sagen alle Befragten, aber ganz sicher kann man nicht sein. Klar ist damit nur eins: Die Lage ist unsicher. Das Auswärtige Amt hat Reisewarnungen herausgegeben, die in ihrer Schärfe die der meisten anderen Regierungen Europas übertreffen.

 

Vorsicht ist daher auf jeden Fall geboten, darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Die Kriminalitätsrate ist in den letzten beiden Jahren gestiegen. “Passen Sie auf Ihre Geldbörse auf!“ - das oder Ähnliches hört man von Taxifahrern. Weiter haben Rauschgiftkonsum und Prostitution deutlich zugenommen. Dasselbe gilt für die Anzahl der Kunstgalerien als Orten, in denen man sich auf Zeit von der allgemeinen Verunsicherung abmelden kann. Kunst wird aber auch als Form der Geldanlage gekauft. Ziemlich alles ist teurer geworden, wozu auch die Pandemie und das Ende des Tourismus seit Ausbruch der Pandemie beigetragen haben.

 

Die öffentlich sichtbaren Protestaktionen, das abendlich Schlagen auf Kochtöpfe, die kreativen Demonstrationen, sind längst verschwunden. Die Bewegung des zivilen Ungehorsams hat zwar bicht zum Sturz der Regierung geführt. Aber viele Lehrer und Schüler haben haben den staatlichen Schulenden Rücken gekehrt. Manche der Schüler*innen absolvieren jetzt eine Sieben-Tage-Schulwoche. Fünf Tage verbringen sie am Computer und folgen einem der vielen angebotenen Unterrichtsprogramme, das Wochenende verbringen sie in einer privaten Einrichtung mit anderen Kindern oder Jugendlichen , um den Mangel an sozialen Kontakten auszugleichen.

 

Neben den Kunstgalerien gibt eine Menge von weiteren Aktionen von Einzelnen und kleinen Gruppen, die in dem allgemein düsteren Klima mit Energie daran arbeiten, neue Räume der Freiheit zu schaffen, vor allem auf dem Gebiet der Kultur.. Das ist nicht zentral organsiert, es passiert einfach. Myanmar ist ein Land der Individualisten. Seine Bewohner*innen haben aus der Vergangenheit gelernt, resilient zu sein.

 

Die Reaktionen der Bevölkerung in Yangon und manchen anderen Teilen des Landes nach den Ereignissen vom 1.2.2021 sind vielfältig. Die gewaltsamen Aktionen der Kämpfer*innen gegen die Militärregierung werden von vielen auch abgelehnt. Es gibt ein sichtbares Indize für die allgemeine Ablehnung der Aktionen des Militärs: Statt der früher allgegenwärtige Reklame für das von einer dem Militär nahestehenden Brauerei produzierte Myanmar Beer preisen die Restaurants und Bars Tuborg, Tiger, Chan und Singha-Biere an.

 

Yangon und seine Bewohner sind weiter lebendig. Die Stadt und seiner Bewohner freuen sich witer auf ausländische Besucher Es liegt aber ein Hauch von Melancholie und Tragik überdem ganzen Land, Ausdruck einer gruseligen Normalität.

 

 

 

 

 

31.1., 15 Uhr - Mahn Palmerston

 

Der Generalsekretär des MCC ist noch in einer Video-Konferenz als ich den Raum betrete. Er setzt sich aber sofort zu mir an den Tisch. Es handelt sich da um ein Projekt zur Malaria-Prophylaxe sagt er. Er hatte gedacht, sie sei um 15 Uhr zu Ende und mir deshalb diese Zeit für meinen Besuch genannt. Die Konferenz geht dann im Hintergrund weitgehend ohne ihn weiter. Hin und wieder geht er an den Bildschirm

 

Wir kennen uns von seinem Besuch in Hamburg vor einiger Zeit. Ich hatte ihn etwas herumgeführt und ihm auch mein Haus gezeigt. Er erzählt von seinem Besuch, erinnert sich an Details, dass er auch meine Tochter gesehen hat, und berichtet dann ausführlich von seinem nächtlichen Abenteuer als er sich in Nienstedten verlaufen hatte und nicht in die Missionsakademie zurückfand. Ich hatte damals am späten Abend zwei Anrufe von Leuten bekommen, die ihn auf den rechten Weg zu seiner Unterkunft bringen wollten. Er schwärmt von Deutschland. Die Leute sind so nett, Er wünschte, dass dass viele junge Christen dort studieren (und dann auch wiederkommen). Aber die Sprache ...

 

Ich frage ihn nach dem Grund für die geschlossenen Kirchen, die ich am Sinntag vorgefunden habe, als ich einen Gottesdienst besuchen wollte. Sowohl vor der Lutheran Bethlehem Church wie der baptistischen Judson Church – gegenüber dem aus Deutschland finanzierten Gebäude des MCC gelegen – waren die Eisentore vor den Zugängen zu den Kirchen verschlossen gewesen.

 

Ich erfahre, dass baptistischen Gemeinden entsprechende Beschlüsse gefasst haben, die monatlich überprüft werden. Der Grund: Vie4le junge Leute aus den Gemeinden haben sich den People Defense Forces (PDFs) angeschlossen. Man befürchtet Reaktionen der Streitkräfte.

 

Bei der Lutheran Bethlehem Church liegen die Dinge etwas anders. Diese überwiegend aus Nachfahren indischer Migranten bestehende Gemeinde ist für die meisten Mitglieder weit entfernt und die Transportkosten sind gestiegen. Hier findet aber wie immer am ersten Sonntag des Monats ein Abendmahlsgottesdienst statt.

 

Katholiken, Methodisten, Anglikaner halten dagegen weiter ihre regulären Gottesdienste. Die Regierung versuch,t, die Kirchenführer ru vereinnahmen. Sie hat sie neulich nach Naypyidaw eingeladen, um ihnen Ehrentitel zu verteilen. Auch der anglikanische Erzbischof war da und vertrat das MCC, dessen Präsident er ist. Charles Bo, der katholische Kardinal, folgte der Einladung nicht. Kurz darauf wurde dieKirche in seinem Heimatort zerstört . „Zufall oder Absicht?“ fragt Palmerston und überlässt die Antwort auf die rhetorische Frage dem Besucher.

 

Die aktuelle Lage ist schwierig. Viele junge Leute verlassen das Land, an den Ausgabestellen für Pässe haben sich Schlangen gebildet. (Die Stellen wurden vor kurzer erst einmal geschlossen,) In den sozialen Medien werden von allen Seiten hate speeches verbreitet. Das macht ihm zu schaffen.

 

Sein Lösungsansatz für den Konflikt ist – scheinbar – einfach und lautet: Lächeln. Er erzählt dazu eine Geschichte aus Hpa-An. der Hauptstadt des Kayin Staates, wo er lange gearbeitet hat. Er war dahin mit seinem Sohn im Auto unterwegs. An einer Kontrollstelle standen sich sein Sohn und ein gleichaltriger Soldat gegenüber. Der Sohn schaute verkniffen drei. Der Vater lächelte den Soldaten. Das ist die richtige Strategie, um die Konfrontation im Lande aufzuhellen.

 

Ich stelle hier fest, dass ich Palmerston unterschätzt habe.

 

Allerdings: Als ich ihm von meinem vorangegangenen Besuch bei der Familie des ersten Premierministers des Landes erzähle, kann er mit dem Namen der Straße, in der er gewohnt hat, nichts anfangen. Die ethnischen Minderheiten sind mit der der Geschichte der birmanischen Mehrheitsgesellschaft nicht vertraut, war schon immer mein Eindruck- Sie lesen auch kaum Bücher birmanischer Autoren.

 

Dann fragt er mich nach Hintergründe dieser Geschichte und der Entstehung des Rohingya- Konflikts und anderer Problem. Ich gebe gern Auskunft. Im Gegenzug nimmt er gerne einige kleine Flyer entgegen, die auf eine verie von Podcasts hinweisen, an der ich beteiligt bin.

 

 

1. Juni

Aus Myanmar nichts Neues. Die Lage hat sich "beruhigt", so scheint es, der nächste Versuch einer Revolution ist in einen Stellungskrieg übergegangen, sowohl auf dem Feld der Medien wie auf den einzelnen Schlachtfeldern.

Bei uns wird all das natürlich vom Krieg um die Ukraine überlagert. Ich finde es scheußlich, wie das traurige Ereignis von unseren Medien ausgeschlachtet wird, allen voran die Öffentlich-Rechlichen und da vor allem in den Talkshows. Hier ist eine Reaktion auf meinen Ärger.

24. Februar 2022 bis 31. März 2022

Heute beginnt "Putins Krieg". Aus meiner Sicht ist der russische Angriff in erster Linie der untaugliche Versuch, den seit Jahren bestehenden Konflikt um den Donbass mit diplomatischen Mitteln zu lösen. Der Krieg macht mir aus zwei Gründen persönlich zu schaffen. Mein Vater ist wenige Monate nach meiner Geburt in dieser Region gefallen. In dem Bericht seinees Vorgesetzten über das Geschehen stehen die tröstliche gemeinten Sätze, dass sein Leichnal göücklicherweise nicht den Bolschewisten in die Hände gafallen sei. Seine Kameraden hätten ihn am Ufer des Donez begraben.

Damals wie heute steht hinter dem Krieg ein absoluter Gegensatz von Weltanschauungen und Identitäten und das ist bei den vielen anderen kriegerischen Konflikten, die momentan außerhalb unseres unmittelbaren Gesichtsfeldes passieren, genauso. Ein "Zeitenwende" wurde nur ausgerufen, weil dieser Krieg vor unserer Haustür ausgebrochen ist, in der für sicher gehaltenen "Festung Europa"  und nicht in einem anderen Kontinent.

Damit bin ich dann auch gleich in Myanmar, wo die Dinge in mancherlich Hinsicht ähnlich liegen, was die Ursachen der bewaffneten Konfrontationen angeht, die dort seit der UNabhängigkei im Jahr 1938 im Gange sind. Ich habe das dortige Phänomen in einem Essay als einen "Krieg in der Köpfen" bezeichnet und überlege, ob sich zwischen Russland und der Ukraine nicht schon länger etwas Ähnliches abgespielt hat.

Meine Frau machte mich darauf aufmerksam, dass das Wort "Narrati" gerade Konjunktur hat. Der Krieg wird mit  "Putins Narrativ" begründet und das ist natürlich falsch. Von einem Narrativ auf der anderen Seite - der Ukraine und im transatlantischen Westen - war mich bisher nichts bekannt.

Ich beginne zu recherchieren und bin nicht überracht, dass ich Belege dafür finde, dass dieser Krieg eine lange Vorgeschichte jat, dass auch Präsident Selenskyi  ein einem Narrativ folgt, das Kompromisse ausschließt und dass es im Westen zumindest Versuche gab, die historischen Ursachen des Konflikts zu analysieren und somiut einen Ansatz zu schaffen, ihn zu entschärfen. Das Ergenis meiner Reherchen lässt darauf schließen, dass hier ein "Bruderkrieg" losgetreten wurde, dem auch ein Krieg in den Köpfen voranging. Die Einzelheiten finden sich hier.

 

12. Dezember 2021

Rechtzeitig zu Weihnachten ist mein neues Buch herausgekommen, an dem ich ziemlich lange gearbeitet hae. Es erzählt die Geschichte einer großen Buddha-Statue, die im Februar 2002 in Yangon eingeweiht wurde. Es handelte sich dabei um ein sehr aufwändiges Unternehmen, das von Staats wegen betrieben wurde, wobei der Staat damals wie heute von Generälen geführt wurde. Die sind auf den Deckengemälden der die Statue umgebenden Pagode abgebildet. Die in dem Buch beschriebene "religiöse Staatsaffäre" gibt Aufschluss über das Selbstverständnis der regierenden Junta und die Struktur einer vom Buddhismus geprägten Gesellschaft - und hat schließlich noch eine traurige Pointe: Im letzten Kapitel wird geschildert, dass gegenwärtig mitten in dem Volksaufstand gegen den Putsch vom 1. Februar 2021 in der neuen Hauptstadt Naypyidaw eine neue, noch grö0ere, Marmorstatue des Buddha im Entstehen ist.

Näheres zum Buch und den Bestellmöglichkeiten (auch als pdf Datei erhältlich!); https://www.regiospectra.de/buecher/a-religious-state-affair-detail. Die folgenden Bilder geben einen Vorgeschmack auf das Buch.

Die Bilder illustrieren die Reise des großen Marmorblocks und was daraus geworden ist von den Sagyin Hügeln in derNähe von Mandalay zum Mindhamma Hügel in der Näge des Flughafens Mingaladon in Yangon. Das erste Foto zeigt den Autor und seine Tochter vor der Fundstelle im Jahr 2017, die beien letzten illustrieren den jetzigen Kampf um die Vorgerrschaft im Land. Militärchef Min Aung Hlaing lässt sich von dem obersten Mönch Myanmars bei der Anfertigung einer neuen Buddha-Statue beraten, die gegen die Militärregierung Protestierenden nutzen den Dreifingergruß aus dem Film The Hunger Games.

12. September 2021

Heute ist die erste Folge einer neuen Serie von Podcasts aufgenommen worden, an der ich mitarbeite. Die einzelnen Episoden sollen helfen, die Lage in Myanmar nach dem Coup vom 1.2.2021 besser einzushätzen. Rodion Ebbighausen befragt jeweils zwei Gäste zu einem Theme. Die Unterhaltungen erfolgen auf Englisch. Die Pocasts fnden sich unter https://myanmar-podcast.com/. Wir freuen uns über jeden Abonnenten der Serie!

10. Mai 2021

Die Konfrontation zwischen der Militärregierung, dem State Administrative Council (SAC), und der Opposition, die in Form einer aus dem Untergrund heraus agierenden Gegenregierung, dem National Unity Government (NUG), dauert an. Beide Seiten haben sich mittlerweile gegenseitig als "terroritstische Organisationen" bezeichnet. Eine Verständigung scheint unmöglich. Die Spaltung hat eine lange Vorgeschichte und setzt sich auch in der Diskussion über die Ereignisse im Ausland fort. Der einzige Ausweg aus der dieser Situation scheinen mir neue Formen der Kommunikation in und auch über die Lage in Myanmar zu sein. Meine Überlegungen zu Myanmar's Misery erläutern diese Schlussfolgerung.

2. April 2021

Die ProTese in Myanmar gehen weiter - auf den Straßen wie in den Köpfen der Hauptbereitigten. Die Gegenregierung CRPH (Kommitee in Vertreteung der Volksvertretung) hat die Verfassung außer Krft gesetzt und die Gründung einer föderalen Armee angekündigt. Die folgenden Bilder sind eine Art Stadtführung durch die Bezirke Yangons.

27.3.2021

 Armed Force Day, an diesem Tag in Naypyidaw zur Erinnerung an den Beginn des Kampfed des birmanischen Armee gegen die Japaner im Jahr 1956 gefeiert, war gleichzeitig derjenige, der die meisten Todesopfer unter den gegen den Putsch Protestierenden forderte. Makatbres Detail:  Das Global New Light von Myanmar bertichtete an diesem Tag von einer religiösen Zeremonie, an der der ein prominenter Mönch und ührende Kommandeure der Streikräfte teilnahmen. Sie diente der Überfühtungen eines riesigen Marmorbuddhas nach Naypyidaw. Hier ist der Artikel:

 

Part of Bhumi Phassa Mudra sitting marble Buddha image conveyed for fifth time
The modular trailer is conveying part of sitting Buddha image in Nay Pyi Taw Yesterday. Senior military officers and disciples led by the Township Sangha Nayaka Committee.

Die Bildunterschriften:

Limks: The modular trailer is conveying part of sitting Buddha image in Nay Pyi Taw yesterday

Rechts: Senior military officers and disciples led by the Township Sangha Nayaka Committee Chairman Sayadaw sprinkled scented water on the part-4 rock of the Buddha image

A ceremony to convey the part of Bhumi Phassa Mudra sitting marble Buddha image for the fifth time took place at the Maha Mingala pavilion in Buddha park in Dekkhinathiri Township of Nay Pyi Taw yesterday morning. The ceremony was graced by members of the Sangha led by Chairman of Lewe Township Sangha Nayaka Committee MyoU Dhammayon Sayadaw Bhaddanta Aggacara, Quartermaster- General Lt-Gen Kyaw Swa Lin, Lt-Gen Kan Myint Than of the Office of the Commander-
in-Chief (Army), Commander of Nay Pyi Taw Command Maj- Gen Zaw Myo Tin and guests.
Members of the Sangha recited Gathas to disperse Metta. Senior military officers and disciples
led by the Township Sangha Nayaka Committee Chairman Sayadaw sprinkled scented
water on the part-4 rock of the Buddha image and recited Jaya Mangala victorious verses. Then,
the marble rock to be carved into the sitting Buddha image was conveyed to the venue where it
will be paid homage. Part-2 reserve rock for the Buddha image weighing 563 tonnes and part-4
rock weighing 800 tonnes were conveyed by the modular trailer from Simikhon port on 20 March.
They arrived at the Mingala venue of Nay Pyi Taw Council Area on 25 March. — MNA

19. März 2021

Das nebenstende Gedicht (bitte klicken, um zu vergößern) stammt von einem sehr guten Bekannten von mir, dem Inhaber der Pansodan Galerie und Erfinder einer Vielzahl von kulturellen Aktivitätem, zu denen auch die Verbreitung von Einsichten über die Geschichte Myanmars gehört.

Wenn ich sein Gedicht richtig verstehe, sieht er die Geschichte des Landes als eine von Helden - und heute sind das die "fallen heroes", die sich in den Protesten gegen den Militärputsch auf die Straßen begeben haben.

Der "Krieg in den Köpfen" in Myanmar, den ich vor einiger Zeit im Blick auf das Verhältnis von Birmnen und Nicht-Birmanen im Land zu beschreiben versucht habe, ist nun zu einem Krieg auf den Straßen geworden. Es ist jetzt - auch - ein Kampf zwischen ethnischen Birmanen und ethischen Birmenen, der von beide Seiten offenbar kompromisslos geführt wird. Die dabei auf den Straßen eingesetzten Mittel sind unterschiedlich, die Haltung in den Köpfen scheint mir fast identisch.

Die absulote Komprisslosigkeit, die die politische Geschichte des Landes schon immer geprägt hat, ist die eigentliche Tragödie des Landes. Die jüngsten traurigen Ereignisse sind eine Fortsetzung der "Revolutionen" von 1988 und 2007. Diese Wiederholung deutet darauf hin, dass die  aktauellen Ereinisse inicht die letzten ihrer Art sein werden, wenn nicht Wege gefunden werden, eine Veränderung der politischen Kultur innerhalb des Landes in die Wege zu leiten. Hier findet sich eine kurze Übersicht über die bisherigen kommunikativen Katastrophen in Myanmar und ihre Folgen. Für

eine Veränderung ist es notwendig, dass auch im Ausland darüber nachgedacht wird, wie die absolute Konforntation zwischen den kämpfenden Parteien in Myanmar überwunden werden kann.

 

Die folgende Bildergalerie zeigt Fotos, die mir von einem meiner Facebook-Freunde zugeschickt wurden. Ich habe sie in der Reihenfolge heruntergeladen. in der sie mir geschickt wurden.

16. Februar 2021

Die Aktion des Militärs machte auf den ersten Blick keinen Sinn - es war ja schon an der Regierung beteilig und kontrollierte im Staatsapparat zentrale Positionen. Außerdem sollte den Militärs klar sein, dass die Nichtanerkennung der Wahl die "Suu Kyi Fans" vor den Kopf stoßen musste. Warm dann also die Mapnahme. Mit Hilfe der Berichte und Diskussionen mit Bekannten gab es eine wahrscheinliche Antwort: Das Militär war gekränkt darüber, dass die von ihm vorgebrachten Beschwerden wegen möglicher Unregelmäßigkeiten von Aung Sa Suu Kyi und der aus "ihren Leuten" bestehenden Wahlkommission nicht ernst genommen worden waren. Ein Kommunikationsproblem also - etwa wie das zwischen Eltern (Mutter Suu und Vater Tatmadaw), die sich nicht über die Erziehung ihrer Kinder einigen können. - Etwa feinsinniger argumentiert der folgende kleine Artikel, den ich am 16.2. fertig gestellt habe.

Failed Communication in Burmese Politics and the Need of Mediation

 


 

  1. The coup on February 1, 2021 and its background

 

On February 10, the Myanmar Times spoke about the formation on a "negotiation team" to prepare for talks between the military and the National League of Democracy (NLD) after the declaration of a state of emergency by Tatmadaw leadership on February 1. On that day, the new parliament was to take their positions, as they were elected on November 8, 2020 in the third general elections under the provisions of the Tatmadaw-designed constitution of 2008. Regardless of the success of the initiative, the news confirmed the assessment by many analysts that the military's action – called by most observers a coup d'etat – was preceded by a severe failure in communication between Aung San Suu Kyi, heading the NLD and the civil wing of the government as State Councillor and Sr.-Gen. Min Aung Hlaing, Supreme-Commander of the armed forces who - according to his announcement - took over as government head for a period of one year when the next elections would be held.

 

The communication issues were caused in relation to the claims of the Tatmadaw leadership and two parties close to it that there were irregularities during the election process that had to be investigated, since the new parliament was convened to begin, with the election of a new presidential team. The elections had been won convincingly by the NLD by an even -greater margin than five years previously. Numerically however, the changes were insignificant - the NLD just won three more eats both in the House of Representatives (Pyithu Hluttaw) and the House of Nationalities (Amyotha Hluttaw) each, with the USDP losing four seats in both chambers. The USDP had won the majority in 2010 in the absence of the NLD, which boycotted the polls because of the "undemocratic" substance of the 2008 constitution drafted by the military.

 

The military did not claim that the alleged fraud might have led to a fundamental change in the distribution of seats. Rather, that its investigation had shown many flaws in the voters lists prepared by the Union Election Commission appointed by the civilian wing of the government. The November elections thus had not changed the power balance between the civilian party and the Tatmadaw, which still commanded the greatest opposition bloc in all parliament, with 25% of members appointed by Min Aung Hlaing with great sway given to the military in the constitution.

 

Given these facts, a failed compromise on how to deal with the Tatmadaw's allegation might have caused the military to take over all government functions as a reaction to a lack of respect paid to its perceived role of the "father of the nation" by Aung San Suu Kyi whose elections victories since 2012 - preceded by the result of the 1990 polls - prove that she is seen as the "mother of the nation" by the great majority of the people of Myanmar. In view of the personality-centered character of Myanmar politics, the recent coup might be regarded as a failure of the two parents of the country to reach a compromise in dealing with the father's allegation about an election process supervised by the mother. If that would be the case some kind of mediation might be helpful.

 


 

  1. Personal Antagonism and its Consequences

 

It can hardly be proven that such a personal communication failure played a core role in motivating the military leader to act in the way he did. We cannot fully read the minds of the actors. Even if we could make a reasonable guess based on their previous behaviour, other factors might have played a role, as well. What is evident, however, is a long history rivalry between the country's political leaders that could not be negotiated, leading to disastrous results for the political development of the country. Interestingly, a number of them happened in connection with elections. A short overview might be helpful to better understand the present crisis.

 

The Expulsion of Thakin Than Tun’s Communist Party. On October 20,1946 - only some weeks after he had been appointed de-facto Prime Minister of Burma - Aung San explained in a lengthy speech why he had expelled the Communist Party of Burma headed by his brother-in-law Than Tun from the AFPFL. He used political arguments, but in the end, he labelled the communist leaders personally as "dirty people". Than Tun and Aung San had closely cooperated with each other since the end of the 1930s. In 1939 they had co-founded a communist cell, during the war they had not just married sisters but served as ministers in the Burmese government headed by Ba Maw. They were co-founders of the AFPFL, but were apparently unable to settle their different political views. The end result was the first outbreak of civil war.

 

The disagreement at the London Conference of January 1947. Aung San headed the six-member delegation representing different Burmese political groups and appointed members of the Governor's Council that had travelled to London to negotiate the terms of Burmese independence with the British government. The conference lasted from January 13 to 27, 1947. The Burmese delegation stayed at the same hotel and had plenty of time to discuss about the details of the agreement to be adopted. On the final day, the British members of the negotiation team were surprised to learn, that the two members of the Burmese delegation that were not related to the AFPFL, Ba Sein and Galon U Saw, did not sign the agreement. The surprise was because the two men had not voiced opposition to the Burmese delegation's demands brought forward by Aung San. Aung San was quoted saying: “Let them resign [from the Council] and say … that they don’t take any responsibility for it.”

 

As a consequence, the two leaders and some other groups boycotted the elections for the Constituent Assembly taking place in April 1947. On July 19 of the same year, Aung San and members of the Burmese cabinet were killed by gunmen employed by Saw.

 

The precedents of the AFPFL split. The general elections of 1956 resulted in another clear victory of the AFPFL in terms of seats won in parliament but in a loss of voters and the emergence of a rival political bloc. Prime Minister Nu reacted with a one year stepping-down from his government post in order to "purge" the AFPFL from "bad elements". After his early return in early 1957, a serious disagreement occurred between him and Kyaw Nyein, his long time confidant and ally whom he knew well since their university days. In a letter made public one year later, Kyaw Nyein called Nu a "dictator" (anashin) of the League, a term that carries different connotations in Burmese than in Western languages. Nu responded and pointed to mistakes of Kyaw Nyein in a rice deal with China that had caused Nu to lose face in his talks with the leaders of the great neighbour.

 

These differences widened and resulted in the AFPFL split of 1958 that again resulted in Nu's "invitation" of Ne Win of heading a caretaker government to organise the next elections. The events of 1958 were called then as a "constitutional" coup. The Tatmadaw organised free and fair elections, resulting in a landslide victory of Nu's faction and in the defeat of his rivals. A main factor was the alleged closeness of Kyaw Nyein and his co-leader Ba Swe to the military.

 

The coup of 1962. It took place during a National Convention that was to discuss the amendment of the constitution to meet the demands of the non-Bamar ethnic nationalities for a more federal structure of the Union of Burma. The speeches given on the first days of the meeting showed that there was a complete dissent between the Bamar delegates including the leftists and the AFPFL fraction of the League and all speakers of the ethnic groups. Absolutely no compromise was in sight and the army started the experiment of “the Burmese way to socialism”.

 


 

  1. The lack of a spirit of compromise

 

The list of fractions and splits in which the lack of personal communication between political leaders plays a role could easily be prolonged. Obviously, since independence, no common ground exists on which political differences could be dealt with in in peaceful manner. The constitutions did not provide such a platform. The first two were ended by military coups, both preceded by different types of civil unrest. The "mini-coup" of February 2021 can be seen as an attempt of the military to maintain the basic law that had been drafted by the armed forces and which institutionalised a parliamentary opposition of appointed military men as a substitute of the missing emergence of such a force in all previous elections. On may speculate that in on year's time the party landscape in Myanmar might change considerably and the next elections would result in an outcome of military proxy parties.

 

It therefore seems that Myanmar's recent history is caught in a series of vicious circles. Mediators could help to make an end to that cycle. It is doubtful that Ko Ko Gyi, member of the 1988 student group and long time political prisoner under the SLORC/SPDC regime, who was named in the above mentioned article as the head of the negotiation team is the right person for such an ambitious attempt of mediation. A team would be needed composed of Myanmar and international members. ASEAN could take the initiative and I would suggest that some religious leaders should be included in the Myanmar team.

 


 

Hans-Bernd Zöllner - 16.2.2021

 

1. Februar 2021

Am 1. Februar sollte das am 8. November gewählte Parlaments zusammentreten, um ie Vorbreitungen für die Neuwahl des Präsidenten und seiner zwei Sellvertreter zu beginnen. Am Morgen dieses Tages verkündte das Militär unter Berufung auf die Artikel 417 und 418 den nationalen Notstand für ein Jahr und überbahm unter der Bezeichnung State Administration Council unter Vorsitz von Sen.Gen. Min Aung Hlaing die Regierungsgeschäfte. Als Grund wurde in einer Verlautbarung angegeben, dass die Wahlkommssion und die Regierung den Vorwürfen von Wahlfälschung nicht ordnungsge,äß nachgeganmgen seien. Aung San Suu Kyi, der Präsiden und zahlreiche Parlamentarier und wurden festgenommen bzw. unter Hausarrest gestellt.

Kurze Zeit später begannen in vielen Städten des Landes Demonstrationen gegen den Putsch

Dezember 2020

Am 7. Dezember starb David Arnott, der Gründer der Online Burma Library (OBL). Auf die finanzielle Notlage des Projektes, die auch den Lebensunterhalt der Mitarbeiters betraf, wurde hier im Mai hingewiesen. Im Folgenden findet sich ein Nachruf, der von mir für den Newsletter des Myanmar Instituts geschrieben wurde.

Am Montag, dem 7. Dezember, starb David Arnott in seiner Wohnung im thailändischen Mae Sot, das an der Grenze zu Myanmar liegt. Er war der Gründer und Manager der Online Burma Library (OBL). Sich selbst bezeichnete er als deren "Bibliothekar". Die Bibliothek enthält die weltweit größte Sammlung von Dokumenten zu Birma/Myanmar, die online zugänglich ist (https://www.burmalibrary.org/en), etwa ein Drittel davon in der Landessprache. Der Aufbau und die Pflege der Bibliothek ist fast ausschließlich der Tätigkeit des Gründers zuzuschreiben. Ich habe ihn 2002 kennen und schätzen gelernt und war mit ihm seitdem in einem - zeitweise sehr lockeren - Kontakt.

 

David Arnott wurde am 13. Oktober in Dewsbury, West-Yorkshire geboren. Er studierte Sprachen an der Universität von Reading und ging danach - wie viele andere junge Leute in den 1960 und 1970 Jahren - auf Reisen. Zu seinen Unternehmungen gehörte, dass er eine Reihe junger Leuten in einem Kleinlaster in die UdSSR chauffierte und auch wieder zurück. Auf Ibiza lebte er einige Monate ganz allein ein mönchisches Leben. Diese Zeit seines Leben ähnelt einer Pilgerreise durch alternative Lebensformen auf der Suche nach einem Sinn für sein Leben. Den fand er für sich dann in einem sozial engagierten Buddhismus.

 

Von den 1980er Jahren an war er in London als Gründer bzw. Mitgründer einer Reihe von Organisationen aktiv. Die erste war die Buddhist Peace Fellowship im Jahr 1983, die 1989 ein Teil des International Network of Engaged Buddhists (INEB) wurde. Schon ab 1987, also ein Jahr vor dem Volksaufstand, begann er sich im Zuge der Gründung der Burma Peace Foundation auf das heutige Myanmar zu konzentrieren. Die Organisation wurde zusammen mit dem in England lebenden Mönch Rewata Dhamma gegründet, der später einen Versuch machte, zwischen dem SPDC und Aung San Suu Kyi zu vermitteln. Von 1994-1996 lebte er dann in New York und organisierte Material für UN Organisationen zu Myanmar und brachte birmanische Demokratieaktivisten mit UN-Vertretern in Kontakt . Dann wechselte er nach Genf, wo er in Kooperation mit dem europäischen Birma-Netzwerk Lobby-Arbeit für die Sache Birmas machte. Weiter organisierte er Konferenzen zum Tourismus und zu der Lage der Menschenrechte der nicht-birmanischen ethnischen Gruppen im Lande.

 

Am 1. Oktober 2001 war dann im Internet die Nachricht zu lesen "Online Burma Library Hits the Street" (https://www.burmalibrary.org/reg.burma/archives/200110/msg00002.html). Sie wurde vom "Bibliothekar" als eine Online-Datenbank vorgestellt, in der Links zu Tausenden von - klassifizierten und erläuterten - Dokumenten zu Birma enthalten waren. Für diejenigen, die die neue Bezeichnung "Myanmar" für das Land bevorzugten, wurde der Zugang über www.myanmarlibrary.org hinzugefügt. Dies war angesichts der Kontroversen über die Namensgebung - die USA nannten das Land im offiziellen Sprachgebrauch immer noch "Burma" - und auf dem Hintergrund der Aktivitäten des Gründers eine bemerkenswert Ansage politischer Neutralität.

 

Im September 2002 lernte ich David auf der Burma Studies Conference in Göteborg zum ersten Mal kennen, auf der er das Projekt vorstellte und für die Beschaffung weiteren Materials zur Weiterentwicklung des Projekts warb. Bei der Gelegenheit erfuhr ich, dass die Bibliothek auf politische Neutralität zielte, weil nur so Birma/Myanmar wirklich "demokratisch" werden könne. Schon in der ersten Bekanntmachung des neuen Unternehmens war als eine besonders wertvolle Dokumentensammlung die Burma Press Summary erwähnt, die Auszüge aus den englischsprachigen Veröffentlichungen der staatlichen Presseorgane Myanmars zwischen 1987 und 1996 enthielt.

 

In meiner Erinnerung war weder damals noch später von einer langfristig geplanten Finanzierung die Rede. Das geschah auch nicht, als ich eingeladen wurde, mich dem Kreis der ideellen Unterstützer der Bibliothek anzuschließen. Rückblickend habe ich den Eindruck, dass die Finanzierung des Unternehmens, die nicht nur Davids Lebensinhalt wurde, sondern auch die Beschäftigung war, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, nach dem buddhistischen Prinzip des "Gebens" (dāna) konstruiert war. Das Projekt lebte von spontanen Spenden.

 

2005 zog David nach Mae Sot um, das ein Hotspot birmanischer Exilanten war. Hier baute er mit Hilfe einiger birmanischer Mitarbeiter - eines potentiellen Nachfolgers, der angelernt wurde und eines Assistenten - die Bibliothek weiter aus, die laut einer ausführlichen Darstellung und eines Haushaltsplan für 2020/21 aus dem Mai 2020 Links zu ungefähr 60.000 Dokumenten enthielt. Zwei auf Stundenbasis bezahlte Mitarbeiter*innen in Myanmar kümmerten sich um Materialien in lokalen Sprachen. Ein Ausbau dieser Aktivitäten war angestrebt. Es war weiter geplant, eine Außenstelle der OBL in Myanmar zu eröffnen.

 

Die oben erwähnte aktuelle Darstellung des Projektes wurde unter dem Betreff "OBL Notfall" versandt. Es wurde berichtet, dass - da in letzter Zeit die Spenden zurückgegangen seien - "wir nicht in der Lage waren, die Mitarbeiter, einschließlich des Bibliothekars, voll zu bezahlen und somit pro bono arbeiteten." Als Lösung wurde genannt: " Der Bibliothekar sollte mehr fürs Fundraising tun, was er sehr lästig findet."

 

Meine auf diesen Notruf, auf den im Newsletter des Instituts im Mai hingewiesen wurde, erfolgte Korrespondenz mit David machte mir klar, dass es außer ihm niemand gab, der für die Finanzierung der OBL verantwortlich war und dass es offenbar für ihn Probleme gab, an Einzahlungen auf sein Konto in der Schweiz heranzukommen. Später teilte er mir mit, dass er krank sei und mir deshalb auf eine Frage erst später antworten könne. Ich erinnerte mich daran, dass ich bei einem Treffen auf einer Konferenz im Jahr 2014 festgestellt hatte, dass er sichtbar unter den Folgen eines Schlaganfalls litt. Kurz darauf erreichte mich die Nachricht von seinem Tod.

 

Am 26. Dezember fand seine Beerdigung statt. Da die britische Botschaft keine Verwandten von ihm ausfindig machen konnte -seine einzige Schwester war vor ihm gestorben - gab es niemand, der ihm einen vollen buddhistischen Abschied von dieser Welt hätte zukommen lassen können. Er wurde also nicht verbrannt und seine Asche wurde nicht, wie er es vielleicht gewünscht hätte, über dem Moei Fluss ausgestreut. Das Krankenhaus, in das sein Leichnam gebracht worden war, veranlasste eine Beerdigung, vor der drei buddhistische Mönche die Riten vollzogen.

 

David Arnott war also Zeit seines Lebens ein engagierter Einzelgänger. Sein Engagement wurde nach seinem Tod von zahlreichen seiner Freunde und Bekannten gelobt. Die Zukunft seiner Online Burma Library ist offen. Aktuelle Beiträge werden weiter eingestellt, aber ob sich jemand findet, der die "lästige" Aufgabe des Fundraising übernimmt, ist unklar.

 

Es könnte sein, dass es mit Davids Lebenswerk ähnlich ist wie mit manchen Errungenschaften von sozial engagierten Mönchen. Nach ihrem Tod wird ihre Erbe nur noch verwaltet.

 

Hans-Bernd Zöllner - 8.1.2021

 

November 2020

Trotz der Corona-Krise fand die Wahl am 8. November statt. Es hab keine Komplikationen. Die NLD erhöhte ohren Stimmenanteil gegenber der letzten Wahl noch. Zu Einzeljeiten des Ergebnisse siehe  die Angaben bei Wikipedia.

Mai 2020

Die Online Burma Library hat einen Hilferuf versandt. Das Budget für die nächsten beiden Jahre ist nicht gesichert und damit auch nicht der Lebensunterhalt von David Arrnott, dem Begründer der segensreichen Bibliothek und seiner Mitarbeiter, die in Mae Sot arbeiten und dabei sind, eine Zweigstelle in Yangon zu eröffnen. Die Internet-Bibliothek ist 2002 ins Leben gerufen worden mit dem Ziel, Mterial über die Politik und Geschichte Myanmars ins Netzzu stellen, das dazu hilft, sich ein unabhängiges Bild von der Lage im Land zu machen. Der "Hilferuf" und die ihm vorangehenden ausführlichen Informationen über den Stand des Projekts finden sich hier.

März 2020

Die Corona-Krise hat mittlerweile auch Myanmar erreicht. Die ersten Fälle wurden bestätigt -  überwiegend Reisende aus dem westlichen Ausland. Aus dem Grenzgebiet zu China, in dem die die Regierung wenig Einfluss hat, gibt es keine Nachrichten.

Ich nutze den unfreiwilligen Hausarrest dazu, eine kleine Serie zu Wahlen in Myanmar zu schreiben und dabei das bei mir gestapelte Archivmaterial zu nutzen. Der Entwurf der ersten drei Essays zu den in der Koloialzeit abgehaltenen Wahlen ist fertig. Rückmeldungen sind sehr erwünscht!

Was mich angeht, so ist u.a. ein Vortrag ausgefallen, die ich Mitte März in Basel zum Thema Buddhismus und Gewalt halten sollte, wobei ich die Rohingya-Krise als roten Faden genutzt habe. Hier sind Text und die dazu gehörenden Slides.

Dezember 2019 / Januar 2020

Über die Jaheswende war ich widdre in Myanmar, um meine Studie zum Industrial Training Centre in Sinde vorzustellen. Das geschah in doppelter Weise. Am 28. Dezember fand auf dem Schulgelände die 40 Jahr-Feier statt.  Dort wurde auch eine Langfassung der Studie vorgestellt (das Titelbildentstand bei der letzten Jubiläumsfeier vor fünf Jahren. Einige Bilder der diesjährigen Veranstaltung, die wieder von ca. 1.800 Menschen besucht wurde, finden sich in der folgenden Foto-Galerie.

Am 9. Januar gab es im Goethe-Institut eine Veranstaltung, auf der eine Kurzfassung der Studie der Öffentlichkeit präsentiert wurde, die von der Beratungsfirma Covenant Consult herausgebracht wuoden war.

Der Text der Broschüre unter dem Titel "Learning from History?" ist als pdf-Datei hier zu finden, die ausführlichere Darstellung ist für 10 Euro bei mir erhältlich - sobald ich einige weitere Exemplare aus Myanmar erhalten habe. Die Studie ist in jeder Hinsicht gewichtig.

Dezember 2019

Vom 10.-12. 12. fand vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag die erste Verhandlung zur Anklage Gambias gegen Myanmar statt, die auf Völkermord an den Rohingya lautet. Aung San Suu Kyi, Außenministerin und Staatsrätin, war dazu angereist, um ihr Land gegen den Vorwurf zu verteidige. Das war aus meiner Ansicht nach konsequent. Sie wird von der Bevölkerung "Mutter Suu" genannt und die Mehrheit dieses Volkes ist der Meinung, dass die aus Rakhine geflüchteten Rohingya ebenso wie die, die noch im Lande geblieben sind, nicht zu den "indigenen Bewohnern" des Landes gehören. Sie hat denn auch argumentiert, dass die Streitkräfte ihre Landes 2016 und 2017 auf Angriffe muslimischer Rebellen geantwortet hätten. Wenn dabei das Prinzip der Unverhältnismäßigkeit verletzt worden sein sollte, würden die Schuldigen zur Verantwortung gezogen und vor ein Kriegsgericht gestellt.

Ihr Auftritt brachte Myanmar einmal wieder in die Medien. SPIEGEL Online stellte fest, dass sie vor Geicht als "Marionette des Militärs" aufgetreten sei und diese Vermutung wurde mir von der ZDF Redakzion in Sinpaur als ine Frage vorgelegt, die ich in einem Interview beantworten sollte.Es kam dann auch ein Dreierteam in unser Haus und ich beantwortete die Frage, dass ich Aung San Suu Kyi für eine "Überzeugungstäterin" halten würde und diese Bezeichnung daher als Beleidigung eingestuft werden lönne.

Diese Antwort wurde dann eber ebenso wenig gesendet wie meine Antworten auf andere Fragen. In der HEUTE Sendung vom 11.12. kam ich mit einem - ziemlich belanglosen - Satz zu Wort ("Aung San Suu Kyi und das birmanische Militär ind aufeinander angewiesen"), Immerhin erfuhren die Zuschauer, dass ein "Pubublizist nd Myanmar Experte" namens Hans-Bernd Zöllner existiert. Der Bericht war auch sonnst eher sachlich-nichtssagend.

Meine zentrale Frage in dieser Sache, die ich der - was Myanmar anging ganz ahnungslosen - Interviewerin und in einer Mail auch der Redaktion in Singapur mitteilte, war und ist:  Wem nützt die Verhandlung? Meine Antwort: Sie nützt den Betrofffen gar nichts, sondern schadet ihnen eher, weil sie die Konfrontation zwischen Myanmar und seinen Anklägern noch verschärft und damit die Aussicht auf Kompromisse weiter verringert. Profizieren mag Gambia, das mit der Anklage seinen bisher schlechten Ruf in Sachen Menschenrechten aufpoliert, die Organisation Islamischer Staaten und den vielen anderen Anklägern Myanmars. Er hilft vielleicht auch der Partei Aung San Suu Kyis, die Wahlen von 2020 zu gewinnen - und dem Militär Myanmars, das im Volk nach wie vor eher unbeliebt ist.

Die Absurdität der Situation lässt sich daran verdeutlichen, dass ja bisher kaum jemand von den 700.000 Geflüchteten zurückgekehrt ist, und das trotz eines Abkommens zwischen Bangladesh und Myanmar, das kurz nach der großen Fluchtwelle 2017 abgeschlossen wurde. Wie sollte auch jemand freiwillig in ein Land zurückkehren, von dem eine UN-Untersuchungskommission sagt, dass es die Rohingyas ausrotten wolle. Und umgekehrt kann man sich schwer vorstellen, dass ein Land, dass des Völkerordes angeklagt ist, bereit sein könnte, plötzlich eine Million neue Staatsbürger aufzunehmen.

Solche Gedanken habe ich auch einem Mitarbeiter des ARD-Büros in Brüssel mitgeteilt, der auch die Aufgabe hatte, mich für ein Interview zu gewinnen. Ich habe ihm mitgeteilt, dass meine Einschätzungen nicht so "mainstream" seien und das ein wenig konkretisiert. Daraufhin hat sich der Anrufer nicht mehr gemeldet.

Immerhin gab es ein kleines mediales Trostpflaster: hr-iNFO hat mich live interviewt, da konnte ich ein wenig von dem sagen, was ich denke.

Im Großen und Ganzen aber bestätigen die Erfahrungen dieser Tage meine Einschätzung des dominierenden Medien unseres Landes im Blick auf komplexe Sachverhalte. Es wird nur die Oberfläche abgebildet, Hintergrundinformationen gibt es den Sendungen für wissbegierige Außenseiter. Und das heißt, dass die Mainstream-Berichterstattung über die Verhandlung in Den Haag auch dazu beiträgt, den Rohingya NICHT zu nützen.

 

 

Oktober 2019

Das Manau Symbol, das die Einheit aller Kachin versinnbildlicht
Das Manau Symbol, das die Einheit aller Kachin versinnbildlicht

Vom 1. bis zum 6. Oktober fand in Myitkyina, der Hauptstadt des Kachin-Staates eine Konsultation mit Christen aus dem Staat statt, in der es um die  Verknüpfung der traitionellen Kultur mit dert christlichen Botschaft ging. Seit der Ankunft der ersten amerikanischen Missionare Ende des 19. Jahrhunderts fast alle Kachin im Lande Christen, wobei die Schaffung einer einheitlichen Schriftsprache durch die Übersetzung der Bibel in einen der im Lande gesprochenen Diakelkte eine wesentliche Rolle spielt. Folglich haben auch die Organisationen wie die Kachin Independence Organisation (KIO) und ihr militätischer Arm, die KIA , die sich sich seit 2011 wieder im Bürgerkrieg mit dem birmsanischen Mittä befinden christliche Führer, die vorwiegend Baptisten sind. Einzelheiten zu den Tagen in Myitkyina finden sich in meinem Reisebericht mit dem Titel "Jade und Jehowa"..

 

Juli 2019 - Sommerloch mit Füllung

In Myanmar bewegt sich nach wie vor wenig. Die Arakan Army ist weiter aktiv und jetzt auch im Chin-Staat unterwegs, einem Minister im Kabinett des Landes wurde "erlaubt zurückzutreten". Gegen ihn waren Korruptionsvorwürfe erhoben worden. Es handelt sich um den Industrieminister Khin Maung Cho, der letztlich für die von mir untersuchte Berufsschule in Sinde zustädnig war, wo seine Frau ausgeblidet wurde. Er wird bei der Jubiläumsfeier zum 40. Jahrestag der Eröffnung Ende Dezember nicht dabei sein. Die Redaktion des Magazins von web.de hat - wahrscheinlich zur Füllung des Sommerlochs - einen Artikel zur Frage in Auftrag gegeben, warum Buddhisten Muslime hassen. Das hat mit ein Interbiew eingebracht. Das Ergebnis ist hier zu besichtigen.

Schließlich: Es gibt einen neuen Beitrag im Biographie-Projekt, Nr. 11 mittlerweile, über DEN Mäeryrer der Karen, Saw Ba U Gyi. Weitere Texte sind in Vorbereitung - und weitere Autorinnen und Autoren sind herzlich zum Mitmachen eingeladen. Bitte melden!

April 2019

Kurz vor Ostern habe ich an der Uni Hamburg einen Vortrag zu den Hintergründen der Vorgänge gehalen, die zu den Flucht von 7000.000 Muslimen von Myasnmar nach Bangledesch geführt haben. Die Folien der Präsentation zum "Historical Conflict Mapping" finden sich hier.

2019 - 14. Februar

Heute bekam ich eine Mail, die mich auf einen Artikel hinweist, in dem mein Buch "Das Totenschiff" lobend erwähnt wird, allerdings mit dem Zusatz, dass der Inhalt des Beitrags "Pegida-nah" ist. Die Lektüre -https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/terroristen-opfer-fluechtlinge-wer-sind-die-rohingya/ - zeigt mir, dass da ein Fall von stark "vergiftetem Lob" vorliegt. Die Verlegerin des Buches hat die Wirkung des Artikels auch gespürt: Acht Bestellungen sind eingegangen und sie hat die Kommentare auf der Website von "Tichys Einblick", einem Portal, das sich selbst "liberal-konservativ" nennt, gelesen. Sie ruft mich erschrocken an. Ich setze mich an den Computer und schreibe einen Kommentan. Hier ist er:

 

Der Artikel “Woher kommen die Rohingya?” von Sebastian Sigler tarnt sich als Buchbesprechung meines Buches „Das Totenschiff“. Der Verfasser hat beim Verlag ein Rezensionsexemplar bestellt und es auf Kosten des Verlages erhalten. In Wirklichkeit wird das Buch für die islamfeindliche Haltung des Verfasser als Beleg benutzt.

Der Artikel ist voll von vergiftetem Lob. Dies Gift erzeugt Übelkeit. Der Verfasser instrumentalisiert meinen Versuch, die Komplexität der Problematik historisch "aufzudröseln" als Beleg für seine These, dass die Problematik in Rakhine, dem westlichen Bundesstaat Myanmars, in den "medinischen Suren des Koran" wurzelt. „Der Islam“ ist also das Problem und eine seiner Auswirkungen ist die vom Verfasser beklagte „Opferrolle“ der Rohingya.

Wäre der Artikel eine Rezension, hätte der Untertitel meines Buches gewüdigt und nicht nur am Ende erwähnt erwähnt werden müssen. Er lautet "Die Tragödien der Rohingyas". In der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass der Plural – er fehlt in der bibliographischen Angabe – Absicht ist: Die mediale Darstellung des Konflikts auf verschiedenen Seiten haben wesentlich zu dem Unglück der Gruppe beigetragen. Ein Artikel wie dieser wirkt da verstärkend - ebenso wie eine Vielzahl von Stellungnahmen, die vorgeben, den Belangen der Rohingya zu dienen.

Eingeklemmt zwischen den antagonistischen Positionen von Islam-Gegnern und manchen Menschenrechts-Aktivisten sind die Geflüchteten in der Tat Opfer, und zwar auf Grund ihrer Staatenlosigkeit. Ihre Vorfahren lebten am Ende der Kolonialzeit - wie etwa auch die Palästinenser - „Erdbebenzone",unter der sich die sozio-kulturell-religiösen Kontinentalplatten von Süd- und Südost-Asien von Zeit zu Zeit übereinander schieben. Wer sich auf dieser Zone befindet, lebt auf unsicherem Boden. Die Staatsgrenzen wurden fixiert, die auf dem Gebiet des buddhistischen Rakhine lebenden muslimischen Bewohner der Grenzregion gerieten zwischen Baum und Borke. Sie erhielten keine Ausweise, konnten also beliebig ausgewiesen werden  heute einmal wieder aus Bangladesch.

Sebastian Siglers Artikel ist somit Teil eines medialen Stellvertretungskrieges, in dem auf der einen Seite gegen "den Islam" und auf auf der anderen für die „Menschenrechte" gekämpft wird. Das ist ebenso makaber wie die Tatsache, dass es weder in der Konfliktzone noch bei uns Debatten ZWISCHEN den Protagonisten beider Seiten gibt.

Herr Sigler sollte Gelegenheit bekommen, seinen Standpunkt mit einem Vertreter etwa von Amnesty International  zu diskutieren. Da würde ich gerne zuhören.

Hans-Bernd Zöllner

 

22. Dezember

Der Titel des SPIEGEL, der heute im Briefkasten liegt, beschäftigt sich mit einer Erschütterung, die das Magazin im Kern getroffen zu haben scheint: Das Blatt hat Reportagen eines mehrmals preisgekrönten Mitarbeiters abgedruckt, die nun teilweise als Lügengeschichten enttarnt wurden. Auf dem Hintergrund meiner Zweifel an der Glaubwürigkeit der Medien habe ich aufmerksam gelesen, wie dieser "Fall" im Blatt bearbeitet wurde. Das Ergebnis ist ein Leserbrief zu 'Des SPIEGELs Kern'.

13. November 2018

Amnesty International teilt mit, dass die am 19.7.2009 an Aung San Suu Kyi verliehene Ehrnennung zu einer "QAmbassador of Conscience" auf Grund ihrer Haltung in der Rohingya-Krise zurückgenommen werde. Sie habe die in sie gesetzten Erwartungen niht erfüllt, heißt es. Ih erfahre davon durch den Anruf einer Mitarbeiterin  der Heute-Radaktion des ZDF, die mich fragt, ob ich dazu ein Interview geben kann. Klar. Das Gespräch mit ihr macht mal wieder klar, dass sie von der Lage im Lande nichts weiß, aber die Mainstream-Meldungen für zuverlässig hält. Sie lässEinige Stunden später erhhalte ich die gekürzte Transkription des Interviews mit der Bemerkung, meine Aussagen seien doch arg pro-Suu Kyi. Ob ist da noch nachbessern könne. Ich versuche, den Text  etwas ausgewogener zu gestalten. Hier ist das Endergebnis.

Beim Lesen der Einleitung fällt mir ins Auge, dass die in der Publikumsgunst gefallene Heldin in der von mir nicht gegengelesenen Einleitung als "Staatssekretärin" Myanmars bezeichnet wird und dass einige Behauptungen aufgestellt werden, die ich im Gespräch zu relativieren versucht habe. Ich teile das der Mitarbeiterin mit und danke für ihre Mühe. Ich hatte schon vorher angeregt, der Komplexität des Themas eine eigene Sendung zu widmen.

Prognose: Bei nächster Gelegenheit wird über Myanmar berichtet wie bisher. Die Mainstream-Berichterstattung hält Kurs und garniert sich von Zeit zu Zeit mit alternativen Ansichten. So entsteht der Anschein von Ausgewogenheit.

27. August 2018

Heute brachten die Nachrichten in Rundfunk und Fernsehen mal wieder etwas über die Rohingya Krise: Der Bericht einer Fact-finding Mission des UN Human Rights Council in Genf schlägt vor, die Militärführung Myanmars vor ein internationales Gericht zu stellen. Ich fand den Bericht ziemlich hanebüchen, habe eine kurze kritische Analyse dazu verfasst und sie an das UN-Büro in Genf und einige Nachrichtenagentenuren geschickt. Das wird keine Folgen haben, gibt mir aber das gute Gefühl, etwas getan zu haben.

Juli 2018

Ende des Monats kommt mein neues Buch auf dem Markt.

Titel: Das Totenschiff.

Untertitel: Die Tragödien der Rohingya

Unteruntertitel: Eine historische Collage

Der Titel ist dem Roman von B. Traven aus dem Jahr 1926 übernommen, in dem das - damals noch ziemlich neue - Schicksal der Staatenlosigkeit beschrieben und kommentiert wurde. Mein Buch versucht, in fünf Abschnitten einige Etappen der historischen Emntwicklung nachzuzeichnen, die zu der heutigen Tragödie der staatenlosen Rohingyas geführt haben. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die mediale Repräsentanz der Rohingya seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gelegt. Das Buch erscheint bei regiospectra in Berlin und kann über den Internet-Shop des Verlags oder über den Buchhandel (ISBN 9783947729012) bestellt werden und - wenn's nicht anders geht - auch über Amazon.

Juni 2018

Das Buch erschien schon im März, aber ich habe es erst im Juni entdeckt. Es wurde von einer amerikanuischen Erziehungswissenschafttlerin und Myanmar-Expertin geschrieben, sie ich sehr schätze. Rosalie Metro hat lange mit birmanischen Flüchtlingen zusammen die Möglichkeiten erforscht, Geschichte als Medium zur Reduzierung ethnischer Konflikte in Myanmar zu nutzen. Nun hat sie einen ersten Roman geschrieben, der im Jahr 2012 spielt und den Konflikt zwischen Buddhisten und Muslimen in Myanmar zum Thema hat. Es handelt sich dabei meinesw Erachtens um die beste Darstellung auch des Rohingya-Konfliktes, die es gibt. Das Buch erzählt, vermittelt dabei eien Menge Informationen, aber es wertet nicht. Hier findet sich eine Rezension von mir in englischer Sprache.

März-April 2018

Kurz vor dem birmanischen Neujahrsfest war ich für drei Wochen wieder in Myanmar. Dabei habe ich es endlich geschafft, den Circle Train zu benutzen, der in knapp drei Stunden 39 Stationen anfährt, und das mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometern. Ich bin in der Pazungdaung Station ein- und auch wieder ausgestiegen. Der Eingang zur Station war nicht so leicht zu finden. Die Station soll aber - so war in der Zeitung zu lesen - renoviert werden. Hier folgen einige Bilder, die auf der Fahrt am Samstag, dem 24. März entstanden sind.

März 2018

Am 9. März fand in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin eine intägige Veranstaltung zur Rohingya Problematik statt, an der auch fünf Birmanen teilnahmen, die voher an einem Treffen mit der UN-Menschenrechtorganisation in Genf teilgenommen hatten. Aus diesem Anlass habe ich mich mal darüber informiert, in welchen Zusammenhängen und zu welchen Zeiten der Begriff "Völkermord" (genocide) im Blick auf Birma/Myanmar auftaucht. Das Ergebnis findet sich hier.

Mitte Februar 2018

Die Auseinandersetzung um die Deutungshoheit des Konfliktes in Myanmar geht auch im neuen Jahr weiter und wird nicht hübscher. Die "Pro-Rohingya-Fraktion" hat eine Rufmordkampagne gegen meinen Freund Jacques Leider gestartet, um zu verhindern, dass er für die Oxford University Press einen Artikel über die Rohingya zu schreiben. Jacques ist der beste Kenner Rakhines und in der Folge auch der Problematik des Konflikts der dortigen Volksgruppen und ein vollkommen unbestechlicher und unabhängiger Geist. Er wird jetzt als Freund der Junta verunglimpft. (http://www.rohingyablogger.com/2018/02/regarding-oxford-university-press.html)

Eine treibende Kraft hinter der Aktion ist Maung Zarni, ein Aktivist aus Myanmar, der seit Jahren davon besessen ist nachzuweisen, dass das von ihm gehasste birmanische Militär von langer Hand einen Völkermord gegen die Rohingya geplant hat und diese Pläne jetzt verwirklicht werden. Dazu hatte er  2015 eine erste Konferenz in Oslo mitorgansiert, die in dem Institut begann, in dem die Friedensnobelpreise vergeben werden. Meine dort gemachten Erfahrungen waren für mich sehr lehhreich.

Nun ist für den 26. Februar ein Remake der der Oslo-Konferenz in Berlin geplant, und zwar im Jüdischen Museum (https://docs.google.com/document/d/1g0Q96OqpzTx_W-nte7iYrmu_TeFIwQ1arTELuls1Agw/edit). Damit wird das Geschick der Rohingya mit dem Holocaust verglichen. Das Muster der Veranstaltung gleicht dem in Oslo: Es wird ein ehrwürdiger Ort gesucht und gebucht und eine Reihe gutwilliger Prominenter werden gewonnen, die von der Sache, um die es geht, nicht viel verstehen. Das ist meines Erachtens ziemlich perfide.

Das habe ich einigen deutschen Teilnehmern auch mitgeteilt - und auch den für die Raumvergabe Verantwortlichen. Hier ist der Brief an das Jüdische Museum:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bestürzung habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie sich bereit erklärt haben, ihr Haus für die Veranstaltung am 26. Februar zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich hier um eine Propaganda-Veranstaltung, deren Vorläufer ich im Mai 2015 in Oslo besucht habe, mit der versucht wird, eine im Sinne der abendländischen Aufklärund völlig abenteurerliche Verschwöungstheorie in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Orgaqisatoren suchenl einen ehrwürdigen Ort – in Oslo war es das Nobel-Institut -  und gewinnen prominente und wohlmeindende Personen, diein der Regel von den komplexen Ursachen der Tragödien vor Ort nicht viel wissen können, als Unterstützer (s. meine Notizen zu der Veranstaltung in Oslo: https://www.zoellner-online.org/material/oslo/).

Die Theorie, dass es einen vom birmanischen Militär geplanten "sanften Völkermord" an den Rohingyas gäbe, ist weder historisch noch empirisch zu belegen. (Näheres gerne auf Anfrage - ich habe zu diesem Thema einen längeren Essay für die Berghof Foundation geschrieben).

Die Veranstaltung am 26.2. tarnt sich – wie ihre Vorgänger - als Konferenz, ist aber ein Tribunal, das aus lauter Anklägern besteht und schon in der Ankündigung eine Vorverurteilung des Angeklagten vorgenommen hat. Das Event hat also den Charakter eines Schauprozesses, bei dem die Vorgänge im Rakhine-Staat Myanmars in einen Zusammenhang mit dem Holocaust gebracht werden. Das ist sachlich mehr als fragwürdig und vor allem im Blick auf die betroffenen Rohingyas infam, weil es ihnen schadet, indem es die Unversöhnlichkeit zwischen den an diesem Konflikt beteiligten Lagern noch verstärkt. Im Blick auf Ihr Museum halte ich die Tagung auch für eine Verhöhnung der vom Nazi-Deutschland ermordeten Juden. Der "Holocaust" wird hier zu einem wohlfeilen Markenartikel degradiert

Mit welchen Methoden die Organisatoren der Veranstaltung arbeiten, wird etwa an einer gerade angelaufenen Rufmordkampagne gegen den besten wissenschaftlichen Kenner der Geschichte Rakhines deutlich, auf die Sie Jacques Leider ja schon aufmerksam gemacht hat.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Entscheidung, ihr Haus für diese mehr als fragwürdige Veranstaltung zur Verfügung zu stellen, noch einmal überdenken würden.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Bernd Zöllner

24.12. - Eine ziemlich unweihnachtliche Zwischenbilanz meiner Auseinandersetzung mit den Medien

Im Internet habe ich zu dieser bekannten Karikatur von Paul A. Weber - Titel: Das Gerücht - einen Text gefunden, den ich hier leicht abgewandelt wiedergebe

 

"Ein schlangenartiges Wesen schwebt an einem Hochhaus vorbei, in dem viele Gestalten auf das Wesen schauen und sich dabei zu ihm hin strecken. Manche von ihnen schweben schon auf das Wesen zu.

Es fällt auf, dass die Nase sehr lang und spitz gezogen ist. Dies steht dafür, dass es seine Nase überall hineinsteckt und die Wahrheit verdreht. Die großen Ohren, die oben spitz zulaufen, stehen dafür, dass es immer aufmerksam zuhört und die Ohren spitzt. Ebenfalls auffallend ist die spitze Zunge und das große Mundwerk, welche die große Klappe darstellt. Alle Menschen, die das Gerücht aufnehmen und weitergeben, schließen sich der Schlange an. So bekommt das Wesen mehrere Augen und sieht dadurch noch mehr. Schnell wächst das Gerücht.

Dabei gilt: Schlechte Nachrichten verbreiten sich schneller und besser, da sie aufregender und pikanter sind als sachliche Mitteilungen. Die vom Gerücht betroffene Person muss aber beim Publikum bekannt sein, damit die Leute sich dafür interessieren. Die Sensationslust ist auch ein wichtiger Punkt des Interesses, weil das Publikum sich daran erfreut." (http://www.mpg-trier.de/d4/main/madmax/m26/weber.htm).

 

Die auf diese Zwischenbilanz folgenden Texte - sorry: passende Bilder waren kaum aufzutreiben - befassen sich mit meinem ziemlich hoffnungslosen Kampf mit einem Gerücht, das in der Bundesrepublik und in weiten Telen der westlichen Welt seit Jahren unterwegs ist und das in jüngster Zeit besonders publikumswirksam verbreitet worden ist. Die von ihm betroffene Person ist Aung San Suu Kyi (der Kürze halber im Folgenden ASSK), die jetzige Führerin Myanmars und langjährige Opponentin einer Militärjunta, mit der sie jetzt zusammenarbeitet. Ihr ist - möglicherweise - folgendes widerfahren:

 

Das ihr angehängte Gerücht ist schon länger unterwegs und hat im Lauf der Zeit einige Metamorphosen durchlaufen. Es begann seine Karriere  Anfang der 1990er Jahre als  ASSK von heute uf morgen durch die Verleihung des Friedensnobelpreises in den Rang einer Kämpferin für Demkokratie und Menschenrechte erhoben wurde, die den Kampf gegen ein brutales Monster aufgenommen hatte, eben jenes Militär, mit dem sie jetzt kooperiert. Sie verdankte ihren frühen Ruhm vor allem der vermuteten Schlechtigkeit des Militärs, nicht ihren Erfolgen eines Widerstandes gegen dies Monster. Sie stand unter Hausarrest, konnte nur passiven Widerstand leisten und auch zu dem nur schweigen, was die Welt in sie hineinprojeizierte.

Das Gerücht konnte sichsomit  ungehindert verbreiten und fand Zulauf in Politik, Medien und bei vielen Menschen, weil kaum jemand etwas darüber wusste, was es mit dem fremden Land Myanmar, dem früheren Birma, denn auf sich hatte. So war und ist es bis heute nicht bekannt, dass sowohl "Demokratie" wie "Menschenrechte" in Myanmar - wie in benachbarten Ländern - etwas sehr anderes bedeuten können als hierzulande.

Es gab eine jahrzehntelange Konfrontation zwischen der "Schönen" - und tugendhaft Tapferen - und dem brutalen vielköpfigen militärischen "Biest". Das setzte dann 2008 eine Verfassung für das Land durch, die Demokratie versprach, dem Militär aber ein Vetorecht bei zentralen Entscheidungen und bis auf Weiteres eine dauerhafte Beteiligung an der Regierung zuerkannte.

Die ersten Wahlen nach Maßgabe dieser Verfassung im Jahr 2010 wurden von ASSK und ihrer Partei, der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) boykottiert, bei den Nachwahlen von 2012 traten dann aber beide an, obwohl die Verfassung nicht geändert worden war. Die NLD gewann haushoch und dasselbe wiederholte sich 2015 bei den landesweiten Wahlen, was der Partei die Möglichkeit gab, Spitzenämter der Regierung zu besetzen, allerdings in einer Art großer Koalition mit dem Militär, was vom Gerücht allerdings nicht als eine historische Leistung gewertet wurde.

Das war auf einen eindeutigen Sieg des Guten über das Böse fokussiert und verschwendete keine Zeit darauf, innezuhalten und zu überlegen, ob es nicht seine Richtung ändern sollte. Es erhielt nur Nahrung Wahlsieg nach dem fulminanten Wahlsieg vom April 2012 als im Juni des Jahres Unruhen zwischen Buddhisten und Muslimen im Westen des Landes  ausbrachen, unter denen - wie schon bei früheren Anlässen - vor allem Letztere zu leiden hatten. Das Gerücht sah daran nicht eine Auswirkung der von ihm nicht verstandenen Demokratie in Myanmar, durch die die Mehrheit der Buddhisten ermutig wurde, die schon immer ungeliebten Muslime jetzt einmal in die Schranken zu weisen, sondern als eine Bestätigung der finsteren Absichten des Militärs, das Land von Muslimen zu säubern, und zwar mit Hilfe buddhistischer Mönche. Als 2013 auch in Zentralbirma gewaltsam gegen Muslime und Moscheen vorgegangen wurde, war schon eine wissenschaftliche Untermauerung des Gerüchts in Arbeit, dass nämlich das Militär schon lange geplant habe, einen "slow burning genocide" der Muslime im Westen Birmas zu veranstalten. Eine entsprechende Arbeit erschien im März 2014 und wurde zwei Monate später der Öffentlichkeit in Oslo vorgestellt, und zwar an prominenter Stelle im Nobelinstitut, das ASSK 1991 den Friedensnobelpreis verliehen hatte (http://www.rohingya.se/2015/05/oslo-conference-on-rohingyas/)

Damit geriet die bis dahin strahlende Heldin in den Schatten, in den das Gerücht bisher allein das Militär gestellt hatte. Sie wurde beschuldigt, zu den Untaten zu schweigen. Dabei wies sie häufig darauf hin, dass es sich bei der Staatenlosigkeit der Muslime in der Grenzregion zu Bangladesch um ein ziemlich komplexes Phänomen handelte und bat - gegen den Widerstand einiger buddhistischer Hardliner - den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan um die Hilfe, mit Hilfe einer Untersuchungskommission Wege aus der Krise aufzuzeigen.

Einen Tag, nachdem die Empfehlungen der Kommission Ende August 2017 an die Regierung Myanmars übergeben worden waren, überfiel eine muslimische Rebellentruppe Polizeistationen im Grenzgebiet und tötete einige Polizisten. Dasselbe hatte sie schon im Oktober 2016 getan und damit die Flucht von etwa 70.000 Muslimen nach Bangladesch ausgelöst. Nach den erneuten Überfällen waren die Folgen viel dramatischer: Über eine halbe Million Menschen, also mehr als die Hälfte der msuslimischen Bevölkerung des Rakhine-Staates flohen ins Nachbarland, was eine katastrophale humanitäre Tragödie zur Folge hatte.

Das Gerücht sah in allem eine Bestätigung dessen, was es schon immer gewusst hatte. Das Militär des Staates Myanmar war gnadenlos und zahlreise Aussagen der Geflüchteten bestätigten ihm das. Nun geriet auch ASSK engültig auf die Anklagebank, nachdem man ihr bisher noch zugute gehalten hatte, sie sei gewissermaßen eine Geisel des Militärs. Die Stadt Oxford, wo sie studiert hatte, nahm eine Ehrung zurück, die sie vor 20 Jahren erhalten hatte und es wurden Rufe laut, sie möge auch den Nobelpreis zurückgeben. Es sei unerträglich, so einige auch in Deutschland ertönende Stimmen, dass sie nur um des Ehrgeizes willen, einmal Präsidentin des Landes zu werden, was ihr die vom Militär durchgesetzte Verfassung verbietet, fundamentale Grundwerte der Menschheit missachte.

 

Soweit eine aktuelle Deutung des Bildes. Ihr ist hinzuzufügen, dass jedes Gerücht auf Tatsachen beruht, denen allerdings andere Tatsachen entgegengehalten werden können, die das Gerücht außer Acht lässt. Insofern "lügen" Gerüchte nicht, sie verfälschen "nur" die Wirklichkeit.

Meine Auseinandersetzung mit deutschen Medien versucht, auf die Notwendigkeit einer ausgewogenen und kritischen Berichterstattung zu drängen, wobei "kritisch" das Element der Selbstkritik beinhaltet.

Die folgenden Texte enthalten eine kleine Dokumentation dieser Versuche, vermischt mit einigen eigenen Texten von mir zur Tragödie der Rohingya, die mit Schuldzuweisungen welcher Art auch immer nicht zu lösen ist. Was die betroffenen brauchen ist ein sicherer Ort zum Leben. Der ist allerdings - leider - auch an diesem Weihnachtsfest nicht in Sicht.

 

Wer die Geschichte meines kleinen "Kampfes" mit den Medien verbreiteten Gerüchten von Beginn an verfolgen möchte, muss bis zum Eintrag vom "August 2017" herunterscrollen. Die Berichte sind in schwarz wiedergegeben, die Schreiben der Medienvertreter in blau, meine eigenen Schreiben in rot.

17.12. - Ein Brief an Frau Prof. Käßmann und andere

Margot Käßmann ist auch Mitgerausgeberin von "Chrismon", einer evengalischen Zeitschrift, die einmal im Monat u.a. der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung beiliegt. In der Dezember-Ausgabe war darin ein langer Artikel über die Rohingya-Krise erschienem, verfasst von einer jungen, seit einigen Jahren in Yangon lebenden Journalisten, mit der ich auf ihren Wunsch im Oktober ein längeres Gespräch über die Krise und ihre Hintergründe hatte. Ich fand den Artikel völlig missraten. Er enthielt unter der Überschrift "Verblendet" eine Abrechnung mit der birmanischen Bevölkerung, die in meinen Augen deutlich machte, das die Autorin ebenso verblendet war wie die von ihr Portraitierten. Weiter hielt ich es für einen Skandal, dass ene renommierte Zeitschrift, die aus Mitteln der Evangelischen Kirche in Deutschland, also mit Kirchensteuern, finanziert wird, eine so einseitige und schlecht recherchierte Reportage abdruckt ohne zumindest auf andere Sichtweisen hinzuweisen. Meinem Schreiben an Frau Käßmann - und andere Herausgeber und die Cefredaktion - lag meine Mail an die Autorin bei sowie der kleine Essay zum Thema, den ich am Reformationstag verfasst hatte (siehe unten). Frau Käßmann war ja Botschafterin der Reformationsjahres 2017.

11.12. Was lange währt ...

Anfang Juni hatte ich ein mir von der Berghof Foundation übermittelten Honorarvertrag  für die Anfertigung eines etwa 25seitigen Papiers zum Thema "Rohingya" unterschrieben, dessen Entwurf bis Ende Juli des Jahres fertiggestellt werden sollte. Es sollte Teil eines größeren Projektes sein,mit dessen Hilfe "alternative Formen von Regierung und interner Friedensarbeit in Gesellschaften, die sich im Übvergang vom Krieg zu Frieden" befinden, erforscht werden sollte. Das Projekt war für drei Jahre (2012-2015) angesetzt, ich war also ziemlich spät angefragt worden.Mich reizte weniger das magere Honorar, sondern die Aussicht, mich näher mit dieser kniffligen Frage zu befassen, besuchte schon vor Vertragsunterzeichnung einen Rohingya-Kongress in Oslo und machte mich sofort an die Arbeit. Die zog sich dann allerdings in die Länge. Offenbar war das Gesamtprojekt aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten und wurde irgendwann ganz fallen gelassen. Dank eines hilfsbereiten Mitarbeiters der Stiftung wurde dann aber doch versucht, das Papier in einer ansprechenden Form fertig zu stellen und zumindest im Internet zu publizieren. Da ist es nun unter dem Titel "Caught between the Crocodile and the Snake. Contexts of the ‘Rohingya issue’" abrufbar.

Noch mal der 4.12. - Ein kleiner Erfolg in Westfalen

Ich erhielt heute den Anruf einer Redakteurin von "Unsere Kirche" (UK), einem Publikationsorgan der Evangelischen Kiurche Westfalens. Die Zeitung wolle etwas über die Ronhingya-Krise schreiben, wolle dazu einen Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) abdrucken zusammen mit einer Stellungnahme von mir. Die Anruferin hatte ein Interview mit mir im WDR gehört, in der ich meine alternativen Meinungen zum Thema geäußert hatte. Sie schickte mir den epd-Text zu, ich schickte ihn mit einigen sehr kritischen Kommentaren zurück. Darauf teilte sie mir mit, dass UK auf den Abdruck des epd-Artikels verzichten werde und statt dessen den Text eines Interviews mit mir veröffentlichen wolle. So geschah es dann auch. - Ich schickte den von mir kommentierten Text an epd und erhielt eine sofortige Rückmeldung, in der sich der Chefredakteur gegen meine Unterstellung verwahrte, der Bericht sei tendenziös. Die Verfasserin sei von einer "ausgewiesenen Kennerin der Situation in Myanmar" verfasst worden.

4.12. - Ping-Pong nach dem Nach-schlag zu einer vermuteten Falschmeldung in der Tagesschau

Ich habe dann angesichts der von mir als Falschmedlung angesehenen Nachricht vom 23.11. (siehe unten) noch einmal beim Chefredakteur protestiert. Der teilte mir dann in einem kurzen Brief mit, dass er die Kritik "zuständiger Weise an Herrn Marcus Bornheim von ARD-aktuell weitergeleitet" habe. Per Mail bekam ich dann am 1. Dezember eine Nachricht von der Zuschaurredaktion ARD-aktuell, auf die ich per Brief am 4.12. geantwortet habe. Es folgt die Korrespondenz - 1. Meine Kritik vom 24.11. - 2. Die Antwort der Zuschauerredaktion - 3. Meine Antwort auf die Antwort. (4. Fortsetzung nicht ausgeschlossen)

1. Meine Kritik an der Tagesschausendung vom 23.11.:

 

Betr.: Myanmar – Tagesschau vom 23.11.

Sehr geehrter Herr Cichowicz,

ich hatte mir ja vorgenommen, den NDR nicht weiter mit meiner Kritik zur Myanmar-Berichterstattung zu belästigen. Der gute Vorsatz wurde durch eine gestrige Tagesschau-Nachricht zunichte gemacht.

Thorsten Schröder verlas da nach der Meldung von dem Abkommen zwischen Myanmar und Bangladesch zur Rückführung der Geflüchteten: "Auslöser für die Massenflucht aus Myanmar war das gewaltsame Vorgehen der Armee gegen die muslimischen Rohingya."

Das ist bei milder Betrachtung ziemlich schlecht recherchiert. Es steht fest und wurde im September vor Ihrem Kommentar auch von Frau Ratzow bestätigt, dass „Auslöser der Massenflucht“ der Anschlag einer muslimischen Gruppe auf an die 30 Polizeiposten Myanmars an der Grenze zu Bangladesh war, auf den dann die Sicherheitskräfte Myanmars reagierten. Näheres dazu ist auch im Twitter-Account von ARSA, der muslimischen Heilsarmee, die beansprucht, ihren Glaubensbrüder zur Seite zu stehen:https://twitter.com/ARSA_Official?lang=de&lang=de.

Man könnte auch sagen, dass hier ein Fall von systemimmanenter tendenziöser Berichterstattung vorliegt. Das ist momentan meine Hypothese (vgl. https://www.zoellner-online.org/aktuell/). Sie können dazu beitragen, sie nicht zu einer empirisch belegbaren Theorie zu verdichten, wenn Sie dafür sorgen, dass die Meldung – in angemessener Form, der nicht direkt ein Widerruf sein muss – korrigiert wird.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

2. Die Mail der Zuschauerredaktion vom 1.12.:

Sehr geehrter Herr Dr. Zöllner,
vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 24.11.2017. Wir bedauern, dass Sie in dem von Ihnen kritisierten Beitrag zur Krise in Myanmar einen Fall von „systemimmanenter tendenziöser Berichterstattung“ sehen. Grundsätzlich bemühen sich die Reporter und Redakteure der ARD immer, möglichst gute journalistische Arbeit zu leisten und alle Aspekte des behandelten Themas angemessen zu beleuchten. Dazu gehört auch, Betroffene beider Seiten ausreichend zu Wort kommen zu lassen. Bei ihrer Arbeit verfolgen die Journalisten der ARD als oberstes Ziel, gründlich zu recherchieren, Fakten zu erhärten und sie verständlich darzustellen.
Die ethnischen Spannungen in Myanmar schwelen seit längerem und haben vielschichtige Ursachen. Und wie Sie in Ihrem Schreiben richtig dargelegt haben, haben wir auch mehrfach über die Anschläge muslimischer Gruppierungen berichtet.
https://www.tagesschau.de/ausland/myanmar-angriffe-101.html
https://www.tagesschau.de/ausland/rohingyas-105.html
Die Armee ist aber nicht nur gegen diese Gruppierungen, sondern auch gewaltsam gegen Dörfer und zivile Bewohner der Rohingya-Minderheit vorgegangen. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete das Vorgehen des Militärs als "ethnische Säuberung".
https://www.tagesschau.de/ausland/rohingya-147.html
Daher weisen wir Ihren Vorwurf einer "tendenziösen Berichterstattung" zurück. Anmerkungen wie Ihre helfen uns aber, die eigene Arbeit immer wieder zu überprüfen und noch besser zu werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns als kritischer Begleiter unserer Nachrichtenangebote erhalten blieben.
Mit freundlichen Grüßen
Publikumsservice ARD-aktuell

3. Meine Antwort auf die Antwort vom 4.12.

 

An den

Publikumsservice ARD-aktuell

Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg

 

Betr.: Myanmar – Tagesschau vom 23.11. - Ihre Mail vom 1. Dezember

 

Lieber Publikumsservice,

herzlichen Dank für die Mail – sie hat dazu beigetragen, meinen Horizont hinsichtlich des Beschwerdemanagements des NDR noch einmal erweitert. Eigentlich hatte ich nach dem Empfang eines kurzen Briefes von Herrn Cichowicz ja eine Antwort auf meine Kritik von Herrn Marcus Bornheim erwartet. Aber ich kann gut verstehen, dass auch der Publikumsservice des Senders rationalisiert werden muss.

Zur Sache: Meine Horizonterweiterung besteht darin, dass sich eine bisher nur vage These im Blick auf den Umgang mit Kritik an der Berichterstattung Ihres Senders in den Bereichen, von denen ich etwas verstehe, bestätigt. Die Qualität des Umgangs mit Beschwerden – Dank am Anfang, Bitte am Ende, wertschätzend, höflich - steht im krassen Gegensatz zum Inhalt der Aussagen in der Sache.

Meine Kritik richtete sich gegen den in der Tagesschau vorgelesenen von mir zitierten Satz, der eindeutig eine Falschaussage beinhaltet. „Auslöser“ der Massenflucht waren eindeutig die Angriffe von ARSA am 24.8., die „Ursachen“ liegen tiefer. Damit liegt hier ein Fall von Vermischung von Nachricht und kommentierender Bewertung vor. Die von Ihnen zurückgewiesene Behauptung einer „tendenziösen Berichterstattung“ ist in meinem Schreiben ausdrücklich als „Hypothese“ bezeichnet worden, die sich jetzt aber – siehe oben – in die Richtung bewegt, sich zu einer Theorie zu verdichten.

Zu dieser Theorie gehört, dass die Nachrichten, die Sie dem Zuschauer aus Myanmar zukommen lassen, mit Hilfe von zusammenfassenden „Glaubensaussagen“ wie der von der „ethnischen Säuberung“ bündeln. Sie „glauben“ der Aussage des UN-Generalsekretärs, der von New York aus die Lage in Myanmar ebenso wenig beurteilen kann wie Sie in Hamburg, der aber seinen eigenen Mitarbeitern glaubt, usw.

Aber noch einmal: Ich habe Kritik an einer falschen Nachricht geübt und eine Richtigstellung für wünschenswert gehalten. Wenn der NDR der Meinung ist, dass er „irgendwie“ schon mal alle Aspekte des Problems erwähnt hat, und dass mehr nicht zu machen ist, dann haben wir unterschiedliche Auffassungen von einem auch selbstkritischen Journalismus.

Kurz: Ich sehe nicht, dass Sie in Ihrer Antwort auf meine inhaltliche Kritik auch nur ansatzweise eingegangen sind. Daher werte ich den letzten Satz Ihrer Mail als eine Floskel, die Ihr Beschwerdemangement-Programm automatisch generiert.

gez. Hans-Bernd Zöllner

 

PS: Ich halte Ihrer Redaktion zugute, dass sie in Zeiten der anschwellenden fake news-Verdachtsfälle mit der gründlichen Bearbeitung einzelner Beschwerden überfordert ist. Auch den Kollegen vor Ort nehme ich nicht übel, dass sie die komplexe Problemlage in Myanmar den Zuschauern und -hörern nicht voll vermitteln können. Es wäre nur schön, wenn solche Überforderungen auch einmal zugegeben würden.

23. November - Nachschlag

Am Abend berichtet die Tagesschau über das Abkommen zwischen Myanmar und Bangladesh (siehe unten). Dabei las Nachrichtensprecher Thorsten Schröder diesen Satz: "Auslöser für die Massenflucht aus Myanmar war das gewaltsame Vorgehen der Armee gegen die muslimischen Rohingya." Das könnte man als eine fake news bezeichnen - Auslöser der Massenflucht war der Anschlag einer muslimischen Gruppe auf an die 30 Polizeiposten Myanmars an der Grenze zu Bangladesh, auf den dann die Sicherheitskräfte Myanmars reagierten.

Bei freundlicher Betrachtung ist das ein Fall von "schlampig recherchiert". Man könnte es auch als weiteren Beleg für die These sehen, dass die NDR-Berichterstattung über Myanmar grundsätzlich tendenziös ist.

Nun habe ich es aufgegeben, mich mit dem NDR zu streiten. Bleibt nur die Frage: Was tun gegen eine derartige Meldung? Vielleicht noch mal protestieren?

23. November 2017 - Abkommen über die Rückführung der Rohingyas

Die Nachrichten melden, dass das seit einiger Zeit angekündigte Abkommen zur Rückführung der Rohingyas heute unterzeichnet wurde. Ich bin daraufhin von der Deutschen Welle um ein Interview gebet worden. Das Ergebnis findet sich hier. Im Zusammenhang mit den Recherchen dafür habe ich die Texte der Abkommen von 1978 und 1992 aufgetrieben. Wer sie lesen will, kann sich bei mir melden. Ich bin ja, wie die früheren Texte dieser Rubrik erkennen lassen, ein Fan von Fakten als Grundlage der Berichterstattung.

Vorläufiges (?) Ende (k)einer Debatte

Die folgenden Texte könnten das Ende meiner Auseinandersetzung mit der Berichterstattung des NDR über die Berichte und Kommentare des Senders über Myanmar sein. Es steheh sich hier zwei verschiedene Ansichten gegenüber, die die Konfrontation widerspiegeln, die auch die Lage der von dem Konflikt Betroffenen charakterisiert: Es gibt keine Gemeinsamkeit, die den Anfang eines Weges aus der Krise bilden könnte. Zwischen mir und den Journalisten, deren Berichte von mir kritisiert wurden, hat keine Debatte stattgefunden, sondern nur ein ganz und gar unverbindlicher Austausch von Meinungen. Das ist betrüblich, wenn auch natürlich nur eine Kleinigkeit gegenüber dem Elend der Muslime, die zwischen Baum und Borke leben, ob sie sich nun gerade in Myanmar oder in Bangladesch befinden. Die Klammern in der Überschrift dieser Nachricht sollen andeuten, dass ich hoffe, dass sich doch noch etwas ändert.

Ausflug in einen institutionellen Dschungel

Am 8. November erhielt ich per Mail eine kurze Antwort des NDR Intendanten zu meiner Kritik an der Myanmar-Berichterstattung des Senders. Beigefügt war als Anlage  eine Stellungnahme des Programmdirektors Fernsehen des Senders. Sie war - ohne es zu erwähnen - offenbar eine Reaktion auf mein Schreiben  an den Vorsitzenden des Rundfunkrates des NDR. Der  vertritt laut Satzung die Interessen der Hörer und Zuschauer des Senders. Seine Hauptaufgabe wird im Internet zu beschrieben: "In erster Linie ist der NDR Rundfunkrat dafür zuständig, die Interessen aller HörerInnen und ZuschauerInnen zu vertreten. Er achtet darauf, dass der NDR seine Aufgabe nach dem NDR-Staatsvertrag erfüllt. HörerInnen, ZuschauerInnen sowie Nutzer der NDR-Onlineangebote können beim Rundfunkrat eine Programmbeschwerde einreichen." Eine solce Beschwerde hatte ich abgeschickt und folgende Antwort bekommen:

 

Ich bestätige den Eingang Ihrer o.g. Beschwerde.
Ihre Schreiben an die Mitglieder des Verwaltungsrates vom 15.09.2017 sowie Ihr Brief an Gräfin Kerssenbrock vom 26.09.2017 habe ich ebenfalls, der Zuständigkeit halber, erhalten. Da es sich bei Ihrem Anliegen um eine Frage der Programmgestaltung handelt, ist in diesem Fall der Rundfunkrat für die Beantwortung verantwortlich.
Gemäß § 7 der Geschäftsordnung des NDR Rundfunkrates ist zunächst dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks die Möglichkeit einzuräumen, zu Beschwerden Stellung zu nehmen. Ich habe Ihr Anliegen daher an Herrn Lutz Marmor weitergeleitet mit der Bitte, Ihnen innerhalb eines Monats eine Antwort zukommen zu lassen.
Sollte die Antwort des Intendanten Sie nicht zufriedenstellen, können Sie sich erneut an den Rundfunkrat wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günter Hörmann (Vorsitzender NDR Rundfunkrat)

 

Ich hatte schon vorher festgestellt, dass ich in einem Gremiendschungel gelandet war, weil ich meine Kritik zuvor an die Vorsitzende des Verwaltungsrates geschickt hatte, der für die Finanzen, nicht aber für die Inhalte des Senders zuständig ist. Meine Antwort auf die Mail des Intendanten, in der festgestellt wurde, dass er keinen Verstoß gegen die Programmgrundsätze des Senders feststellen könne, konzentrierte sich daher auf die institutionelle Seite des Problems. Ich schrieb dem Intendanten am 21.11.:

 

Betr.: Myanmar-Berichterstattung – Ihr Mail vom 9.11.2017

 

Sehr geehrter Herr Marmor,

haben Sie besten Dank für Ihre Mail vom November und die beigefügte Stellungnahme des Programmdirektors zu meiner Kritik an Berichterstattung und Kommentierung zu den Vorgängen in Myanmar. Inhalte der Stellungnahmen wie die – in meinen Augen unbefriedigenden - vorhergegangenen Korrespondenzen mit Herrn Senzel und Herrn Cichowicz haben einige meiner früheren Hypothesen zum weltweiten medialen Umgang mit Myanmar bestätigt. Ich habe zudem noch dazugelernt.

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen die Ergebniss meinses – immer noch offenen – Lernprozesses mitteile:

  1. Sie sind ein fürsorglicher Intendant, der sich schützend vor die MitarbeiterInnen seiner Anstalt und deren mögliche Irrtümer stellt.

  2. Die mir von verschiedenen Personen bzw. Abteilungen zugesandten Schreiben waren allesamt formal höchst wertschätzend und freundlich formuliert.

  3. Inhaltlich waren die mir zugegangenen Stellungsnahmen eher nichtssagend. Auf keinen meiner inhaltlichen Kritikpunkte wurde eingegangen. Ich habe durchaus keine “pauschale Kritik” vorgebracht wie es in der Stellungnahme der Reaktion heißt, auf die Sie sich beziehen. Ich habe mich mit konkreten Beispielen gegen tendenziell pauschale Bewertung der Ereignisse in Myanmar gewandt, von der ich in meinem ersten Schreiben an Herrn Cichowicz den seinem Kommentar vorausgegangenen Bericht von Frau Ratzow ausdrücklich ausgenommen habe.

  4. Es gibt keine unabhängige Kontrolle der Berichterstattung eines Senders wie des NDR. Die Überprüfung von möglichen fake news (die ich in der Berichterstattung von Herrn Senzel nachzuweisen versucht habe) und der Verbreitung sachlich unbegründeter und tendenziell ehrenrühriger Unterstellungen (wie im Kommentar von Herrn Cichowicz) erfolgt hausintern. Der Sender kontrolliert sich selbst.

  5. Der NDR wie andere öffentlich-rechtliche Anstalten sind somit geschlossene Systeme, die sich gegen Kritik ihres Publikums immunisiert haben.

  6. Ich habe zu meiner Überraschung festgestellt, dass eine Anstalt wie der NDR somit jener Körperschaft ähnelt, für die ich einige Jahrzehnte lang gearbeitet habe, der Kirche. In beiden Fällen geht es, Herrn Senzels Ausführungen belegen das besonders eindrucksvoll, vorrangig um die Verbreitung von Überzeugungen, relativ unabhängig von den ihnen zugrundeliegenden Fakten. Die von mir gezahlten Rundfunkgebühren sind also eine Art von Kirchensteuer – mit einem wesentlichen Unterschied, den ich nicht erläutern muss.

  7. Soziologisch betrachtet neigt auch das öffentlich-rechtliche mediale System offenbar zu der von Niklas Luhmann analysierten Weise seine selbst kreierte Darstellung der Wirklichkeit in immer neuen Varianten zu wiederholen. Im Fall Myanmars dürfte dieser Vorgang 2007 begonnen haben, als erstmal einige Tage lang Bilder der Mönchsdemonstrationen in der Tagesschau zu sehen waren.

  8. Auf diesem Hintergrund gibt es Grund zu der Annahme, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit der Aufgabe, über die hochkomplexen Vorgänge in eher abgelegenen Gebieten der Welt zu berichten, überfordert sind. Das ist normal, aber einigen mit der Berichterstattung sicherlich nicht nur zu Myanmar betrauten Journalisten nicht bewusst.

  9. Insgesamt sind meine vschon vorher bestehenden Zweifel, dass der in Ihren Programmen oft erhobene Anspruch, ein Mustereispiel seriöser Berichterstattung zu sein, zu Recht besteht. Sie sind ein “Tendenzbetrieb” eigener Art und damit typisch für unsere pluralistische Gesellschaft.

Nun ist Myanmar nicht die Welt und der NDR auch nicht das einzige deutsche Medium. Und der schöne Slogan vom ”Besten am Norden” zeigt, dass man den Sender und seine Produkte auch nicht zu ernst nehmen sollte.

Auf diesem Hintergrund verabschiede ich daher von meinen Versuchen, an der Myanmar-Berichterstattung des NDR Kritik zu üben auch mit einem Schmunzeln. Der Versuch wird sich nicht wiederholen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

PS: Anbei mein Schreiben an Herrn Beckmann, NDR Programmdirektor Fernsehen, in gleicher Sache

 

Hier ist das Schreiben an den Programmdirektor:

 

Sehr geehrter Herr Beckmann,

anbei meine Antwort auf die mir von Ihrem Intendanten übermittelte Mail. Hier noch einige Ergänzungen zu Ihrer Stellungnahme, auf die er sich bezieht. Ich habe das Gefühl, dass meine Schreiben teilweise einen falschen Eindruck erweckt haben (den ich teilweise zu verantworten habe), den ich hier etwas gerade rücke möchte

Ich ging und gehe davon aus, dass die im Auftrag des NDR arbeitenden Journalisten sorgfältig arbeiten. Ich bemängele das Fehlen von Zweifel an den von ihnen für zuverlässig gehaltenen Informationen und eine gründliche Reflexion bei der Einordnung der Eindrücke, die bei den Stippvisiten in den verschiedenen besuchten Regionen Südostasiens gesammelt werden.

Anlass für meine Schreiben ist die Tatsache, dass es mir so vorkommt, dass meine Einsichten in die Konflikte in Myanmar völlig verschieden sind von dem, was für mich in den Berichten und Kommentaren Ihrer Kollegen zum Ausdruck kommt. Wir beobachten dieselben Phänomene, deuten sie aber völlig unterschiedlich. - Nebenbei: Um die Skepsis der Mehrheit der Bürger Myanmars den westlichen Medien gegenüber zu erfahren, hätte man übrigens nicht nach Sittwe fahren müssen. Das war bekannt.

Nun nehme ich als Wissenschaftler genau wie Sie und Ihre Kollegen in Anspruch, gut zu arbeiten. Daraus ergibt sich für mich die Frage, wie sich der von mir beobachtete eklatante Widerspruch erklären und eventuell bearbeiten lässt. Meine erste Reaktion auf die von mir wahrgenommenen Diskrepanzen war eine Mail an die ZAPP-Redaktion mit der Frage, ob da auch über die Berichterstattung im eigenen Haus kritisch berichtet würde.

Ihre Rechtfertigung der Arbeit Ihrer Kollegen geht also eher ins Leere. Mir geht es nicht nur ums Recht-Haben und darum, meiner Enttäuschung darüber Ausdruck zu verleihen, dass der Supersender im Norden und die Bedeutung des Buddhismus für diese Kultur nicht nutzt, sondern in erster Linie darum, den Einfluss der globalen Medien auf die Politik zu beleuchten Ich bin durchaus nicht der einzige, der die schablonenhafte Berichterstattung über das Land das Leid der Betroffenen Muslime verlängert und vermehrt. Myanmar ist da auf Grund der prominenten Rolle von Aung San Suu Kyi ein gut dokumentierter Modellfall, an dem sich die Schwierigkeiten im Umgang mit der Berichterstattung über komplexe Sachverhalte im Ausland aufzeigen lassen.

Das ist ein journalistisch anspruchsvolles Vorhaben, für das ich meine Sachkompetenz gerne zur Verfügung stelle.

Mit freundlichen Grüßen

gez.: Hans-Bernd Zöllner

Reformationstag

Der 31. Oktober ist in diesem Jahr in ganz Deutshland ein staatlicher Feiertag. Die Medien würdigen den 500. Jahrestags des Ereignis gebührend. Ich nutze die Gelegenheit zum Nachdenken über mein momentanes Leit- und Leidthema - die Tragödie in Myanbmar und und die Haltungen dazu im Lande und draußen. Herausgekommen ist dabei der folgende kleine Essay:

 

 

Viele Reformatoren, keine Reformation

 

Analytische Gedanken zur aktuellen Lage in Myanmar

 

In Deutschland und anderen Ländern des beileibe nicht mehr nur christlichen Abendlandes wird dieser Tage des 500-jährigen Reformationsjubiläums gedacht. In Myanmar herrscht nach Meinung vieler durch die Massenflucht von Muslimen nach Bangladesch alarmierten ausländischen Beobachter nach wie vor der Geist des Mittelalters. „Aung San Suu Kyis Unfähigkeit, den Massenmord, Gruppenvergewaltigungen und die schweren Menschenrechtsverletzungen in Rakhine zu verurteilen, ist unentschuldbar und unannehmbar.“ So begründeten Studierende der Universität Oxford, an der sie studiert hatte, ihren Entschluss, ihren Namen als Bezeichnung eines Gemeinschaftsraums der Uni zu entfernen. Sie habe gegen alle Prinzipien und Ideale verstoßen, die sie früher so aufrecht vertreten habe.

Bei meinem jüngsten Besuch in Myanmar ist mir aufgefallen, dass sich das ganze Land hinter ihrer „Führerin“ versammelt, wie sie jetzt wirder auf einem am Hauptquartier ihrer Partei verkauften T-Shirt von ihren AnhängerInnen genannt wird, mit Ausnahme einer schweigenden Minderheit, die sich nicht äußert. Es gibt keine öffentlichen Diskurse über die Haltung der buddhistischen Mehrheit im Lande den MuslimInnen gegenüber, wohl aber jede Menge oft nur in Nebensätzen ausgesprochenen Vorurteilen, in denen die Furcht vor der „muslimischen Gefahr“ benannt wird.

Ihre vielen heutigen KritikerInnen könnten sich darauf berufen, dass Aung San Suu Kyi als Reformatorin auftrat, als sie 1990 in ihrer Dankesrede für die Verleihung des Sacharov-Preises das buddhistische Ideal der „Freiheit von Furcht“ als Grundlage ihres politischen Programms verkündete. Daran wird aber heute nicht erinnert. Stattdessen beruft man sich – wie die Oxford-Studierenden – auf universelle „Menschenrechte“ ohne zu begründen, wo diese ihren Ursprung haben. Damit, so die in diesem Essay begründete These, sind die KritikerInnen ebenso unaufgeklärt wie die Mehrheit der Gesellschaft Myanmars und anderer theravada-buddhistischer Länder, in denen es zwar viele ReformatorInnen und AufklärerInnen gegeben hat, aber keine grundlegend gesellschaftstransformierenden Epochen wie Reformation und dier Aufklärung – eines der Kinder der Reformation. Die Unaufgeklärtheit vieler heutigen KritikerInnen liegt darin, dass sie die Aufklärung zu einer quasi religiösen Ideologie haben verkommen lassen.1

 

1 ReformatorInnen und AufklärerInnen in Myanmars Geschichte

 

Aung San Suu Kyi erhebt zweifellos den Anspruch, ihr Land zu reformieren, und zwar auf Grundlage der im Lande tief verwurzelten buddhistischen Traditionen. Dabei hat sie in einem Essay aus dem Jahr 1989 auf das Ideal des ersten „Großen Gewählten“ (maha-sammata) der buddhistischen Schriften zurückgegriffen, der – einstimmig und auf Lebenszeit gewählt – das Land kraft seiner Tugend, Weisheit und der ihm vom Volk übertragenen Autorität gerecht regiert. Maßstab seines Handelns ist der dhamma, die Lehre des Buddha, ein Gesetz, das über allen menschlichen Gesetzen steht und von dem Erleuchteten verkörpert wird.

Ein Blick auf die lange politische Geschichte Myanmars zeigt, dass sich dieses Herrschaftsideal durch die wechselhafte Geschichte des Landes als ein empirisch nachweisbarer roter Faden hindurchzieht – und dass diese Kontinuität auch hilft, die historischen Tragödien Myanmars zu verstehen.

Der Begründer Bagans, Anawrahta, begann nach den birmanischen Chroniken seinen Aufstieg mit der Tötung seines Bruders in einem Zweikampf um die Nachfolge des Vaters. Seitdem ist die politische Geschichte des Landes die Geschichte von Zweikämpfen, zuletzt und für viele bis heute, der zwischen Aung San Suu Kyi und den Generälen. Um dem Land eine ebenso harmonische wie die individuelle Freiheit betonende Ideologie zu geben, machte der große König – in der Nachfolge des buddhistischen Modell-Herrschers Ashoka - den Theravada-Buddhismus zur dominierenden Religion seines Reiches. Das tat er nach der Begegnung mit Shin Arahan, einem Mönch aus dem Mon-Land im Süden. Von dort aus holte er auch den Tipitaka, die heiligen buddhistischen Schriften. Dazu war allerdings die Eroberung der Mon-Hauptstadt Thaton und die Gefangennahme seines Königs Manuha nötig, in dessen Folge zahlreiche Mon-HandwerkerInnen und Arbeitskräfte nach Bagan kamen. Damit waren die Grundlagen für den bis heute andauernden Streit zwischen BirmanInnen und Mon um die kulturelle Oberhoheit im Lande mitsamt ihren politischen Implikationen gelegt. Das Gleiche gilt für Rakhine, dessen Unterwerfung 1785 durch die Überführung des Mahamuni-Buddha-Abbilds in die damalige Hauptstadt Amarapura besiegelt wurde.

In der Folge der Reichsgründung durch Anawrahta erfolgten Reformen in der langen Geschichte der buddhistischen Königreiche immer von oben. In der Theorie waren die HerrscherInnen an der Spitze des Reiches immer gut, in der Praxis konnte man da nie so sicher sein. Die Folgen schlagen sich in den birmanischen Spruchsammlungen wie dem Lokaniti nieder, in denen min – König, Regierung – als einer der fünf Feinde des Volkes nach Feuer und Wasserfluten erwähnt wird.

Aung San, der Begründer des „modernen“ Birmas, wurde dann vom Volk als eine erneute Verkörperung des Maha-sammata angesehen – wie in seiner Nachfolge auch seine Tochter. Er vertrat einen ausgesprochen aufgeklärten Buddhismus auf der Grundlage seiner philosophischen Einsichten in die Natur der Welt und der Menschen und vertrat eine strikte Trennung von Religion und Politik. Seine Ermordung – sein Konkurrent U Saw nutzte ein modernes Mittel des Zweikampfes – und die Einsetzung seines, dem Volksbuddhismus verhafteten, Nachfolgers U Nu beendeten den kurzen Traum von einem birmanischen Vielvölkerstaat unter der Anleitung eines ebenso gerechten wie durchsetzungsfähigen Führers.

Auf diesem Hintergrund ist Aung San Suu Kyi in den Augen ihrer AnhängerInnen im Lande die Personifizierung einer gerechten Herrschaft auf buddhistischer Grundlage. In ihrer letzten Rede zur aktuellen Krise hat sie dann auch die „buddhistischen Grundwerte“ von metta, karuna and mudita (Freundlichkeit, Mitleid und Sympathie) bemüht, um ihre Landsleute zur Hilfe für die von den Konflikten betroffenen Menschen im Rakhine-Staat und in Bangladesch zu bewegen.

 

2 Das große westliche Missverständnis

 

Die von Aung San Suu Kyi genannten Kategorien klingen ähnlich wie die im Abendland an- und aufgerufenen Grundwerte von Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit. Der große Unterschied besteht darin, dass diese buddhistischen Werte – wie auch das traditionelle buddhistische Herrschaftsmodell - rein individuell-personal konzipiert sind und ihnen damit das Moment der Einklagbarkeit fehlt, dass dem Begriff der „Menschenrechte“ innewohnt. Aung San Suu Kyi bemüht ausschließlich die moralischen Menschenpflichten.Dazu kommt, dass die in Myanmar tief verwurzelte Kultur des Gebens (dana) von reformatorisch gesinnten Ausländern oft als eine Variante des mittelaltersichen Ablasses angesehen wird.

Die Mehrheit der BuddhistInnen im heutigen Myanmar wehrt sich dagegen, dass ihnen von außen Konzepte aufgedrückt werden, die ihrer traditionellen Kultur widersprechen. Sie betrachten die von außen kommende Verurteilung ihrer Haltung gewissermaßen als eine Fortsetzung der britischen Kolonialherrschaft, die dem Land die massenhafte Einwanderung von Fremden aus Indien und China, aber keinerlei eigenen Vorteile gebracht hat.

Ein Problem der westlichen Kritik an den Vorgängen in Myanmar ist, dass sie für diese Hintergründe der momentanen Tragödie der muslimischen Flüchtlinge aus Rakhine blind ist. Dieser Mangel ist leicht zu erklären. Die fünf Länder Asiens, in denen der Theravada-Buddhismus so etwas wie die Nationalreligion ist, sind in ihren religions-politischen Konturen so gut wie unerforscht. In Huntingtons berühmt-berüchtigten Buch vom Kampf der Zivilisationen – die deutsche Übersetzung „Kampf der Kulturen“ ist schon fragwürdig – etwa kommen die auf dieser Ausprägung des Buddhismus beruhenden Zivilisationen nicht vor.

Damit wird außer Acht gelassen, dass diesen Ländern von den Kolonialmächten – wie in vielen anderen Ländern Asiens und Afrikas auch – ein Konzept von „Nation“ aufoktroyiert wurde, für das dort eine entscheidende Grundlage fehlte: die eines die ganze Gesellschaft transformierenden Reformprozesses, die das Verhältnis des Einzelnen zu Staat und Nation revolutioniert hat. Es wird weiter übersehen, dass die Reformation wie die sich daran anschließenden Revolutionen eine Vielzahl von Kriegen sowie den europäischen Faschismus hervorgebracht haben.

Myanmar fehlen sowohl historisch wie faktisch alle Voraussetzungen für eine Nation als eine „imaginierte Gemeinschaft“, mit der Benedikt Anderson das ebenso erfolgreiche wie gefährliche Konzept der Nation charakterisiert hat. Es gibt im Lande keine gemeinsame Vorstellung von den Grundlagen dieses Landes, die in den Köpfen und Herzen der BürgerInnen aus den verschiedenen Ethnien verankert wären. Was es gibt, ist ein Staatsbürgerrecht, dass seit der Unabhängigkeit 1948 die Staatsbürgerschaft ohne weiteren Nachweis denen zuerkennt, deren Vorfahren schon vor der Kolonialzeit – konkret: vor dem Beginn des ersten anglo-birmanischen Krieges im Jahr 1824 - in den Grenzen der unabhängig gewordenen britischen Kolonie Birmas gelebt haben. InderInnen und ChinesInnen, gleich welcher ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, wurden damit von Anfang an so ausgeschlossen, wie es auf andere Art und Weise in allen anderen Staatsbürgerschaftsgesetzen auch geschieht.

Dies und vieles andere wissen weder die protestierenden Studierenden in Oxford noch die meisten JournalistInnen und PolitikerInnen, die sich jetzt mit dem Schicksal der bedauernswerten Geflüchteten befassen. Die Kritik an der Regierung Myanmars ist in diesem Sinne das Ergebnis einer unvollendeten Aufklärung der Grundlagen der vorgebrachten Kritik.

 

3 Schluss- und Nachbemerkung

 

Auf diesem Hintergrund sind die KontrahentInnen im gegenwärtigen Streit um die Lage in Myanmar – die Mehrheit der veröffentlichen Meinungen im Westen wie im Lande selbst - das Ergebnis von unvollendeten Reformprozessen. Physische Opfer dieses doppelten Mangels sind die etwa eine Million Menschen in Myanmar und Bangladesch, die bei uns als „Rohingya“ Schlagzeilen machen, ohne dass genau klar ist, wen oder was dieser Begriff beschreibt.

Da diese höchst betrübliche Analyse von einem lutherischen Theologen am Reformationstag 2017 geschrieben wurde, ist noch eine Nachbemerkung angebracht. Die meisten ChristInnen, wie die MuslimInnen im Lande teilen den hier skizzierten reformatorischen Mangel. Es wäre daher angebracht, diesen 31. Oktober in erster Linie als einen Bußtag zu begehen.

 

Quellen: Zur politischen Kultur Myanmars: Hans Bernd Zöllner und Rodion Ebbighausen 2015 Die Tochter. Aung San Suu Kyi. Eine politische Biographie. Angermünde, Horlemann.

 

Zur Rakhine-Problematik hat Jacques Leider eine Fülle von Beiträgen geleistet, zuletzt ein am 25. September 2017 veröffentlichtes Interview. Siehe https://www.linkedin.com/pulse/despite-pressures-myanmar-government-should-abandon-long-term-zayya/.

 

1Siehe zu den geistesgeschichtlichen Hintergründen den Wikipedia-Artikel „Dialektik der Aufklärung“.

 

26. Oktober - Noch mal: Berichterstattung über Myanmar

Während meines Aufenthaltes in Myanmar übermittelte mir Udo Schmidt, beim NDR für die Auslandsberichterstattung zuständig, eine Antwort von Holger Senzel auf meine Kritik an seiner Berichterstattung über die sog. Safran-Revolution von 2007. Hier ist der Text:

 

Ich übe meinen Beruf mit Leidenschaft und Gewissenhaftigkeit aus, dennoch unterlaufen mir – wie jedem Menschen – dabei gelegentlich Fehler. Ich habe mich natürlich selbstkritisch gefragt, ob ich an der ein oder anderen Stelle zu sehr verkürzt und zugespitzt habe, und selbstverständlich bin ich jederzeit offen für Kritik, Widerspruch und Anregungen. Jedoch ist der Vorwurf der „aus der Luft gegriffenen Fantasie“ einer konstruktiven Auseinandersetzung nicht gerade zuträglich.
Wir können darüber streiten, wann welche Ereignisse in welcher Intensität stattgefunden haben und den Begriff „Revolution“ verdienen oder nicht. Aber allgemein  gilt der 19. August als Beginn der Safran-Revolution – auch andere seriöse Medien haben diesen Termin als Anlass für die Jahrestag-Berichterstattung genommen.
Ich habe auch Ihren Widerspruch hinsichtlich der Schüsse auf Mönche nicht ignoriert, sondern auf meine Quellen hingewiesen, die von zahlreichen getöteten Mönchen sprachen. Das eine sind Soldaten, die sich trotz entsprechender Befehle geweigert haben, auf Mönche zu schießen. Außerdem habe ich persönlich mit Teilnehmern dieser Proteste und burmesischen Journalisten gesprochen – darunter  unsere Mitarbeiterin vor Ort, die  wegen ihrer Seriosität geschätzt und häufig eingesetzt wird.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass Aung San Suu Kyi nicht die Heilige ist, als die sie teilweise dargestellt wird. Allerdings habe ich bei meinen Reisen durch Myanmar und Gesprächen mit Politikern, Journalisten und Politologen bislang keinen getroffen, der die Junta nicht als jenes von Ihnen zitierte „grausame militärische Biest“ gesehen hätte. Dass – wie Sie schreiben - die Gerüchte, die im Lande herumschwirrten, den Effekt gehabt hätten, die  Militärregierung völlig zu diskreditieren, halte ich in diesem Zusammenhang für eine  fragwürdige Sichtweise. Für mich besteht kein Zweifel daran, dass es sich hier um ein brutales Unrechtsregime handelte, dass die Wahrheit unterdrückt und manipuliert hat.
Offenbar verfügen wir über völlig unterschiedliche Quellenlagen, seien Sie aber versichert, dass ich Ihre Veröffentlichungen zu diesem Thema mit Interesse lesen werde."

Und hier meine Antwort, die ich als Anhang eine rMail an Udo Schmidt geschickt habe. Das Schreiben geht auch an die Redaktion von ZAPP, das Medienmagazin des NDR, sowie an Dr. Hörmann, den Vorsitzenden des Rundfunkrats des NDR:

Herrn

Holger Senzel

ARD-Hörfunk-Studio Singapur

 

Betr.: Berichterstattung zu Myanmar – Ihre mir am 13.10. von Herrn Udo Schmidt übermittelte Nachricht

 

Sehr geehrter Herr Senzel,

ich danke Ihnen für Ihre Antwort auf meine letzten kritischen Anmerkungen zu Ihrer Myanmar-Berichterstattung. Sie erreichte mich während eines dreiwöchigen Aufenthaltes in Myanmar. Ich habe dort einige Forschungsprojekte weiter verfolgt, diese Arbeit wurde aber stark überlagert von der Leidenschaft fast aller meiner Gesprächspartner, mit der sie mich mit der gegenwärtigen Krise in Rakhine konfrontiert haben. Wie Sie wissen, steht jetzt fast das ganze Land fest hinter seiner „Führerin“ und teilweise sogar hinter dem Militär, und das als Reaktion auf die Berichterstattung im Ausland, die in Myanmar als völlig „daneben“ angesehen wird. Ich befinde mich also in einer zahlreichen, wenn auch nicht unbedingt guten Gesellschaft, wenn ich Ihre Berichterstattung mit den Begriffen „aus der Luft gegriffen“ und „reine Fantasie“ bezeichnet habe – übrigens in unterschiedlichen Zusammenhängen und nicht in einem Satz wie von Ihnen zitiert.

Auf diesem Hintergrund zielt meine Kritik an Ihren Berichten nicht auf „gelegentliche Fehler“, sondern darauf, dass solche Fehler – genauer: ungeprüft übernommene Sachverhalte - als Stützen einer Sichtweise der politischen Entwicklungen in Myanmar benutzt werden, die das Ergebnis einer voreingenommenen Sichtweise ist.

Ich diagnostiziere hier einen Zirkelschluss: Unsichere Quellen stützen ein Vorurteil, das Vorurteil macht die unsicheren Quellen glaubwürdig.

Zu den Quellen. Worauf Sie und ich zurückgreifen ist natürlich unterschiedlich, aber nicht, wie Sie unterstellen, im Sinne verschiedener sich widersprechender Zeugenaussagen in einem Gerichtsprozess. Es besteht ein fundamentaler Unterschied in der Qualität. Ich beziehe mich auf Dokumente sowie auf Interviews, die eine Woche nach den Ereignissen vom September 2007 vor Ort in Yangon und anderen Staädten des Landes geführt wurden (http://www.burmalibrary.org/docs08/WP%2036%20Zoellner%20.pdf und http://www.burmalibrary.org/docs08/WP%2037%20Zoellner-2.pdf). Sie qualifizieren Ihr Quellen zweimal mit dem nebulösen Begriff „seriös“ ohne diese Quellen zu benennen. Sie geben nicht an, wann Ihnen die Informationen, auf die Sie sich berufen, zugänglich gemacht wurden. Aus Ihrer vom NDR veröffentlichten Vita entnehme ich, dass Sie seit April 2016 in Singapur arbeiten. Ich finde keinen Hinweis darauf, dass Sie sich schon vorher länger in der Region aufgehalten haben. Auf der Grundlage solch nicht qualifizierter Quellen besteht für Sie aber „kein Zweifel“ an der Natur des vom Militär in Myanmar errichteten „brutalen Unrechtsregimes“. Das heißt, sie glauben Ihren Gewährsleuten. Sie zweifeln nicht an dem Wahrheitsgehalt dessen, was Ihnen zugetragen worden ist und Sie prüfen auch nicht nach.

Zu den Vorurteilen: Ihre Qualifizierung des Militärregimes entspricht haargenau dem seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Aung San Suu Kyi vorherrschen Klischees von der „Schönen und dem Biest“, die in Myanmar miteinander streiten (siehe mein Buch „The Beast and the Beauty...“, das die Entstehung dieses Klischees beschreibt und zu dekonstruieren versucht). Es ist maßgeblich beeinflusst durch die Gegner des Militärregimes, die damit ihre politischen Ambitionen begründet haben. Als langjähriger Redakteur in der Auslandsberichterstattung wissen Sie, dass Informationen manipuliert werden können, um sie als politische Waffen einzusetzen und dass deshalb Informationen, bei denen der begründete Verdacht besteht, dass sie politischen Interessen dienen, nicht ungeprüft übernommen werden können. Es liegt der Schluss nahe, dass sie Ihre Quellen – Schüsse auf Mönche, 10002 von Toten – „seriös“, also glaub-würdig, fanden, weil Sie das Vorurteil gegen die Militärregierung Myanmars geteilt haben.

Nun sind Sie Juounalist und kein Wissenschaftler. Deswegen wäre es unfair zu erwarten, dass Sie das, was andere und ich über die Vorgänge in Myanmar herausgefunden haben, auch alles kennen müssten. Was ich bei Ihnen kritisiere, ist das Fehlen von Zweifeln und damit ein Mangel im Blick auf die journalistische Ethik. Hier habe ich im Blick auf die Berichterstattung eines von mir mitfinanzierten öffentlich-rechtlichen Senders hohe Ansprüche, denen Sie in dem hier von mir unter die Lupe genommenen Fall nicht entsprochen haben.

Dazu kommt, dass Ihre Berichterstattung meines Erachtens tendenziell gefährlich ist. Es trägt zu der gegenwärtigen absoluten Polarisierung auf Grund einer dichotomischen Sicht der Vorgänge in Myanmar beiträgt, die ich bei meinem gerade beendeten Besuch geradezu körperlich gespürt habe. Die „Leidenschaften“ der Bewohner Myanmars und Ihres journalistischen Selbstverständnisses tragen dazu bei  das Leid der betroffenen Muslime zu verlängern und zu vergrößern. Leidenschaft schafft Leiden. Hier liegt für mich der eigentliche Skandal der Mainstream-Berichterstattung bei uns und anderswo in den letzten Wochen, die in dem Kommentar von Herrn Cichowitz am 14.9. (https://www.youtube.com/watch?v=UTMG2FL3CM8) zugespitzt formuliert wurden. Die jetzige Kritik an Aung San Suu Kyi ist ein Beleg dafür, dass die eingängige Metapher von der Schönen und dem Biest eine Illusion war. Auf die frühere Idealisierung einer Ikone folgt jetzt die Abwertung.

Damit bin ich beim Kern meiner Kritik an Ihrer Berichterstattung über Myanmar. Sie ist nach meinen Analysen Teil einer überindividueller Fehlleistungen nicht nur unseren deutschen Mediensystems, in dem Nachrichten, die politisch und historisch komplexe Sachverhalte betreffen, über längere Zeiträume hin – in Myanmar seit einem Vierteljahrhundert – auf dem Hintergrund eines simplen Deutungsschemas eingeordnet werden. Das ist möglich, weil es hier keine Gegenöffentlichkeit gibt, die – wie ich jetzt als Einzelner – protestiert und auch keine Kontrollorgane (eingerichtet etwa von Universitäten, die sich mit Südostasien beschäftigen). Näheres dazu finden Sie in einem kleinen vor knapp 10 Jahren geschriebenen Essay unter https://www.zoellner-online.org/material/palmström/.

Meine Kritik an Ihrer Berichterstattung und dem Kommentar von Herrn Cichowicz sind daher die Fortsetzung meiner früherer Versuche, eine sachkundige Berichterstattung über Myanmar  und damit eine Trennung von Sachbericht und kommentierender Meinung überhaupt zu ermöglichen. Mein Appell geht daher in erster Linie an die Instanzen des NDR, den aktuellen „Fall Myanmar“ als Paradigma für ein generelles Problem der medialen Berichterstattung über Krisenregionen der Welt zu nutzen über die nur von Zeit zu Zeit etwas berichtet wird.

Das heißt auch, dass ich Ihnen wie auch Ihren Kollegen in Deutschland gerne mit dem zur Verfügung stehe, was ich meine, über das Land herausgefunden zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

23. Oktober - Zurück aus Myanmar

Ich bin gestern von einer dreiwöchigen Reise nach Myanmar zurückgekommen, die in einer Hinsicht bedrückend und deprimierendd war: Es gibt im Lande keinerlei Diskurse über eine Lösung der Rohingya Krise, sondern nur einen Schulterschluss mit der Regierung, der zumindest teilweise auch die Armee mit einschließt. Ausgeschlossen wird dagegen die Haltung der internationelen Gemeinschaft, die die myanmarische Regierung kritisiert. Es scheint mir eindeutig, dass diese antagonoistische Haltung das Elend der von der Flucht Betroffenen noch erhöht. Heute erfahre ich vom Interview Jürgen Todenhöfers, das er nach einem Besuch in Lagern Bangladeschs gegeben hat.  Es ist m.E. geeignet, den Antagonismus noch zu verstärken:

 

Sehr geehrter Herr Todenhöfer,

 

gerade aus Myanmar zurück, schickt mir ein Freund Ihr Interview zur Lage der Rohingyas. Ich finde ihre Aussagen für einen Menschen, der "auf der Suche nach der Wahrheit" ist, bemerkenswert vorschnell und einseitig. Zudem gießen Sie mit Ihren Urteilen und Verurteilungen Öl in das schon länger brennendes Feuer einer Medienkampagne, die das Elend der Betroffenen noch verstärkt. Ich habe bei meinem Besuch mit vielen Bewohnern des Landes gesprochen, die durchaus keine Rasssisten sind (die gibt es auch), die sich gegen eine einseitige und uninformierte Darstellung der Ereignisse durch westliche Mainstream Medien verwahren. Beiträge wie der Ihrige tragen dazu bei, diese Haltrung zu verstärken und damit eine Lösung des hochkomplexen Konfliktes (s. Anlage) in Richtung Sanktnimmerleinstag zu verschieben.

 

Zur Sache nur ein Argument: Es ist Ihnen offenbar entgangen oder Sie halten es für unwichtig, dass der letzte Angriff der ARSA-Rebellen - es gab schon einen im Oktober - an dem Tag stattfand, an dem die Empfehlungen der Kommissions unter Leitung Kofi Annans zur Lage veröffentlicht wurden. Die Kommission war im Übrigen gegen den Protest zahlreicher Bürger des Landes einberufen worden. I

 

Icvh finde es schade, dass Sie mir Ihrem Beitrag die Serie der verunglückten Berichte über die Tragödie der Rohingyas fortestzen und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Bernd Zöllner

27. September - Einladung zum Gespräch

Übermorgen fliege ich wieder nach Myanmar, um dort eine Reihe von Projekten weiter zu verfolgen - und natürlich auch, um mir ein Bild von der aktuellen Stimmung imLande zu machen. Davor habe ich versucht, meine Auseinandersetzung mit NDR und DLF zu einem vorläufigen Ende zu bringen. Es folgt mein Antwortschreiben auf die Mail des NDR-Fernseh-Chefredakteure. Gleichzeitig habe ich die bisher auch hier zu findenden Materialien an den Vorsitzenden des Rundfunkrates geschickt, nachdem ich - in Unkenntnis der Zuständigkeiten - Infos an eine Gräfin geschickt hatte, Dagmar Gräfin Kerssenbrock, die Vorsitzende des Verwaltungsrats des NDR. - Es ist nicht so leicht, sich hier wie dort im Dschungel zurecht zu finden.

 

Hier nun die Einladung zum Gespräch an Herrn Cichowicz:

 

Herrn

Andreas Cichowicz,

Chefredakteur des NDR-Fernsehens

Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg

 

Nachrichtlich an Herrn Intendanten Lutz Marmor

 

Betr.: Myanmar & Aung San Suu Kyi

 

Sehr geehrter Herr Cichowicz,

besten Dank für Ihre gestrige Mail, die mich nicht sonderlich zufriedengestellt hat. Es ist schön zu hören, dass Sie etwas von mir gelesen haben, aber auch beschämend, weil es mir zeigt, dass ich mich da so unzulänglich ausgedrückt habe, dass meine Analysen Sie nicht überzeugt haben.

Ansonsten gehen Sie bemerkenswert souverän mit meiner Kritik um, indem sie auf meine einzelnen Bemerkungen gar nicht eingehen. Das scheint beim NDR eine Art Virus zu sein – Herr Senzel in Singapur hat auf meine Kritik ähnlich erhaben reagiert. Könnte es sein, dass die Feudalzeit in Ihrem Hause noch nicht ganz verarbeitet ist?

Zur Sache: Es mir nicht um eine verschiedene Bewertung der Fakten, sondern um die Fakten selbst. Ich habe auch nichts gegen Ihre Meinung, wenn Sie sie privat vortragen. Als leitender Mitarbeiter einer öffentlich-rechtlichen Anstalt erwarte ich aber von Ihnen, dass solche Meinungen auch sachlich begründet sind. Dass die Verleihung des Friedensnobelpreises, um den sie sich nie beworben hat, sie zu irgendetwas verpflichten würde, was Preisverleiher und Sympathisanten in ihrer Unkenntnis der Sachlage erwartet haben, ist m.E. sachlich völlig unbegründet.

Ich möchte Ihnen daher den Vorschlag machen, ine Sendung produzieren lassen, in der das komplexe Fakten-Berwertungs-Syndrom in und um Myanmar aufgedröselt und den Zuschauern einigermaßen verständlich gemacht wird. Ich bin gerne dazu bereit, dabei mitzuwirken und könnte mir auch ein kurzes Streitgespräch mit Ihnen sehr gut vorstellen. ZAPP erhält auch von diesem Brief eine Kopie

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

26. September - Eine fürstliche Antwort

Heute trifft per Mail eine Antwort des Chefredakreurs des NDR auf meine Beschwerde über seinen Kommentar vom 15. des Monats ein. Sie bestätigt meinen Eindruck, dass die Medienfürsten mit sich sehr zufrieden sind und die Fähigkeit zur Selbstkritik beim Betreten ihres Arbeitsplatzes irgendwo abgegeben haben.

Sehr geehrter Herr Zöllner,
Danke für Ihre Mails vom 15.09.2017 an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Lutz Marmor, und an mich. Sie kritisieren meinen Kommentar in den „Tagesthemen“ vom 14.09.2017 zur aktuellen Entwicklung in Myanmar und der Rolle von Aung San Suu Kyi.
Ich verfolge und wertschätze Ihre publizistische Arbeit seit Jahren und habe einige Ihrer Veröffentlichungen gelesen. Auch ich habe das Land besucht und selbst ein Interview mit Aung San Suu Kyi geführt. Deshalb sind mir die von Ihnen geschilderten Hintergründe sehr wohl bewusst. Dazu gehört die Tatsache, dass Aung San Suu Kyi sich in einer politischen Abhängigkeit vom Militär befindet. Einige der von Ihnen genannten Aspekte habe ich im Kommentar angesprochen. Der Kommentar ersetzt aber nicht den Bericht, sondern ist eine ergänzende Bewertung und Meinungsäußerung.
In der Bewertung der Fakten scheinen wir unterschiedlicher Auffassung zu sein. Ich bin der Meinung, dass sie dennoch ihre Stimme hätte erheben müssen und dass der Friedensnobelpreis sie dazu verpflichtet, auch Lösungen in persönlich schwierigen Konstellationen zu suchen. Mittlerweile ist dies ja zumindest teilweise erfolgt.
Sie müssen diese, meine Meinung nicht teilen. Das akzeptiere ich. Bitte haben Sie im Gegenzug dafür Verständnis, dass die Meinungsfreiheit gerade in einem Kommentar ihren Ausdruck findet.
Ich danke Ihnen für Ihre Kritik.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Cichowicz
Chefredakteur Fernsehen / Stv. Programmdirektor

Editor-in-Chief / NDR Zeitgeschehen
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg / Germany
follow me on twitter: @ACichowicz

22. September - Die Rohinga Tragödie, Kurze Zwischenbilanz

Heute erscheint das mit mir geführte Interview mit der Redakteurin in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Ich bin einigermaßen zufrieden und erhalte per Mail ein paar anerkennende Klopfer auf die Schulter. Nach der Rede Suu Kyis und den Reaktionen darauf scheint das Thema in den Medien erst einmal erledigt, ein Beleg für meine These, dass die veröffentlichte Meinung gar nicht anders kann als nur vordergründig über eine Krise zu berichten, zu der es dramatische und emotionalisierende Nachrichten und Bilder gibt. Die Berichterstattung über die Tragödie der Betroffenen wird verschoben bis es wieder öffentlichwirksame Nachrichten des Dramas gibt. Das alles ist tragisch, weil es so unvermeidlich ist.

Zwischendurch fällt mir die Frage ein, was an Vampiren so attraktiv ist. Meine Begegnungen mit den Medien haben mir zeitweise das Gefühl vermittelt, ich würde mich da ganz freiwillig aussaugen lasse. Eitelkeit ist im Spiel, wohl auch in Gestalt der Fantasie, man könne das Medien-Monster überwinden, was natürlich ganz und gar lächerlich ist.

19. September - Die Rohingya Tragödie, Teil 3

In den letzten Tagen habe ich das eine oder andere Interview gegeben. Einmal war ich richtig zufrieden, sonst eher nicht. Gestern habe ich einen Termin für heute verabredet, in dem es um die Rolle von Aung San Suu Kyi gehen soll. Davor habe ich zur Warnung meinen Brief an den NDR-Chefredakteur an den Anfrager geschickt. Das hat ihn nicht abgeschreckt. Die erste Meldung in den Neun-Uhr-Nachrichten meines Liebelingssenders in den Morgennachrichten höre ich, dass Aung San Suu eine Rede zur Rohingya Krise gehalten und die gegen Angehörige der Gruppe ausgeübte Gewalt verurteilt habe.

Ich finde die Rede in voller Länge - 25 Minuten - im Internet und auch die ersten Kommentare. Die Rede wird auf Englisch vor Angehörigen des diplomatischen Corps gehalten und zeigt, dass die in den Nachrichten ausgestrahlte Meldung mehr falsch als richtig war: Aung San Suu Kyi verurteilt ganz allgemein jegliche Gewalt auf der ganzen Welt ohne auf die Vorwürfe gegen das Militär des Landes einzugehen und kündigt an, dass jeder bestraft werden würde, dem Verstöße gegen die Humanität nachgewiesen würde.

Dann sagt sie einige erstaunliche Dinge. 50% der Rohingya-Dörfer seien intakt, da müsse man auch nachfragen, was da positiv gelaufen sei. Die Gesundheitsversorgung sei gut und Muslime hätten ungehinderten Zugang zu Einrichtungen höherer Bildung. Die jetzt Geflüchteten könnten wieder zurückkheren, müssten sich aber dem Verfahren unterziehen, das 1993 bei der letzten großen Fluchtbewegung angewandt worden sei. Seit dem 5. September gäbe es keine "clearance operations" mehr, also Aktionen des Militärs gegen Rebellen und ihre vermuteten Helfer.

Die Kommentare signalisieren Enttäuschung. Birmanen jubeln ihrer Heldin auf Plätzen zu, auf denen die Rede auf großen Leinwänden zu sehen war. "Wir stehen zu Dir, Mutter Suu" ist der Tenor. Es ist kaum anzunehmen, dass die Zuschauer ihren Ausführungen folgen können. Es geht um eine emotionale Solidaisierung mit der Führerin während den Kommentaren um eine ebenso emotiale Kritik an ihr geht.

Die Rede selbst ist typisch für Aung San Suu Kyi, wenn auch eine sprachliche Holpler auffallen: Sie ist selbstbewusst und auf Vorwärtsverteigung ausgerichtet. Ja, unsere junge Demokratie hat eine Menge Probleme, aber die packen wir an - und dazu brauchen wir Eure Hilfe, Ihr Vertreter der internationalen Gemeinschaft. Mir fällt auf, dass es eine Parallele zu ihrer ersten Initiative in Richtung der internationalen Gemeinschaft war: Vor fast genau 19 Jahren schrieb sie einen Brief an die ausländischen Botschafter ihres Landes und klagte das Militär an. Nun wird sie angeklagt, Partnerin und damit Gefangene des Militärs zu sein.

Unter den morgenlichen Mails ist dann eine vom ZDF-Studio Singapur. Ob ich Zeit für ein Interview habe? Doch, maile ich zurück, aber ich habe heute schon eine Reihe anderer Interview-Verabredungen. Wenns zeitlich möglich ist, stehe ich gerne zur Verfügung. Die Interviews wurden von Radio Bremen und dem Hessischen Rundfunk angefragt. In Bremen soll ich zur Rolle Aung San Suu Kyis etwas sagen und dazu am besten ins Studio Hamburg kommen, wege der besseren Tonqualität. Gerne, sage ich, wenn dafür erwähnt wird, dass ich zusammen mit einem Journalisten von der Deutschen Welle eine politische Biographie über Aung San Suu Kyi geschrieben habe. Kein Problem, wird mir gesagt. Am Abend soll es dann im hessischen Rundfunk eine Themensendung unter dem reißerischen Titel "Mord im Namen Buddhas" gehen. Da soll auch ich interviewt werden.

Dann kommt noch der Südwestfunk mit einer Anfrage und der Anruf einer Dame von der Süddeutschen Zeitung, die etwas über die Herkunft der Rohingyas ermitteln soll. Dem Scout des Rundfunks erkläre ich, dass ich vor einem Gespräch gerne mit dem/rjenigen reden möchte, die/der das Interview führt. Ich nenne ihm ein Zeitfenster zwischen einem Vorspräch mit dem hessischen Rundfunk und meiner Fahrt ins NDR-Studio.

Das Gespräch mit der Mitarbeiterin der Süddeutschen ist lang und quälend. Ich habe den Eindruck, dass sie von mir nur Details wissen möchte, die ihre vorgefasste Meinung über die Schuldigen an dem gerade stattfindenen Drama bestätigen. Das Motiv kenne ich schon aus vielen anderen Begegnungen mit Journalisten. Es geht im Kern um die Glaubwürdigkeit der Nachrichten über die aktuelle Krise. Ich erkläre, dass ich Gründe habe, an ihnen zu zweifeln, woher sie auch kommen. Sie glaubt dem, was die Agenturen melden, und stellt Fragen, die zu beantworten ich mich eigentlich weigern sollte: Warum sollte ein Rohingya-Advokat ein Interesse daran haben, Gräueltaten des birmanischen Militärs in die Welt zu setzen, die so nicht stattgefunden haben? Nach einer guten halben Stunde gibt sie auf und verspricht, mir den Text des Interviews später zuzusenden. Ich habe auch Zweifel, ob ich dazu beitragen konnte, ihr Grundmotiv von "Schuld und Sühne" in dieser Tragödie zu erschüttern.

Dann kommt kurz die Redakteurin des Südwestfunks mit einem Anruf, den ich für das abgesprochene Vorgespräch halte. Ich merke gleich an ihrer ersten Frage, dass es sich hier offenbar schon um den "Ernstfall" handelt. Sie zitiert einige jüngste Meldungen in einem Ton, der mir mittlerweile wie der einer Staatsanwaltschaft vorkommt. Die sich daran anschließende Frage ist dann, ob Aung San Suu Kyis Stellungnahme heute nicht zu spät gekommen sei. Ich antworte sinngemäß, dass mir die Kompetenz fehlt, darüber zu urteilen, außerdem habe sie sich schon früher geäußert. Wir reden noch einige weitere Minuten aneinander vorbei, sie dankt und meint, sie würden sich melden, wenn es noch weitere Fragenb gäbe.

Die Sache mit dem ZDF hat sich erledigt, stellt sich zwischendurch heraus. Man hat in Singapur umgeplant, kommt aber vielleicht später noch einmal auf mich zu. Ich antworte mit der Zusendung meines Briefes an den NDR-Chefredakteur, als Warnung.

Mit meinem Interview mit Radio Bremen bin ich einigermaßen zufrieden, ebenso wie mit dem am Abend in der Themensendung. Ich habe mich mittlerweile fast daran gewöhnt, dass die Meldungen des Tages ungenau sind, also wenn in dem Beitrag des NDR-Korrespondenten in Singapur von einer "Fernsehansprache" Aung San Suu Kyis die Rede ist, was dann in der Tagesschau wiederholt wird. Damit wird der Eindruck erweckt, als hätte sie sich direkt an ihr Volk gewandt, während sie sich in Wahrheit die internationale Öffentlichkeit zur Brust genommen hat.

 

Anhänger Aung San Suu Kyis am 19. September im Zentrum Yangons (rechts: Das Rathaus; im Hintergrund: die Sule Pagode)
Anhänger Aung San Suu Kyis am 19. September im Zentrum Yangons (rechts: Das Rathaus; im Hintergrund: die Sule Pagode)

14. September 2017 - Die Rohingya-Tragöde, Teil 2

Die Tragödie nimmt seinen Fortgang, sowohl an der Grenze zwischen Myanmar und Bangldesch wie auch in den Medien. Heutiger Höhepunkt: Der Kommentar des Chefredakteurs des NDR in den heutigen Tagesthemen. (https://www.youtube.com/watch?v=UTMG2FL3CM8) Er bringt mich dazu, meinen Plan, kurz nach 11 ins Bett zu gehen, und einen Protestbrief zu entwerfen. Den überarbeite ich dann am nächsten Tag, schicke ihn zum Gegenlesen an einen Freund, der mir empfiehlt, ihn noch etwas zuzuspitzen, drucke ihn aus und stecke ihn in den Briefkasten. Hinterher schicke ich Kopien an die Mitglieder des Verwaltungsrats des NDR, seinen Intendanten und an einige Medien. Hier ist er:

 

Herrn

Andreas Cichowicz,

Chefredakteur des NDR-Fernsehens

Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg

 

Betr.: Ihr Kommentar in den Tagesthemen vom 14. September, die Lage in Myanmar betreffend

 

Sehr geehrter Herr Cichowicz,

 

Ihre gestrigen Ausführungen zur Rolle Aung San Suu Kyis angesichts der aktuellen Lage in Myanmar (https://www.youtube.com/watch?v=UTMG2FL3CM8) haben mich einigermaßen erschüttert.

 

Sie sprechen in dem Kommentar über eine vielschichtige menschliche Tragödie wie der sprichwörtliche Blinde von der Farbe. Das Ergebnis ist eine Schwarz-Weiß-Darstellung, in der sogar die Aspekte der Problematik außer Acht gelassen werden, die in dem Ihrem Kommentar vorausgehenden Bericht der wackeren ARD-Korrespondentin zur Sprache kamen.

Das ist nicht nur ignorant, sondern arrogant und geeignet, Öl in brennendes Feuer zu gießen.

Hier einige Fakten zu einem sehr unübersichtlichen Konflikt:

Auslöser – nicht Ursache - der jetzigen Fluchtbewegung sind die Überfälle einer islamischen „Heilsarmee“ (salvation army) auf etwa 30 Polizeistationen auf dem Boden Myanmars an der Grenze zu Bangladesch.

Die Überfälle fanden zeitgleich mit der Veröffentlichung des Abschlussberichtes einer Kommission unter Leitung des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan statt. Der Bericht machte Vorschläge, die zu einer Verminderung der Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen im Rakhine Staat beitragen sollten. Die Kommission hatte Aung San Suu Kyi auf den Weg gebracht, und zwar gegen den Protest zahlreicher Landsleute.

Der Konflikt ist ein Relikt der Kolonialzeit und deswegen alles andere als nur das alleinige Problem des heutigen Myanmar.

Die Mehrheit der Bevölkerung des Landes ist der Meinung, dass die „Rohingyas“ nicht selbstverständlich Staatsbürger Myanmars sind. Diese Meinung kann sich auf das Staatsbürgerrecht berufen, das es seit der Unabhängigkeit Birmas im Jahr 1948 gibt. Die Bevölkerung hat Aung San Suu Kyis Partei bei den Wahlen von 2015 einen überwältigenden Sieg verschafft. Eine Ursache des Wahlsieges: Unter den vielen Kandidaten der Partei war kein einziger Muslim.

Aung San Suu Kyi hat sich nicht um das Amt einer Demokratie- und Menschenrechts- Ikone beworben. Ihr diese Rolle zugeschrieben wurde. Dabei haben die westlichen Medien unter Beteiligung der öffentlich-rechtlichen Sender in der Bundesrepublik maßgeblich mitgewirkt. Das Ergebnis war das Klischee von der „Schönen und dem Biest“, die sich in Myanmar in Gestalt von Aung San Suu Kyi und der Militärführung als Exponenten des Vorbildhaft-Guten und Abgrundtief-Bösen gegenüberstehen. Seit ihrem Eintreten in die birmanische Realpolitik vor einigen Jahren hat sie sich mehrfach gegen diese Zuschreibung gewehrt. Sie hat immer die Notwendigkeit des Dialogs mit dem von ihrem Vater begründeten Militär betont.

Fluchtbewegungen wie die momentan stattfindende hat es schon Ende der 1970er und Anfang der 1990er Jahre gegeben. Die meisten Flüchtlinge – es waren jeweils Hunderttausende – sind wieder zurückgekehrt. Die damaligen Regierungen Myanmars, mit denen die Rückkehr ausgehandelt wurden, waren vom Militär dominiert.

Die westlichen Medien haben den lange schwelenden Konflikt zwischen Buddhisten und Muslimen in ganz Myanmar über Jahrzehnte hinweg ignoriert und sind daher nicht sonderlich sachkundig.

Auf diesem Hintergrund hat Ihr Fazit, Aung San Suu Kyi sei eine Marionette des Militärs, mit der Realität wenig zu tun und ist zudem eine Unverschämtheit. Aung San Suu Kyi ist eher eine Gefangene ihres Volkes, für dessen Befreiung von der Bevormundung durch das Militär sie sich ihr Leben lang eingesetzt hat. Die höchste moralische Autorität im Lande haben die Mönche, von denen einer ja in dem Bericht von Frau Ratzow zu Wort kam. Im buddhistischen Myanmar geben sie auch vor, was politisch korrekt ist.

Auf diesem Hintergrund ist die von Ihnen ausgesprochen „Enttäuschung“ über Aung San Suu Kyis jetziges Verhalten eine Folge der völlig realitätsfernen früheren Idealisierung ihrer Person durch Sie und viele andere. Nun folgt die ebenso realitätsferne radikale und in manchen anderen Kommentaren geradezu hämische Abwertung. Die von Ihnen angedeutete Unterstellung, dass Aung San Suu Kyis höchstes Ziel sei, einmal Präsidentin zu werden statt den Menschen ihres Landes zu helfen, erinnert an die Reaktion eines enttäuschten Liebhabers.

Das alles finde ich im Blick auf Ihre Position als Chefredakteur peinlich, aber nicht so schlimm. Wirklich dramatisch ist etwas anderes: Sie tragen mit der Moralisierung und Emotionalisierung eines ohnehin aufgeheizten Konfliktes dazu bei, die Tragödie der betroffenen Muslime zu verlängern. In dem von Ihnen vorgenommenen radikalen Umschlag von einem früheren „Hosianna“ zu einem heutigen „Kreuziget sie“ verlieren Sie die aus dem Blick, die unter den jetzigen Umständen leiden und deren Wohl Ihnen vorgeblich am Herzen liegt. Die Flüchtenden haben humanitäre Hilfe nötig und und die geduldige Suche nach Lösungen, die ihnen in Zukunft die Aussicht auf ein gesichertes Leben geben. Der erwähnte Bericht von Kofi Annan enthält dazu eine Menge Vorschläge.

Statt diesen Bericht und andere Initiativen auch nur zu erwähnen, stimmen Sie in den Chor derjenigen ein, die auf die Tragödie der Muslime in Rakhine mit Schuldzuweisungen antworten. Sie heben dabei den moralischen Zeigefinger und garnieren Ihre Attacke mit dem Zitat eines Nobelpreisträgers. Hier trifft der Spruch eines ehemaligen Bundespräsidenten zu: Drei Finger der Hand, die den Zeigefinger erhoben hat, weisen auf den zurück, der ihn ausgestreckt hat.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

 

7.  September 2017 - Die Rohingya Tragödie, Teil 1

 

Das Totenschiff – Die Tragödien der Rohingyas (Eine Momentaufnahme)

 

Einleitung

 

Alle Bücher haben eine Entstehungsgeschichte. Die für dieses Buch geht ungefähr so:

 

Am Morgen des 7. September 2017, einem Donnerstag, wurde ich um 6.50 im Deutschlandradio zum Thema „Rohingyas“ interviewt. Am Vortag hatte mich ein Mitarbeiter des Senders gefragt, ob ich da Zeit für ein Interview hätte. Ich sei dort als Experte bekannt und man wolle zur Prime Time etwas über die Hintergründe der jüngsten Eskalation des Konfliktes in Myanmar wissen. Hunderttausende seien ja auf der Flucht und man habe für dies wichtige Thema acht Minuten Sendezeit vorgesehen. Ich fühlte mich geschmeichelt, fand das Zeitkontingent vergleichsweise üppig, warnte den Anrufen aber, dass ich zu dem Thema einige abweichende Ansichten hätte und mit der Berichterstattung über Myanmar generell nicht einverstanden sei. Ich hätte dem Intendanten gerade einen Beschwerdebrief über die vom Sender ausgestrahlten Beiträge des ARD-Korrespondenten in Singapur zugeschickt.

Kein Problem, sagte er, man wolle ja informieren und die Redakteurin, die am folgenden Morgen das Interview führen würde, habe sich in das Thema schon eingearbeitet. Schön sagte ich, aber es sei vielleicht doch gut, wie ein wenig genauer vorzuwarnen. Ich sei gerade dabei, den Text eines befreundeten Mitarbeiters der Deutschen Welle zum Thema zu überarbeiten. Ich könne ihm und der Redakteurin den Text zuschicken, dann würden sie eine Ahnung bekommen, wie komplex und schwierig die ganze Geschichte sei. Wunderbar, sagte er, diktierte mir seine Mailadresse und bedankte sich später für die Zusendung des sehr „bunten“ Textes, dessen verschiedene Farben deutlich machen konnten, dass die mühselige Geschichte der Rohingyas mit der Mühsal korrelierte diese Geschichte angemessen zu beschreiben. Unter anderem war darin erwähnt, dass schon 1977 und 1992 über 200.000 Muslime aus Rakhine, dem westlichen Staats der Union von Myanmar, nach Bangledesch geflohen seien – und danach zum größten Teil wieder zurückkehrten.

Einen guten Teil des Nachmittags und Abends brachte ich damit zu, mir eine guten Einstieg in das Interview zurecht zu lagen. Eines der vielen Probleme der traurigen Geschichte der mit dem Begriff „Rohingyas“ bezeichneten Menschen ist ja, dass das Wort "Rohingya" von den Konfliktparteien sehr unterschiedlich interpretiert wird. In Myanmar ist er für die meisten Bewohner ein Unwort, die „Rohingyas“ gelten als Nachfahren illegaler Einwanderer, solange sie mit Hilfe des geltenden Staatsbürgerrechts nicht das Gegenteil bewiesen haben. In Bangladesch, wohin viele Menschen gerade wieder fliehen, ist der Name gebräuchlich, aber als Bezeichnung für eine Volksgruppe, die ins Nachbarland gehört.

Um den Zuhörern am nächsten Morgen eine Vorstellung von der traurigen Lage der mit dem umstrittenen Wort bezeichneten Menschen zu geben, entschloss ich mich zu einigen einführenden Sätzen, in denen ich das Kernproblem mit dem Begriff der Staatenlosigkeit verständlich zu machen versuchte. Die Zahl von etwa 1,5 Millionen staatenloser Muslime, ungleichmäßig verteilt auf viele Länder – gut eine Million in Myanmar, eine gerade wachsende Zahl von 200 bis 300.000 in Bangladesch und viele andere woanders, etwa einige Tausende in Gefängnissen in Saudi Arabien: Das müsste das tief reichende Elend dieser Menschen eindrucksvoll nachvollziehbar machen. Ein Volk ohne anerkannte Identität ist ein Un-Volk, da seine Angehörigen keine gültigen Ausweispapiere haben. Wer sich aber nicht ausweisen kann, der ist denen ausgeliefert, die ihn jederzeit ausweisen können. Dann fiel mir allerdings ein, dass das ein hübsches Wortspiel sei, aber schon sehr abgehoben und abstrakt. Könnte man eine Metapher finden, die das Grundproblem der Rohingyas so vermittelte, das es gewissermaßen unter die Haut ging und einen sowohl intellektuellen wie emotionalen Aha-Effekt auslöste?

Und da fiel mir das „Totenschiff“ ein, der 1926 veröffentlichte bekannteste Roman von B. Traven, dem geheimnisumwobenen deutschen Schriftsteller, der am Beispiel eines amerikanischen Seemanns erzählt, dass ein Mensch ohne Ausweis zum Spielball brutaler fremder Mächte wird. Und war der Film nicht auch mit Horst Buchholz, Mario Adorf und – ja!! - Elke Sommer verfilmt worden? Das war es: Die Rohingyas als Passagiere eines riesigen virtuellen Totenschiffs, das dem Untergang geweiht ist, wenn nicht ein Wunder geschieht. - Mit diesem eindrucksvollen Gedanken schlief ich einigermaßen beruhigt ein.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, versuchte mich mit zwei Kaffees auf Interview-Achtsamkeits-Niveau zu bringen und blätterte noch ein wenig im Internet, um auch noch einige konkrete Details parat zu haben, falls nötig. Pünktlich um Viertel vor sieben kam der Anruf meines gestrigen Gesprächspartners, der mir mitteilte, gleich würde sich die Interviewerin bei mir melden. Das tat sie dann auch, bedankte sich für den differenzierten Text von gestern und kommentierte ihn mit dem Satz, ich solle doch an die Hörer denken. Tue ich, sagte ich und dann ging es los. (Das folgende ist meine Erinnerung an das Interview, das sich mit der Realität möglichweise nicht deckt. Das Original kann hier angehört werden.)

Schon in ihrer Einleitung merkte ich, dass ich doch wohl auf dem falschen Dampfer gelandet war, sozusagen. Die neuesten Nachrichten wurden kurz und ziemlich zackig zitiert: Der Konflikt sei „uralt“, er dauere schon Jahrzehnte, es habe angeblich einen Angriff von Rebellen auf Sicherheitskräfte Myanmars gegeben, das Militär habe eingegriffen, daraufhin seinen jetzt mehr als 100.000 Rohingyas auf der Flucht, Menschenrechtsorganisationen berichteten von Gräueltaten, Aung San Suu Kyi spräche von einem „Eisberg an Lügen“. Und dann die Frage an mich, den Südostasienexperten, wie ich die Lage sehe.

Ich hatte den Impuls, zuerst darauf hinzuweisen, dass der Konflikt tatsächlich „uralt“ sei, weil er mindestens auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurückgehe, dass die tödlichen Überfälle der Rebellen wohl ziemlich sicher stattgefunden hätten und zwar zum zweiten Mal nach Oktober letzten Jahres und dass die Kommentare der Menschenrechtsorganisationen und Aung San Suu Kyis auf das Elend hinwiesen, dass es keinerlei unabhängige Berichterstattung über die Dinge gäbe. Aber ich beschränkte mich darauf, die Frage nach meiner Sicht der Lage zu beantworten und meinen eingeübten Text loszuwerden.

Die Lage sei dramatisch, antwortete ich, die zyklische Wiederkehr einer humanitären Tragödie, deren Ursache das Phänomen der Staatenlosigkeit sei. Und wie tragisch das sei, könne man an dem Buch vom Totenschiff sehen, das vielleicht bei dem einen oder anderen Hörer im Bücherregal stehen würde. Bevor ich weiter reden konnte, kam die Frage, warum denn die Regierung den Rohingyas, die doch schon so lange im Lande lebten, nicht einfach die Staatsbürgerschaft zuerkenne. Das Problem sei, versuchte ich zu antworten, dass das nicht so einfach sei, weil es Gesetze gäbe, die definierten, dass nur solche Menschen ohne weiteres als Staatsbürger anerkannt würden, die schon vor 1823, also dem Beginn er Kolonialzeit im Lande gewohnt hätten. Das klinge für unsere Ohren absurd, sei aber seit der Unabhängigkeit ein Fakt.

Danach war mir klar, dass wir uns verheddert hatten. Die Interviewerin ging nicht auf meine Bemerkungen ein, ich war nicht schlagfertig genug, die Frage, ob die Birmanen die Muslime als „Menschen zweiter Klasse“ betrachteten, damit zu beantworten, dass man sie als Menschen erster Klasse ansehen würden – solange sie nicht den Anspruch hätten, ohne weiteres die Staatsbürgerschaft zu beanspruchen. Ich verwies – immerhin, denke ich rückblickend – darauf, dass eine gewisse Fremdenfeindlichkeit ja auch bei uns zu bemerken sei, vergaß aber zu erwähnen, dass Aung San Suu Kyi mit ihrer Meinung ganz "demokratisch" die Ansichten der Mehrheit der Wähler repräsentiere, die ihre Partei und sie an die Regierung gebracht hätten. Dann fiel von ihrer Seite das Wort „Moral“, worauf ich nicht einging. Ich hatte das Gefühl, das Interview könne in ein Streitso  zu formulieren, dass menschliche Tragödien Emotionen wecken würden, dass es aber nötig sei, sich erst einmal die Ursachen der Konflikte klar zu machen und – so ungefähr mein Schlusssatz – dasss es Probleme gäbe, die sich eben nicht lösen ließen - man schaue nur nach Palästina. Ende des Interviews. Sie dankte mir, ich dankte zurück.

Ich war nach dem Interview sehr unzufrieden mit mir. Ich hätte mich für das Interview gar nicht zur Verfügung stellen dürfen, fiel mir ein. Ich hätte aus Erfahrung wissen können, dass das Format, auf das ich mich aus Eitelkeit eingelassen hatte, nicht funktionieren würde. Es macht keinen Sinn, ein langes Vorgespräch mit jemand zu führen, der hinterher nicht auch beim Interview am Mikrophon sitzt. Die überforderte Moderatorin muss da ein Thema nach dem anderen abarbeiten und orientiert sich an seinen Stichworten, die der Mainstream-Berichterstattung entnommen sind. Das konnte nicht gut gehen, dumm gelaufen.

Ich war also frustriert, erinnerte mich dann aber an die Bemerkung einer klugen Frau, die ich gestern aufgeschnappt hatte: Reframing sei heutzutage angesagt, das Umdeuten von unangenehmen Erfahrungen.

Also beschloss ich, ein neues Buchprojekt zu starten mit dem Titel, auf den ich ohne dies ziemlich missratene Interview nicht gekommen wäre: „Das Totenschiff – Die Tragödien der Rohingyas“. Der Plural im Untertitel weist darauf hin, dass die realen Tragödien der Rohingyas von den Tragödien der virtuellen Berichterstattung über sie begleitet und gefördert werden. Letztere tragen dazu bei, erstere zu verstärken. Wo nur die Oberfläche der Konflikte in den Blick genommen wird wie die Spitze eines Eisbergs, und das auch noch im Namen der Moral, bleibt alles unsichtbar, was unter der Wasseroberfläche liegt. Wenn Aung San Suu Kyi das gemeint haben sollte, hat sie recht. Und auch das Verhalten der Journalisten hat eine tragische Seite, weil der Zwang zur Vereinfachung den Berichterstatter zu einem Getriebenen macht, der wie der Flüchtling keine Kontrolle über das Schiff hat, auf dem er sich befindet. Und diesen Kontrollverlust habe ich als freiwilliger Mitarbeiter unserer öffentlich-rechtlichen Medien in dieser Episode nicht zum ersten Mal selbst erlebt. Es gab in diesem Format keine Möglichkeit, meine Sicht der Dinge auch nur einigermaßen verständlich darzulegen. Deshalb ist jetzt erst einmal Schluss mit Interviews, habe ich beschlossen. Angesichts des Mangels an Anfragen ist das allerdings kein sonderlich eindrucksvoller Vorsatz.

 

Und was weitere Kapitel des geplanten Buches angeht: Warten wir es ab.

August 2017

Am 18. August bin ich durch einen Anruf vom Deutschlandfunk Kultur erinnert worden, dass am Tag darauf das 10jährige Jubiläum der "Safran Revolution" ansteht. Ob ich dazu ein kurzes Interview geben könne? Klar, sagte ich und plauderte mit dem die Sendung vorbereitenden Mitarbeiter darüber, warum das Ereignis meiner Ansicht "weder Safran noch Revolution" gewesen sei. Man war in Berlin offenbar auf den Titel meines gleichnamigen Buches gestoßen, aber natürlich ohne reingeschaut zu haben. Erst nach dem Gespräch fiel mir ein, dass ich mit dem Datum des 19. August 2007 kein konkretes Ereignis verband. Die Demonstrationen der Mönche hatten am 18. September 2007 begonnen. Ich schlug also in meinem Buch nach und stellte fest, dass an dem fraglichen Tag im August Mitglieder der 88er Studenten-Generation eine Wanderung durch Straßen Yangons gemacht hatten - ohne Spruchbänder, das Ausrufen von Slogans oder anderen Aufsehen erregenden Aktionen. Es war ein Marsch, der an die Folgen der radikalen Preiserhöhung für Flüssiggas erinnern sollte, der zu einer drastischen Erhöhung der mit diesem Kraftstoff betankten Busser der Stadt geführt hatte. Danach konnten sich viele arme Leute den Bustransport nicht mehr leisten und mussten zu Fuß gehen. Die Mönche kamen erst später ins Spiel.

Ich versuchte am nächsten Morgen den Sender zu erreichen, um das Gespräch vielleicht noch in andere Bahnen zu lenken. Das klappte nicht. Ich informierte in der Sendung die Hörer dann darüber, dass am 19.8. höchstens das Vorspiel zu den Mönchsprotesten begonnen hatten und beantwortete brav die Fragen, die der Redakteur auf seinem Zettel hatte und die allesamt nur auf die Rolle der Mönche damals und heute zielten. So ganz wohl fühlte ich mich dabei nicht. Ich hätte am Beispiel der "Alt-88er" lieber über die birmanische Zivilgesellschaft gesprochen. Aber immerhin ...

 

In der Abendsendung des Deutschlandfunks aus Köln gab es dann einen Beitrag, der meine Unzufriedenheit relativierte. Holger Senzel nahm das Ereignis von vor 10 Jahren zum Anlass für eine Übersicht über die "burmanesische" (!) Geschichte seit 2007, in der außer einigen Versatzstücken so gut wie gar nichts stimmte und außerdem eine Menge offensichtlicher fake news  enthalten war. Es wurde behauptet, dass auf Mönche gewschossen worden sei, von 1000en Toten war die Rede. In Wahrheit gibt es keine bestätigte Nachricht über den Tod eines einzigen Mönchs. Es war im Gegenteil so, dass die Mönche erst ins Spiel kamen, als eine fake news den Tod eines Robenträgers in einer Stadt Mittelbirmas vermeldete. Der UN Berichterstatter, der die Unruhen untersuchte, nannte die Zahl 31 getöteter Zivilisten - was schlimm genug ist. Der Beitrag reproduzierte nur altbekannte Klischees und machte klar, dass Holger Senzel von Myanmar keinerlei Ahnung hat, aber dabei darauf vertrauen konnte, dass einer uninformierten Hörerschaft das nicht auffiel. - Ein Beschwerdebrief an den Intendanten des DLF ist unterwegs.

 

Das alles erinnerte mich daran, dass ich mich nach der Berichterstattung von vor 10 Jahren zum ersten Mal richtig über den Unfug aufgeregt habe, den unsere Medien über Myanmar verbreiten und daraufhin meinen Ärger in einem längeren Text Ausdruck verliehen habe. Hier sind die Palmström-Variationen von damals. - Meine Recherchen zur Rekonstruktion der Ereignisse finden sich im Internet in englischer Sprache, getrennt nach Text und Dokumentation.

 

Hier ist der Brief an den Intendanten, den ich auch an das NDR-Medien-Magazin ZAPP geschickt habe sowie auf Anraten eines Mitarbeiters an NDR Info, die für den vom NDR nach Singapur entsandten Korrespndenten zuständig ist.

 

Herrn

 

Dr. Willi Steul
Raderberggürtel 40

50968 Köln

 

Betr. Vom Deutschlandfunk verbreitete fake news am 19.8.2017

 

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

tut mir leid, dass ich Sie kurz vor Beendigung Ihrer Amtszeit noch bitten muss, sich mit einer höchst unerfreulichen Angelegenheit zu befassen. Sie betreffen den vom Deutschlandfunk am Sonnabend, dem 19.8. in den Sendungen „Informationen am Morgen“ und „Informationen am Abend“ ausgestrahlten Beitrag von Holger Senzel, dem ARD Hörfunk-Korrespondenten in Singapur, über die Mönchsproteste, die vor 10 Jahren in Myanmar stattfanden und unter dem Namen „Safran Revolution“ bekannt geworden sind. Beide Sendungen sind als podcast noch bis Februar 2018 im Netz (http://www.podcast.de/episode/359147784/Myanmars+Safran-Revolution+-+Der+Weg+aus+der+Diktatur/ und http://www.podcast.de/episode/359192905/Die+Safran-Revolution+-+10+Jahre+Aufstand+Myanmar/).

Der Bericht strotzt vor unrichtigen Informationen und zeigt, dass die Kenntnisse des Autors über Myanmar nur rudimentär sind. Die Bewohner als „Burmanesen“ zu bezeichnen und den Landesteil Rakhine, in dem die Mehrheit der bedauernswerten Rohingyas leben, so auszusprechen wie er auf Deutsch geschrieben wird und nicht als „Rakain“, belegen dies Urteil, sind aber in der Sache nur nebensächliche Kleinigkeiten.

Ein Skandal ist, dass der Beitrag eindeutige fake news verbreitet. Er behauptet, dass die Welt von den Protesten gegen die Militärjunta erst Kenntnis genommen hätte als „Mönche unter Gewehrkugeln zusammenbrachen“ und dass es bei den „wochenlangen Protesten“ „Tausende von Toten“ gegeben habe. Tatsache ist, dass auf Mönche nicht geschossen wurde und dass nach dem Bericht des für Myanmar zuständigen UN-Beauftragten für Menschenrechte der Tod von 31 Zivilisten bestätigt werden konnte – was schlimm genug ist. Einer davon war übrigens ein japanischer Fotograf, der sich als Birmane verkleidet hatte.

Außerdem: Die Medien berichteten weltweit ab dem zweiten Tag der Demonstrationen von Mönchen, gegen die von der Regierung eine Woche lang nicht vorgegangen wurde. ARD und ZDF brachten die Bilder zeitweise an erster Stelle ihrer Abendnachrichten. Die am 18. September begonnenen Demonstrationen wurden dann nach einer Woche beendet, am 28. September hörten auch die daran anschließenden Proteste von Zivilisten auf.

Nach dem Einstieg mit Falschmeldungen folgt eine Darstellung der politischen Ereignisse in Myanmar, die mit dem Namen „Geschichtsklitterung“ noch freundlich beschrieben ist. Eine Korrektur allein der sachlichen Unrichtigkeiten und weggelassenen Fakten würde Seiten füllen.

Die über 10 Jahre andauernde Verbreitung von fake news über die „Revolution“ ist insofern besonders problematisch, weil es die Falschnachricht über den Tod eines Mönchs in einer mittelbirmanischen Stadt am 5.9.2007 war, die die Mönchsproteste erst auslösten. Die eigentliche „Safran Revolution“ begann ja erst am 18. September. Am 19. August gingen in Yangon zuerst einige Hundert Zivilisten auf die Straße.

Das alles und einiges mehr hätte Holger Senzel mit ein wenig Internet-Recherche herausfinden können. Ich habe die Ereignisse von 2007 dokumentiert und analysiert und die von der Humboldt-Universität Berlin herausgegebene Studie ist im Netz zu finden. - Die Redakteure von „Deutschlandradio Kultur“ sind zumindest auf den Titel meiner Dokumentation der Ereignisse gestoßen und haben mit mir am 19.8. dazu dankenswerterweise auch ein Interview geführt.

Schließlich bin ich auch darüber empört, dass es von meinen Rundfunkbeiträgen finanzierte Sender (der SWR hat den Beitrag auch gesendet) sind, die hier ein Beispiel von grottenschlechtem Journalismus abliefern – und das gleichzeitig mit einer Fernseh-Kampagne, die die Objektivität der Berichterstattung der ARD preist.

Ich erwarte, dass die oben genannten Podcasts sofort aus dem Netz genommen werden und halte es für angebracht, dass der DLF über die Ereignisse von 2007 noch einmal sachgerechter berichtet. Die eigentliche „Safran Revolution“ begann ja erst im September.

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Hans-Bernd Zöllner

Juli 2017

Vom 6.-8. Juli fand in Hamburg der G20-Gipfel statt. Ich beteiligte mich an einer der Demonstrationen, die weniger Schlagzeilen machten als die gewaltbereiten Aktivisten. Meine Haltung zu der Veranstaltung und ihren Begleiterscheinungen habe ich dann in einem Brief an den Ersten Bürgermeister unserer Stadt so formuliert:

 

Hamburg, den 8. Juni 2017

Betr.: G20

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Gerade zurück von einer der friedlichen Demonstrationen des heutigen Tages möchte ich Ihnen einige Gedanken mitteilen, die sich in den letzten Tagen bei mir eingestellt haben.

Kurz zu meiner Person: Ich bin 74, pensionierter Pastor und war zuletzt 12 Jahre am Osdorfer Born tätig. Dort hatte ich auch einmal das Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern. Außerdem beschäftige ich mich seit gut 20 Jahren wissenschaftlich mit einigen Aspekten der Globalisierung. Ich bin ein treuer rot-grüner Wähler, jedenfalls bisher.

Nun zu meinen Gedanken. Sie laufen darauf hinaus, dass meine bisherige Annahme, dass die von uns Bürgern mit ins Amt gewählten Politiker wie Frau Merkel und Sie, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass der Gipfel in Hamburg stattfand, über ein gewisses Maß an common sense verfügten, durch die Ereignisse der letzten Tage stark erschüttert worden ist. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:

  1. Es musste jedem Politiker klar sein, dass die Einladung des G20 Gipfels nach Hamburg – oder in eine andere europäische Stadt - sich gleichzeitig an Globalisierungsgegner richtete, die sich berufen fühlen, ihre Meinung zu diesem Phänomen vor Ort öffentlich kund zu tun. Die Einladung war also eine Provokation. Sie besagte – im Merkel-Deutsch gesagt: Wir schaffen das, also auch: Wir schaffen Euch. Von vornherein war auch klar, dass einige der Gegner die ihrer Ansicht nach weltweit ausgeübte strukturelle Gewalt mit Gegengewalt beantworten würden. Die Veranstalter wussten also, was auf Hamburg zukommt. Sie haben das jetzt beklagte Ergebnis billigend in Kauf genommen, wie es wohl in der Juristensprache heißt. Das war nicht sehr schlau und außerdem fahrlässig, zumal ja nicht die Organisatoren unter den Folgen zu leiden hatten, sondern betroffenen Bürger und Polizisten. Letztere jetzt als „Helden“ zu bezeichnen, erfordert m.E. schon ein hohes Maß an Chuzpe. Auf Grund meiner religiösen Sozialisation und meines Alters gehöre ich zu den auch von Ihnen geschätzten friedlichen Protestanten, sehe aber keinen Grund, mich von dem aggressiven Verhalten mancher Demonstranten zu distanzieren – solange unsere regierende politische Klasse nicht einräumt, ihren Beitrag zu den Gewaltausbrüchen geleistet zu haben. Zur Konfrontation gehören immer zwei – und ihre vollmundigen Beteuerungen, für die Sicherheit in Hamburg sei gesorgt, hat die „Profis“ auf der anderen Seite naturgemäß gereizt. Auch das hätten Sie wissen können.

  2. All das wäre aus meiner Sicht halbwegs in Ordnung, wenn das Format dieses Gipfels im Vergleich von Aufwand und Resultat Sinn machen würde. Dem ist eindeutig nicht so. Das Ergebnis dieses Gipfels ist ein Abschlussdokument, das nur deswegen als eine Art Erfolg verkauft werden kann, weil Gentleman Trump die taffe Kanzlerin nicht ganz blamieren wollte. Seit es diese Treffen auf der Ebene der Regierungschefs gibt, hat sich zudem die globale Situation teils dramatisch verschlechtert. Nur ein Beispiel: Es lässt sich zeigen, dass die westlichen Demokratien auf den „Arabischen Frühling“ völlig uninformiert und politisch falsch regiert haben. Die Folgen sind die katastrophalen Flüchtlingsbewegungen über Libyen und aus dem syrischen Bürgerkrieg. Zudem haben die Gegner dieses Formats schlicht und einfach recht, dass sich in Hamburg einmal wieder die Herr*innen der Welt in luxuriöser Umgebung trafen und die eigentlich Arbeit – mit Ausnahme der Gastgeberin – von ihren „Sherpas“ erledigen ließen. Dieses Wort aus dem gipfelreichen Nepal ist eine treffende Metapher für das Treffen: Dienstbare Geister sorgten dafür, auf dem Papier die Probleme zu bemänteln, die in der Realität von den Chef*innen verursacht wurden. Nun ist das wohl das Wesen heutiger Politik. Aber jeder Mensch mit common sense - zumal ein nicht nur weltoffener, sondern auch kostenbewusster Hanseat - hätte sich eine solche wenig charmante und zudem teure Veranstaltung vom Halse halten sollen. (Nebenbei: Das nette Treffen zwischen Trump und Putin hätte auch mit weniger Aufwand hier oder woanders stattfinden können.) Immerhin: Wir haben hier in Hamburg nun ein klitzekleines Stück von der Anarchie vor Augen geführt bekommen, die Menschen in weiten Teilen der Welt täglich erleben. Schließlich. Wenn die Welt zum Besseren verändert werden soll, müssen sich auch die Veränderer bewegen statt eherne Prinzipien auf Kosten anderer vor sich her zu tragen. Ein Nachdenken über die Rituale ihrer Treffen wäre dazu ein erster kleiner Schritt.

  3. Auf diesem Hintergrund hat Herr Lux mit seiner Kritik am Konzert in der Elbphilharmonie den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie war ein „obszöner, ja pornografischer Missbrauch von Kunst“. Der ganze Gipfel war eine arrogante Verhöhnung der notleidenden Menschen und eine zynische Inszenierung von „Demokratie“ durch Politiker, die ihre Prinzipien mit Gewalt durchpauken. Das zeigte sich auch in Ihrem Versuch, die Demonstranten, die sich wie ich heute aufgemacht haben, um friedlich gegen den Gipfel zu protestieren, zu vereinnahmen. Ich empfinde es – sorry – als Verarschung, wenn ich durch meine Teilnahme an den Kundgebungen als „willkommene Helfer“ des Demokratieprojektes à la Merkel und Scholz/Schulz willkommen geheißen werde.

 

Kurz: Guter Wille, den ich weder Ihnen noch allen anderen an diesem großen Event Beteiligten abspreche, genügt nicht. Es ist nötig, gründlicher umzudenken und umzukehren, und zwar auf allen Seiten. Das ist nebenbei der Kern der Botschaft Jesu.

Mein praktisch-politisches Fazit: Wenn nichts dazwischenkommt, werde ich bei der kommenden Wahl meine Stimmen so verteilen: Die Erststimme bekommt der Kandidat Ihrer Partei in meinem Wahlbezirk. Er und vor allem die alte Dame SPD haben weiter meine Sympathie .Die Zweitstimme geht an die Linken, was ich allerdings eher als einen Akt der Verzweiflung empfinde. - Und es versteht sich, dass ich auf dies Schreiben keine Antwort von einem Ihrer Sherpas erwarte.

Mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschen

gez.: Hans-Bernd Zöllner

Nachtrag:
Was haben die Veranstaltungen in Hamburg und die Erwägungen in Berlin über die Kachin in Myanmar gemeinsam, außer dass sie "irgendwie global" sind? Sie fordern dazu auf, das Verhältnis zur Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung neu zu definieren. Das wird nicht einfach.

Juni 2017

Jesus als Hüter der Kachin-Flagge
Jesus als Hüter der Kachin-Flagge

Anfang Juni fand in Berlin wieder ein vom Evangelischen Missionswerk veranstalteter Workshop zu Myanmar statt, bei dem am ersten Tag die Lage im Kachin-Staat auf dem Programm stand. Dabei stand die Rolle der christlichen Religion als Begründung für den Freiheitskampf der Kachin im Mittelpunkt. Der estnische Anthropologe Laur Kiik hielt einen Vortrag über seine Forschungen zum Thema. Ich habe versucht zu erklären, welche neue Form einer "kontextuellen Theologie" sich seit einiger Zeit in Myanmar entwickelt. Eine erweiterte Fassung des Vortrags findet sich hier.

Januar 2017

Zum Jahrfesanfang war ich wieder in Myanmar. Der Schwerpunkt lag auf weiteren Recherchen zu den der Bundesrepublik geförderten Berufsschulprojekt in Sinde 300 km nördlich von Yangon, am Ayeyawadi gegenüber von Pyay gelegen), das auf das Jahr 1970 zurückgeht, 1979 eröffnet wurde und nach der Unterbrechung deutscher Entwicklungszusammenarbeit mit Myanmar zwischen 1988 und 2012 jetzt wieder von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert wird. Die SAchule ist in mehrfacher Hinsicht interessant, u.a. deshalb, weil hier eine Alumni Organisation besteht, die regelmäßig treffen organisiert und die Jubiläen der Schule in großem Stil feiert. Die folgende Bilderserie beginnt mit einigen Bildern vom 35jährigen Jubiläum, an dem an die 2000 Leute teilnahmen, zeigt dann, was beim Jahrestreffen 2017 in Yangon los war und gibt schließlich einen Einblick in die Schule und ihre Umgebung.

Die Schule bildet junge Leute in acht verschiedenen Berufen aus - u.a. Kraftfahrzeugmechaniker_innen, Werkzeugmacher_innen und technische Zeichner_innen. Ursprünglich gab es eine dreijährige Ausbildung nach deutschen Vorbild. Im Laufe der Jahre wurde sie auf ein Jahr reduziert, soll jetzt aber wieder auf zwei Jahre erweitert werden.

Die Alumni-Organisation dient im Kern dazu, den Familien der Mitglieder in Krankheitsfällen zu helfen. 2015 wurde aber auch Geld für das Dorf Sine gesammelt, das von der großen Flut betroffen war und im Januar übergab der Schatzmeister dem Abt des benachbarten Klosters 50 Lakh (als 50mal 100.000) Kyat für einen neuen Brunnen, der dem Kloster und auch den benachbarten Bewohnern zugute kommt.

August/September 2016

Am 31. August begann 4tägige die "Panglong Konferenz des 21. Jahrhunderts" in Naypyidaw. Sie war nach dem Ort benannt, an dem Aung San im Februar 1947 ein Abkommen mit den Vertretern drei ethnischer Gruppen - der Schan, Kachin und Chin - geschlossen hatte. Damit wurde die Grundlage für einen gemeinsam Weg von ethnischen Birmanen und Nicht-Birmanen in die Unabhängigkeit gelegt. Seitdem wird der "Geist von Panglong" beschworen, der nach Meinung zahlreicher ethnischer Gruppen von den Nachfolgern des wenige Monate nach Abschluss der Konferenz ermordeten Unabhängigkeithelden verraten worden sei. Mit der Anknüpfung an ihren Vater hat Aung San Suu Kyi einen ersten Schritt zur Erfüllung eines ihrer Wahlversprechen getan: eine neue und dauerhafte Versöhnung zwischen den verschidenen Ethnien des Landes herzustellen.

An der Konferenz nahmen über 1000 Vertreter fast aller politischen und ethnischen Gruppierungen des Landes teil, darunter auch der meisten bewaffneten Gruppierungen, die bisher noch keinen Waffenstillstand mit der Regierung abgeschlossen haben.

Auf der Konferenz wurden eine Menge Reden gehalten. Beschlüsse wurden nicht gefasst. Als größter Erfolg galt die Tatsache, dass eine Fortsetzung der Tagung vereinbart wurde.

März 2016

Nach der gewonnenen Wahl traf Aung San Suu Kyi die notwendigen Personalentscheidungen. Zum Präsidenten bestimmte sie den 68jährigen Htin Kyaw, Sohn eines prominenten Dichters, der sich 1990 als Kandidat für die Partei zur Verfügung gestellt hatte. Der neue Präsident war bei der letzten Wahl kein Kandidat. Er war von der von der NLD dominierten "Volkskammer" vorgeschlagen worden und erhielt bei der Abstimmung der beiden Häuser des Unionsparlamentes die meisten Stimmen. Die von der ebenfalls von der NLD dominierte Nationalitätenkammer nominierte einen Abgeordneten aus der Ethnie der Chin. Er erhielt bei der Wahl die geringste Anzahl an Stimmen und ist nun Vizepräsident wie auch der von der Militärfraktion nominierte Ex-Milität Myint Swe, der als korrupter Hardliner gilt und bisher Chief Minister Yangons war.

Im neuen Kabinett übernahm Aung San Suu Kyi anfangs gleich vier Posten: Das Außen-, Erziehungs- und Energieministerin sowie das Amt des Ministers im Präsidentenbüro. Zwei Zuständigkeiten - für Erziehung und Energie - gab sie wieder aber, übernahm dann aber ein auf sie zugeschnittened neues Amt, das eines Sate Counseor, das ihr Rechte einräumt wie sie einem Ministerpräsidenten zustehen. Dies Amt ist in der Verfassung allerdings nicht vorgesehen. Damit wird sie ihrem im Vorfeld der Wahlen erhobenen Anspruch gerecht, "über dem Präsidenten" zu stehen. Das neue Kabinett, in dem laut Verfassung auch drei Militärs wichtige Posten innehaben, ist ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Konzepten von Demokratie, die in Myanmar gegenwärtig miteinander verwoben sind. Näheres dazu findet sich in einem Aufsatz von mir, der in den Schweizer "Asienstudien" erschienen ist.

Februar 2016 - Zwei kleine Königreiche im Kayin-Staat

Die Reise von Myawady zur Hauptstadt des Kayin-Staated Hpa-an führte über den neu gebauten Asian Highway und an zwei Orten vorbei, an denen religiöse Führer ein kleines Reich aufgabaut haben bzw. hatten. Der erste heißt Phu Taki, hat eine Gemeinde von etwa 4-5000 Kayin um sich versammelt und scheint ein absoluter Ekzentriker zu sein. In Yangon macht man auf Facebook Witze über ihn. Er gilt als so heilig, dass die Erde brennen würde, wenn er sie mit seinen Füßen berühren würde. Darum fährt er auf seinem Gelände in kleinen Wagen, die von Ziegen und Hirschen gezogen werden. Es gibt aber auch Autos für Überlandfahrten. Der kurze Besuch erbrachte eine Reihe bizarrer Bilder.

Einige Kilometer weiter liegt der Thamanya-Hügel an der Straße. Hier lebte bis 2003 ein Mönch, der im ganzen Land verehrte und dem auch Aung San Suu Kyi zwei Mal ihre Aufwartung machte, nachdem sie aus dem Hausarrest entlassen worden war. Der Mönch hatte einige Jahre auf dem Berg meditiert und dann b dann eine Gefolgschaft aus unterschiedlichen Ethnien um sich gesammelt. Nachdem sich sein Ruf landesweit verbreitet hatte, kamen zahlreiche Pilger, die versorgt werden mussten. So entstand eine kleine Stadt, die von dieser Art des Tourismus lebte. Zu den Regeln, die der Mönch erlassen hatte, gehörte, dass nur vegetarisch gegessen werden durfte. Außerdem lebten die Menschen in diesem kleinen Reich, das den Rang eines vom Staat anerkannten steuerfreien religiösen Ortes hatte, friedlich miteinander. Im Jahr 2003 verstarb der Thamya Sayadaw. Bei meinem Besuch war der Hügel nur sehr spärlich besucht - man wurde aber immer noch zum Essen der vegetarischen Kosten eingeladen.

Der Bedeutungsrückgang des Hügels nach dem Tode des Mönchs ist von politischer Bedeutung. Es zeigt, dass in Myanmar die großen Werke einzelner Personen an ihre Lebenszeit gebunden sind. Aung San Suu Kyi hatte das kleine Reich um den Hügel als Modell für ein friedliches und korruptionsfreies Birma gepriesen. Nach dem Tode des Mönchs aber stritten seine Anhänger um sein Erbe. Ähnliches könnte geschehen, wenn Aung San Suu Kyi von der politischen Bühne abtritt.

Myanmar lässt sich als ein Land der immer wiederkehrenden Teufelskreise beschreiben, die von der Hoffnung auf rettende Engel angetrieben werden. Das jedenfalls ist das Fazit meiner letzten Reise.

Januar 2016

Ende Januar begann eine nächste Reise nach Myanmar. Dabei bin ich zum ersten Mal auf dem Landweg eingereist, und zwar über die "Freundschaftsbrücke", die Mae Sot mit Myawadi verbindet. In Mae Sot besuchte ich die Mae Tao Klinik, die nach 1988 von Cynthia Maung - das Bild zeigt ein anlässlich ihres 56. Geburtstages erstelltes Plakat - aufgebaut wurde. Hier werden kostenlos kranke Birmanen behandelt. Gleichzeit ist hier ein Zentrum der birmanischen Demokratiebewegung. Es wird versucht, ein einheitliches Gesundheits- und Bildungssystem der ethnischen Oppositionen zu erarbeiten , das später als Modell für ein neue staatliche Richtlinien dienen soll. Eijn Neubau der Klinik ist in Vorbereitung. Es gibt also auch nach dem Wahlsieg Aung San Suu Kyis keinen Plan,die Arbeit nach Myanmar verlagern.

Die Wahlen

Ende November sind die Auswirkungen noch nicht klar. Auf Grund der Verfassung wird die siegreiche NLD zwei Kandidaten für das Präsidentenamt vorschlagen können, ein dritter wird von den Abgeordneten des Militärs nominiert. Dann gibt es in einer gemeinsamen Sitzung beider Häuser des Parlamentes eine Abstimmung. Der Gewinner wird Präsident, die beiden Unterlegenen Vize-Präsidenten. Da Aung San Suu Kyi auf Grund einer Verfassungsklausel selbst nicht Präsidentin werden kann, ist die Frage, wer von ihr als Kandidat nominiert werden wird. Sie selbst hat schon vor den Wahlen mitgeteilt, dass sie im Falle eines Wahlsieges "über dem Präsidenten" stehen wird.

2. Dezember

An diesem Tag gibt es um 19.30 in der Werkstatt3 in Hamburg-Altona (Nernstweg 32) eine Diskussion über die Zukunft Myanmars zwischen Andreas Lorenz und mir, also den beiden Autoren einer Biographie über Aung San Suu Kyi. Näheres hier.

Ausgangspunkt der Diskussion wird der grandiose Wahlsieg von Aung San Suu Kyis Partei, der National League for Democracy sein.Er wurde von meinem Ko-Autor, der die Wahl vor Ort beobachtet hat, einen Tag nach der Wahl in einem Bericht von sat3 prognostiziert.

Was bedeutet er für die Zukunft des Landes?

Meine Antwort auf diese Frage ist zwiespältig. Das Ergebnis bestätigt meine Theorien über das Wahlverhalten der Bevölkerung des Landes, durch das eine moralisch qualifizierte Person ins Amt gewählt wird, zu der es gegenwärtig weder eine Alternative noch eine Opposition gibt. Damit ergibt sich die Frage, was passiert, wenn diese Person nicht mehr da ist. Die Friedensnobelpreisträgerin wird ja nicht ewig leben.

Juli 2015

Anfang des Monats hat die Wahlkommission bekannt gegeben, dass die nächsten Wahlen am 8. November 2015 stattfinden werden. Kurz darauf teilte Aung San Suu Kyi mit, dass ihre Partei bei den Wahlen teilnehmen werde.

Das neue Buch wird am 20. Juli in den Buchhandel gehen. Wer ein signiertes Exemplar haben möchte, kann es bei mir für 18 Euro (inkl. Porto und Verpackung) bestellen. Der Ladenpreis beträgt € 19,90.

Juni 2015

Aus Anlass des 70. Geburtstag unserer Heldin habe ich der Deutschen Welle ein Interview gegeben.Es dauert noch ein bisschen, bis das Buch herauskommt.

Wer aber schon mal  hineinschnuppern will, kann  hier das erste Kapitel in einer vorläufigen Fassung lesen.

Mai 2015

Die Flucht von Muslimen aus der Grenzregion zwischen Myanmar und Bangladesh macht Schlagzeilen und wird mit den Flüchtlingsströmen über das Mittelmeer verglichen. Es gibt aber erhebliche Unterschiede:

a) Das traurige Schicksal der Rohingya ist ein Spätprodukt der Kolonialzeit, in der zwischen dem überwiegend muslimischen Bengalen und dem buddhistischen Rakhine/Birma eine Grenze geschaffen wurde, die durch die Kolonialmacht für Migranten aus dem überbevölkerten Bengalen durchlässig gemacht wurde, heute aber starr ist. Im Mittelmeer sind die Probleme überwiegend durch die westlichen Staaten mitversucht worden, die geholfen haben, repressive aber relativ stabile politische Systeme im arabischen Raum zu destabilisieren (s. mein Büchlein “Fetisch Demokratie. Der Arabische Frühling von außen betrachtet”).

b) In den ASEAN-Ländern gibt es keine dem deutschen Recht auf Asyl vergleichbare Verfahren – zudem kommen die meisten Flüchtlinge, die nach Thailand, Malaysia und Indonesien unterwegs sind, aus dem Mitgliedsland Myanmar. Das ist also so, als würden Spanier nach Dänemark flüchten. Daher weigern sich Thailand, Malaysia und Indonesien auch, die Flüchtlinge aufzunehmen und schicken die Boote wieder zurück.

c) Zur Vorbereitung eines Artikels zur Problematik der Rohingya habe ich im Mail an einer in Oslo stattfindenden Tagung zum Thema "Rohingya" teilgenommen. auf der ich auch über die Art und Weise, wie dort agitiert wurde, schockiert war. Meine Konferenznotizen finden sich hier.

April 2015

Es ist nicht so, dass seit dem letzten Eintrag nichts passiert wäre, ich hatte nur keine Zeit, es hier einzutragen. Das lag im Wesentlichen daran, dass ich mit Hochdruck an einem neuen Buch gearbeitet habe, dass noch vor dem 70. Geburtstag von Aug San Suu Kyi (19.6.2015) herauskommen soll. "Die Tochter" habe ich zusammen mit Rodion Ebbighausen, einem bei der Deutschen Welle arbeitenden Journalisten geschrieben. Wir warten Ende April darauf, dass das Buch fertig gesetzt ist, damit wir uns an den Index machen können. - Im März erschien schon eine andere Biographie der "Lady" (Andreas Lorenz, Aung San Suu Kyi. Ein Leben für die Freiheit, Beck). Wir sind neugierig darauf, was Rezensenten sagen, die beide Bücher gelesen haben!

Ich war im Januar und Februar zuletzt in Myanmar. Ein wesentlicher Zweck der Reise war es, letzte Recherchen für das neue Buch durchzuführen und interessante Bilder zu bekommen. Es traf sich gut, dass der 100. Geburtstag des Vaters gerade bevorstand (13. Februar 2015). Da gab es auf der Straße, in seinem Geburtshaus in Natmauk und in Galerien viele Bilder zu sehen (Das nebenstahende Bild zeigt ein Gemälde seines Geburtshauses mit einem Familienbild, das nach einer Fotografie eingefügt wurde).

Es folgt ene kleine Bildergalerie: Die Klosterschule in Natmauk, die Aung San besuchte - Bei deiner Flucht nach China als Chinese verkleidet - als Kendo-Kämpfer in Japan (Gemälde) - Bei Verhandlungen in Japan.

Die folgenden Bilder zeigen Aung San nach dem Ende des Krieges:

Von links nach rechts: Januar 1947 in London (ganz rechts: sein späterer Mörder U Saw) - Familienbild - Mit Kachin-Frauen im November 1946 - In Wartestellung - auf einem Plakat in Pyapn (Irrawaddy-Delta)

Und nach so vielen alten und grauen Männerbilderndes Vaters nun noch einige farbige von der Tochter mit einer ihrer besten Freundinnen.

Ach ja - beide möchten gerne Präsidentinnen werden. Ob sie sich deshalb so gut verstehen?

September 2014

Am 18. September wurde in München im frisch umbenannten Museum fünf Kontinente, dem ältesten Völkerkundemuseum Deutschlands, eine Ausstellung zu Myanmar eröffnet, die bis zum 3. Mai geöffnet sein wird. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Stücke, die ein früherer Direktor des Museums, Lucian Schermann, von einer Reise nach Birma im Jahr 1911 mitgebracht hat.

Kurz darauf wurde in Stuttgart eine weitere Ausstellung zu Myanmar eröffnet, die vom Umfang her sehr viel umfangreicher ist und von einem üppigen Begleitprogramm - einschließlich eines wissenschaftlichen Symposiums - begleitet war. Ich habe da einen Vortrag zur buddhistischen Hermeneutik im Theravada-Buddhismus gehalten. Er läuft darauf hinaus, dass Politik in Myanmar wie in den anderen vier tharavada-buddhistischen Ländern unberechenbar bleiben wird, solange es keinestrikte Trennung von Religion und Politik oder die Tradition einer rational begründeten Auslegung der heiligen buddhistischen Schriften gibt.

Am 3. und 4. September besuchte Präsident Thein Sein im Rahmen einer Europareise Deutschland. Er traf in Berlin u.a. Angela Merkel und Joachim Gauck. Gleichzeitig wurde im Auswärtigen Amt eine Ausstellung zum 60. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Birma eröffnet, an der der Präsident aus protollarischen Gründen, wie es hieß, nicht teilnahm. Die Ausstellung war bis zum 9. Oktober im Lichthof des Amtes zu sehen.

August 2014

Jetzt ist auch auch die deutsche Ausgabe des Buches mit den Reden Aung San Suu Kyis aus den Jahren 1995 und 1996 erschienen. Im unterschied zu der in Myanmar herausgegebenen zweisprachigen Ausgabe enthält es auch nocvh die in englischer Sprache zugänglichen Reden, die sie nach dem Ende der überlieferten Transkripte im April 1996 bis zu hrer Freilassung i November 2010 gehalten hat.

Auch diese Ausgabe dient dazu, den an der Politik Myanmars Interessierten im Blick auf die Wahlen von 2015 einen Einblick in die politische Philosophie der Vorsitzenden der NLD und des Verhältnisses zu ihren Mitgliedern zu geben. So inden sich etwa auf S. 50 einige höchst interessante Bemerkungen zum Thema politischer Pluralismus und zur Notwendigkeit eines Mehrparteinsystems.

Juni 2014

Brennende Moschee in Meikthila im April 2013
Brennende Moschee in Meikthila im April 2013

Am 5. Juni gab es in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin eine Veranstaltung des RememBrance Forum (RBF) zu den ant-muslimischen Tendenzen in Myanmar. Ich war eingeladen, ein Statement abzugeben. Außer mir sprach noch Dr. Khin Zaw Win, ein ehemaliger politischer Häftling und sozialer Aktivist aus Myanmar. Ich hatte ihn schon in Yangon getroffen und wir hatten uns abgesprochen, dass ich etwas über die generellen Haltung von Buddhisten in Myanmar den Muslimen gegenüber sagen würde, während er zum den Konflikt um die Rohingyas im Rakhine-Staat Stellung nehmen würde. Meine These: Es gbt im buddhistischen Myanmar einen "schlafenden Rassismus" gegen Muslime, der sich mit den anti-jüdischen Ressentiments in Deutschland im vorigen Jahrhundert vergleichen lässt.

April/Mai 2014

Der Umschlag des Buches
Der Umschlag des Buches

Im Mai war ich fast drei Wochen in Myanmar. Anlass der Reise war die Fortsetzung des Versuches, die Kontakte zwischen der Südostasien-Abteilung der Uni Bonn und Unversitäten in Myanmar weiter voranzutreiben. Es zeigte sich, dass das weiter mühselig ist und viel Geduld erfordert. Außerdem konnte ich das von mir herausgegebene Buch mit den Reden Aung San Suu Kyis in Birmanisch und einer englischen Übersetzung, die sie 1995 und 1996 über das Tor ihres Hauses in der University Avenue gehalten hat in Empfang nehmen und an Freunde verteilen. Ich hoffe auf eine baldige zweite Auflage, in der einige Schwachstellen der jetzigen Ausgabe verbessert werden können.

In Hamburg wird in Kürze eine englische Ausgabe erscheinen, in der neben den übersetzten Reden auch noch ein Anhang enthalten ist, der über das Auskunft ibt, was sie nach dem April 1996 gesagt hat. Zu diesem Zeitpunkt enden die Transkriptionen ihrer Reden, die in Japan veröffentlicht wurden.

Beide Bücher dienen u.a. dazu, einen Vergleich zwischen Suu Kyis Äußerungen vor 20 Jahren und heute im Vorfeld der Wahlen von 2015 zu ermöglichen. Die myanmarische Ausgabe kann überdies zu Sprachstudiem verwendet werden.

 

Egon Bahr, Suu Kyi und Sigmar Gabriel
Egon Bahr, Suu Kyi und Sigmar Gabriel

Vom 10.-14. April besuchte Aung San Suu Kyi Deutschland. Anlass war die Verleihung des mit 25.000 € dotierten Internationalen Willy-Brandt-Preises, die am 1.. April in Berlin stattfand. Außerdem traf sie am ersten Tag ihres Besuches Bundespräsident Gauck und Bundeskanzlerin Merkel und nahm an einer Sitzung des Bundestags teil. Am Sonntag traf sie sich mit Landsleuten.

Hier sind einige meiner Eindrücke von dem Event.

 Am 30.3. wird in Myanmar mit Unterstützung einer Unterorganisation der Vereinten Nationen eine Volkszählung beginnen, die bis zum 10. April dauern soll. Die letzte war von der Militärjunta im Jahr 1983 veranstaltet worden. Ihre Ergebnisse wurden von den Gegenern der Junta bezweifelt. Auch die jetzt angesetzte Erhebung steht in der Kritik.

 

Mein neues Buch ist auf dem Markt: "Fetisch Demokratie. Der Arabische Frühling, von außen betrachtet". Es enthält eine Kurzfassung meiner Unetrsuchung des Transitiosnprozesses in Myanmar, ein Blick auf die großen Demokratiethemen - und beginnt mit einem Rückblick auf die "Orangene Revolution" in der Ukraine und einigen Bemerkungen zu den jüngsten Entwicklungen im Land.

Moral: Demokratie in außereuropäischen Ländern ist überweigend ein irrationales und oft quai-religiöses Motiv im Auge des Betrachters.

Ich habe das Büchlein als Beitrag zur aktuellen Diskussion über deutsche Außenpolitik an verschiedene Politiker, Journalisten und Wissenschaftler geschickt und warte auf Resonanz. Als erstes hat das Büro des Bundespräsidenten geantwortet, wie zu erwarten eher nichtssagend.

Februar 2014

Vom 9.-12. Februar besuchte Bundespräsident Gauck Myanmar. Dabei traf er in Naypyidaw, der Hauptstadt, am 10.2. den Präsidenten Thein Sein und danach Aung San Suu Kyi (siehe Bild; Quelle: STERN). Dieses Treffen zweier ehemaliger Dissidenten war so etwas wie der emotionale Höhepunkt einer Reise, die ansonsten mehr von Symbolik als von Substanz geprägt war. In seinen Reden zeigte sich der Präsident von der Aufbruchsstimmung im Lande beeindruckt. Er versprach deutsche Unterstützung bei der Umsetzung des Aufbruchs zur Demokratie und mahnte zusammen mit Aung San Suu Kyi eine Fortsetzung der Reformen an..

Im Beisein des deutschen Bundespräsidenten wurde in Naypyidaw ein Abkommen zwischen den beiden Ländern unterzeichnet, mit dem Deutschland seine Schulden erlässt. Die stammen aus der Zeit vor 1988, als Deutschland nach Japan der zweitwichtigste Handelspartner Birmas war und im Lande zahlreiche Entwicklungsprojekte förderte. Nach dem von einem Mlitärputsch beendeten Volksaufstand gegen das von beiden deutschen Staaten hofierte und unterstützte Regime begann ein langer Dornröschenschlaf in den Beziehungen, der kurz nach dem ersten Besuch eines bundesdeutschen Präsidenten in Birma im Jahr 1986 und em Gegenbesuch seines birmanischen Kollegen ein Jahr später begonnen hatte. Der jetzige Besuch soll das Ende dieser Periode bezeichnen und einen Neuanfang einläuten.

Am 11. Februar eröffnete der Präsident, der aus Indien kommend von zahlreichen Wirtschaftsvertretern begleitet war, dazu ein kleiner Büro der deutschen Handelskammern in Yangon und eröffnete formell das Goethe-Institut in einem  alten Gebäude, das erst noch gründlich saniert werden muss. Während die Eröffnung des Büros der deutschen Wirtschaft mit der Schließung des Büros des Ostasiatischen Vereins zusammenfielt, bedeutete die Eröffnung des Goethe-Instituts einen Akt der deutschen Wiedervereinigung auf dem Boden Myanmars. In den 60er Jahren hatte es dort schon einmal für kurze Zeit ein solches Institut gegeben, das dann aber von der von der Bundesrepublik wirtschaftlich unterstützten sozialistischen Regierung geschlossen wurde. Deutsche Sprachkurse gab es aber weiter. Sie wurden in der Botschaft der DDR durchgeführt. Die deutschen Sprachlehrerinnen lernten gleichzeitig Birmanisch und unterichteten diese Sprache nach ihrer Rückkehr an Universitäten der DDR. Nach der Wiedervereinigung wurde die letzte der dafür eingerichteteten Stellen "abgewickelt".

Dies kann als ein Zeichen dafür gewertet werden, dass die deutsche Hilfe für den Neuaufbau Myanmars auf tönernen Füßen steht. Es fehlt hier an dem nötigen Wissen über die Bedingungen, unter denen der Neuanfang erfolgt. Gleichzeitig ist der Fehlschlag der deutschen Birma-Politik vor 1988 nie aufgearbetet worden. Die Fehler von damals könnten also wiederholt werden.