Vorbemerkung

Im Folgenden wird die Entwicklung und Geschichte eines Projektes geschildert, das mittlerweile mit öffentlichen Geldern von einer deutschen NGO, dem WeltFriedensDienst (WFD), zu implementieren versucht wurde. Diese Darstellung ist nicht vollständig und sie ist vor allem auch sehr persönlich, da ich sowohl von der Sache wie von meinem Engagement her stark daran beteiligt bin. Trotzdem hoffe ich, dass die folgenden Ausführungen einige übersubjektive Rückschlüsse auf die Bedingungen von Entwicklungshilfe in einem besonders sensiblen Bereich in der gegenwärtigen Umbruchsituation Myanmars ermöglichen. Eine ausführliche englische Version unter dem Titel "Sudden Death", die den birmanischen Teilnehmern des Projektes nach dessen Abbruch übermittelt wurde, findet sich hier.

TEIL I

Vorlauf

Die Idee zu dem Projekt geht auf meine ersten Erfahrungen in der Solidaritätarbeit zu Birma in der Europäisch-Burmesischen Gesellschaft in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zurück. Es gab damals viele Kontakte mit Exil-Birmanen aus unterschiedlichen Ethnien. Mir fiel dabei auf, dass sie außer ihrer Abneigung gegen die regierende Militärjunta nicht viel verband. Außerdem hatte ich das deutliche Gefühl, dass es eine Weile dauern könne, bis im Lande ein funktionsfähiges demokratisches System errichtet werden könne. In der Zwischenzeit, so meine Idee, könne man versuchen, schon Vorarbeiten für ein Gelingen einer friedlichen Nation zu leisten - etwa die Vorarbeiten zu einem Geschichtsbuch für zukünftige Schüler des Landes, die von allen bisher streitenden Gruppen akzeptiert werden konnte. Vertreter fast aller Gruppen waren ja im Ausland vertreten - und die Sichtweise des Militärs konnte aus deren Verlautbarungen leicht erschlossen werden.

 

Ich stellte diese Idee mehrmals meinen birmanischen Freunden vor. Ihre Reaktion war: Sehr interessant und notwendig - aber warte damit, bis wir die Demokratie erkämpft haben.

Konfliktreiche Geschichte ...

Der Mahamun-Buddha im heutigen Mandalay
Der Mahamun-Buddha im heutigen Mandalay

Kontroverse Ereignisse gibt es nicht nur in der jüngeren birmanischen Geschichte wie etwa das Militärputsch im Jahr 1962, der Aufstand von 1988 und die so. Safran-Revolution von 2007 - um nur die prominentesten Beispiele zu nennen. Da ist etwa die Geschichte, die eines der meist verehrten Buddha-Statuen ins heutige Mandalay brachte, die Mahammuni (der "Große Weise") Statue.

Dies Buddhabild stammt aus Rakhine (Arakan) und ist der Legende nach bei einem Besuch des Buddha in dem westlichen Teil des heutigen Myanmar geschaffen worden, ist also gewissermaßen ein Original-Portrait. Es stand in der Hauptstadt Rakhines, Mrauk-U, und war dort ein wesentliches Element für die Legitimation der dort herrschenden Könige. Der Landstrich am Golf von Bengalen war über Jahrhunderte unabhängig und stand in Konkurrenz zu den Machtzentren in Ober- und Unterbirma. Im Jahr 1784 nutzte der birmanische König Bodawpaya eine Schwäche des Reiches zu einem siegreichen Feldzug. Nach dessen Ende wurde das Buddhabild 1785 in zwei Teile geteilt und in die damalige Hauptsadt Amarapura gebracht. Nach der Gründung von Mandalay wurde der Tempel in das Gebiet der neuen Stadt integriert.

Meine Frage war, wie dies Ereignis wohl in den Geschichtsbüchern Birmas dargestellt werden könne, so dass sowohl die buddhistischen Birmanen wie die buddhistischen Bewohner Rakhines mit der Darstellung leben können. In den jetzigen Schulbüchern des Landes wird die Geschichte vorwiegend aus der Perspektive der birmanischen Sieger erzählt.

... spiegelt sich in konfliktreicher Gegenwart

Auch nach der Machtübergabe der Militärjunta an den gewählten Präsidenten Thein Sein im März 2011 war die Demokratie nicht in vollem Umfang in Myanmar eingezogen. Aber die Stimmung hatte sich danach außerordentlich verbessert, so dass es möglich schien, die alte Idee neu aufzulegen.

Ich gab ihr den Namen "Minesweeping throught Mindsweeping" schon bevor ich im Februar 2013 das beste unter sehr wenigen Rehabilitationszentren für die Opfer von Landminen in Hpa-an, der Hauptstadt des Kayin (Karen) Staates besuchte. Hier wurden Landminenopfer aus den unterschiedlichen miteinander kämpfenden Gruppen behandelt. Die Invaliden saßen friedlich um einen großen Tisch herum und tranken gemeinsam Tee. Gespräche über die Hintergründe ihres Kampfes gegeneinander und über eine Versöhnung der immer noch streitenden Parteien gab es aber nicht, erfuhr ich.

Warum das so ist, war mir kurz zuvor in einem buddhistischen Kloster deutlich geworden. Dort hatte ich vor überwiegend jungen Leuten, die an Fortbildungskursen teilnahmen, einen Vortrag zum Thema Nation Building gehalten. Ich präsentierte den Teilnehmern sieben Kriterien für diesen Begriff und fragte sie, welche denn wohl für Myanmar als Nation zuträfen. Die überwiegende Meinung der Zuhörer: Höchstens einer - eine gemeinsame Sprache. Aber auch die, das Birmanische, sei den nicht birmanischen Ethnien aufgezwungen worden.

Ich schloss daraus, dass Myanmar bisher ein Staat, aber keine Nation sei, und dass man daraus zwei Folgerungen ableiten könne: Erstens alles so zu lassen wie es ist und mit den Konsequenzen weiterer Konflikte zu leben oder Gespräche zu einer Verständigung über die Unterschiede in Kultur, Tradition, sozialer Strukturen, Identität etc. zu führen.

An dieser Stelle stand ein Mönch auf, der die ganze Zeit zugehört ahatte und sagt: "Niemals werden wir mit den Birmanen verständigen, nach all dem, was sie uns angetan haben." Ich versuchte ihm zu sagen, dass die Birmanen der Meinung seien, die Karen hätten 1949 den Bürgerkrieg begonnen, aber der Mönch war nicht bereit, sich auf Argumente einzulassen. Er hielt eine erregte Ansprache an die Zuhörer, die mir der Übersetzer nur mit dem Satz wiedergab: "Die Birmanen sind schuld, sie müssen ihr Unrecht einsehen."

Neben den physischen Minen an den Grenzen des Landes gibt es also auch zahlreiche geistige Minen in den Köpfen und Herzen der Bewohner des Landes. Die Landminen werden nicht dadurch unschädlich, dass die verfeindeten Parteien einen Waffenstillstand schließen, sondern können jederzeit explodieren, wenn jemand drauf tritt, solange sie nicht endgültig entschärft und entfernt sind. Dasselbe gilt für die historisch bedingten Vorurteile, die zwischen den verschiedenen Gruppierungen bestehen. Sie müssen entschärft werden, Minesweeping durch Mindsweeping eben.

Metapher und Vision

Die Metapher und die daraus abgeleitete Vision wurden später für Vorträge zum Thema visualisiert. Hier sind die ersten drei Folien, die im Laufe der Zeit bei zahlreichen Geöegenheiten gezeigt wurden:

Praktische Schritte

Geschichte wird in der Projekt-Idee als ein Mittel zum Zweck der Verständigung zwischen Menschen benutzt, die in unterschiedlicher Weise zu den Knfliktparteien im Land gehören. Es gibt dort kaum einen, der "neutral" wäre. Damit wird hier ein indirekter Ansatz der Konfliktlösung verfolgt, keine direkte Konfliktvermittlung, wie sie traditionelle Konzepte versuchen, die in Myanmar in der Vergangenheit bisher immer gescheitert sind.

Kleine Gruppen von "Normalbürgern" werden eingeladen, sich ein Thema aus der Geschichte des Landes zu suchen, das sie interessiert und das sie näher erkunden wollen. Dazu, so der Plan, führen sie Interviews mit verschiedenen Leute führen um festzustellen, was die Gesprächspartner über das jeweilige Ereignis wissen und wie sie es beurteilen. In einem zweiten Schritt versucht die Gruppe dann, Fakten zu dem ausgewählten Thema zu ermitteln. Hier wird von dem Projekt Hilfestellung durch Experten, die Bereitstellung von Quellenmaterial etc. gegeben - wenn das gewünscht wird. Schließlich wird der Entwurf eines Textes geschrieben, in dem die Meinungen und die Fakten zusammengebracht werden. Dieser Text ist der Entwurf, der später in einem allseits akzeptierten Schulbuch stehen könnte. Er wird dann später mit anderen Teilnehmern an dem Projekt diskutiert.

Es wird erwartet, dass diese Gespräche dabei helfen, ein verändertes Klima des Verständnisses und des Vertrauens zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Gruppen im Land zu schaffen.

Daneben wird versucht zu ermitteln, welche Themen der Geschichte Myanmars für besonders wichtig und kontrovers gehalten werden. Dazu werden verschiedene Gruppen gebeten, kleine Essays zu schreiben, die dann statistisch ausgewertet werden. Eine Sammlung solcher "Myanmar Perceptions of Myanmar Histories" wäre dann ein weiterer Anlass für Gespräche.

Ein dritter "Baustein" des Projekts ist es, Menschen in Myanmar, die an Geschichte Interessiert sind, methodisch weiterzubilden und mit einigen Grundelementen birmanischen und westlichen Geschichtsverständnisses vertraut zu machen. Hier sollen später auch professionelle Historiker Myanmars einbezogen werden.

Eine "Jugendgruppe" und ein Problem

Das Interesse an dieser Grundidee beschränkte sich nicht auf Angehörige ethnischer Gruppen. Eine der großen "Bruchlinien" in der birmanischen Gesellschaft verläuft ja mitten durch die Mehrheitsgesellschaft - zwischen dem Militär und ihren Anhängern bzw. Verbündeten und all denen, die dieser langjährigen Machtelite zutiefst misstrauen.

Daher war es ermutigend, dass auch Birmanen an dem Projekt interessiert waren. Am spannendsten und aufschlussreichsten war dabei für mich die Begegnung mit einigen jüngeren Mitgliedern der National League for Democracy (NLD), der Partei Aung San Suu Kyis. Diese Begegnung ist in mancherlei Hinsicht typisch für die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Projektes im Kontext des gegenwärtigen Übergangsprozesses in Myanmar.

Ich kam mit ihnen über einen Mitarbeiter im Hauptquartier der Partei, das ich 2012 häufiger besuchte, um dort die Bewilligung für die Veröffentlichung der Übersetzung von Reden zu erhalten, die sie 1995 und 1996 vom Tor ihres Hauses in der University Avenue gehalten hatte.

Der Mitarbeiter war interessiert und lud mich ein, die Idee einer Gruppe von jungen Mitglieder der Partei zu erklären, die er regelmäßig unterrichtete. (Das Bild zeigt ein Treffen im Juli 2013) Die Treffen fanden in einer Wohnung im 4. Stock eines Altbaus in der Innenstadt statt. Mir wurde erklärt, wie ich die Wohnung finden könne. Ich solle allein kommen. Man habe Angst vor dem Geheimdienst. Deshalb sei es nicht gut, wenn sich mehrere Leute gleichzeitig ins Haus begäben. Ich begab mich also zu einem konspirativen Treffen und trug zwei Stunden meine Idee vor. Der Leiter der Gruppe, von den Mitgliedern respektvoll saya - Lehrer - tituliert (er war meiner Schätzung nach nicht viel älter als 30 Jahre) übersetzte. Es gab eine Reihe von Nachfragen und ich wurde schweißgebadet entlassen. 

Beim nächsten Besuch in Myanmar einige Monate später besuchte ich die Gruppe ein zweites Mal. Diesmal wurden keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen und die Zusammensetzung der Gruppe hatte sich ein wenig verändert. Mir wurde mitgeteilt, dass die Anwesenden interessiert seien, an dem Projekt teilzunehmen, dass es aber ein Problem gäbe: GELD.

Interviews zu führen, würde Zeit kosten und man müsse wohl auch mal aufs Land fahren. Die Kosten dafür würden vom Projekt bezahlt, aber eine solche Unternehmung bedeute für die arbeitenden Mitglieder der Gruppe einen Verdienstausfall. Wahrscheinlich würde jemand gekündigt, wenn er oder sie einige Tage um Sonderurlaub bitte. Ob ein Tagegeld (englisch: allowance) gezahlt werden könne oder ob nicht mindestens ein Mitglied der Gruppe für eine gewisse Zeit für die Teilnehme am Projekt ein Gehalt bekommen würde.

Das ging natürlich nicht - und mir wurde klar, dass die Projektidee ein grundsätzliches Problem beinhaltete: Dies wie viele andere Projekte in Myanmar beruhen auf der Annahme, dass es dort eine Zivilgesellschaft wie bei uns gibt. Hier hat selbst ein Hartz-4-Empfänger ein geregeltes Einkommen und er hat Zeit, sich um gesellschaftliche Anliegen seiner Wahl zu kümmern. Beide Voraussetzungen sind in Myanmar außerhalb der kleinen Gruppe der reichen Leute und ihrer Kinder nicht ohne weiteres gegeben.

 

Anders gesagt: Zivilgesellschaft kann in Myanmar nicht vorausgesetzt werden, sie muss erst aufgebaut werden. Die meisten Menschen, die sich in Myanmar gegenwärtig für gesellschaftliche Anliegen einsetzen, werden dafür bezahlt.

Erkundung einer Spaltung

Das Geldproblem konnte mit einem vorübergehenden Kompromiss gelöst werden und die NLD-Gruppe begab sich an die Arbeit.

Das Thema, das sie sich ausgesucht hatte, waren die Parteiaustritte in mehreren Bezirken im Irrawaddy-Delta. Das war nicht unbedingt das, was ich mir gedacht hatte, weil es ein aktuelles Ereignis war, aber es war erstens hochinteressant und zweitens anschlussfähig für viele andere Themen.

Abspaltungen innehalb politischer Organisationen ist ein Grundthema birmanischer Geschichte seit dem Begin der nationalistischen Bewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine der am schwersten wiegenden in der Geschichte des unabhängigen Birma war die Spaltung der Sammlungsbewegung AFPFL (Anti-Fascist-People's Freedom League), die unter Führung Aung Sans Birma in die Unabhängigkeit geführt hatte im Jahr 1958. Das Buch "The Split Story" des später prominent gewordenen Journalisten Sein Win beschreibt die Hintergründe des Ereignisses, das zur Machtübergabe des ersten Premierministers Nu an das Militär unter Ne Win führte. Damit wurde das Ende der ersten "demokratischen" Periode von Birmas Unabhängigkeitsgeschichte eingeläutet.

Auch die NLD hatte schon ine Abspaltung erlebt. Vor den Wahlen vom November 2011, die von der Partei Aung San Suu Kyis boykottiert wurden, hatten einige prominente Mitglieder aus Protest gegen diese Entscheidung eine neue Partei, die NDF (National Democratic Force) gegründet.

Wenn es gelingen würde, die Gründe für die Serie von Spaltungen in der birmanischen Politik und Gesellschaft zu ermitteln und daraus Konsequenzen zu ziehen, wäre das eine große Leistung.

Die jungen Leute begannen dann mit Hilfe von Geldern, die für eine erste Phase des Projektes aus Deutschland zur Verfügung standen, mit ihren Interviews und protokollierten ihre Gespräche. Die Ergebnisse waren hochinteressant: In der Partei, die sich als Alternative zum autoritären Militär und seinem Konzept der "disziplinierten Demokratie" verstand, wurde das Prinzip des "demokraitschen Zentralismus" praktiziert. Entscheidungen wurden an derr Spitze der Partei getroffen, die Mitwirkung der Basis war beschränkt. Das hatten sich viele anders vorgestellt.

Auf dieser Grundlage stellte sich die Frage, wie mit den Ergebnissen der Gruppe umgegangen werden könne und ob die Gruppe ihre Erkundungen fortsetzen wollte. Diese Frage ist immer noch offen, da ich mt der Übernahme des Projektes durch den WeltFriedensDienst nichts mehr von dieser Gruppe gehört habe.

Zufall + Goldrausch = Projekt-Bewilligung

Dass meine Projektidee von einer deutschen NGO übernommen wurde, ist eine Kombination von Zufall und dem "Goldrausch", der nach der Auflösung der Mlitärjunta Ende März 2011 Richtung Myanmar einsetzte.

Der Zufall wollte es, dass ich mich über die Jahre Kontakt mit einer ehemaligen Studentin der Ethnologie an der Uni Hamburg gehalten habe, die ihre Magisterarbeit über birmanische Exilanten in Deutschland geschrieben hatte. Sie war für mehrere Projekte von mehreren Trägern im Ausland gewesen, aber nie beruflich in Myanmar, das ihr immer noch besonders am Herzen lag. Nun war sie nach Heirat und Geburt eines Kindes wieder in Hamburg. Bei einem Treffen erzählte ich ihr von meiner Idee des Projektes und sie meinte spontan "Das wäre doch was für uns": "Uns", das war der WeltFriedensDienst, für den sie jetzt in einem Teilzeitprojekt arbeitete. Sie stellte also einen Kontakt zur Zentrale her, ich reiste einige Male nach Berlin und der WFD beschloss, für das Projekt einen Antrag beim Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbet, Abteilung Ziviler Friedensdienst, zu stellen.

Hier kommt nun der Goldrausch ins Spiel. Myanmar war nach der "Wende" von 2011 wieder ein attraktives Ziel für Entwicklungshelfer aus aller Welt, aber es gab weng Expertise und Kontakt zum Land, wohl aber eine Menge Reisen von Politikern, die natürlich versprachen, dem Land beim Neuaufbau zu helfen. Der WFD hatte zuvor überhaupt noch nicht in Asien gearbeitet. Ich hörte, dass interne Überzeugungsarbeit geleistet werden musste, um die Gremien zu überzeugen, dass es sich lohnen könne, in Myanmar aktiv zu werden.

Im September 2012 reiste ich nach Myanmar, um die Möglichkeiten des Projektes genauer zu erkunden. Dabei traf ich eine in Birma geborene Nepalesin, die in ihrem Land Friedensarbeit betrieb und mit einer anderen deutschen NGO, der Kurve Wustrow, zusammenarbeitete. Der WFD und die "Kurve" gehören zu dem Pool von Trägern des Zivilen Friedensdienstes. Wir dienten als Pfadfinder für beide Organisationen, die Fakten und Argumente liefern sollten, um erfolgversprechende Anträge ans BMZ zu stellen.

Beide Antrage waren erfolgreich. Eine Kooperation beider Einrichtungen wr aber nicht angedacht. Dafür waren - auch wegen der jeweils eher zufälligen "Aquise" der Projekte - beide Ansätze zu unterschiedlich. "Mein" Projekt ging davon aus, dass es  bis auf Weiteres ohne feste Partnerorganisation auskommen sollte u.a. weil angesichts des hochgradigen Misstrauens in Myanmar jede Bindung an eine Organisationauomatisch eine Entfremdung von anderen Gruppierungen zu Folge haben würde, was den umfassenden Projektziele zuwiderlaufen würde. Die " Kurve" dagegen wollte mit mehreren Partnern im Lande kooperieren, vorwiegend mit Frauenorganisationen, um so die Beteiligung von Frauen am Friedensprozess zu stärken. Die Organisation, mit der ich zusammen einen Workshop zu Fragen der Wirtschaft organisiert hatte, wurde dabei nicht berücksichtigt, da sie als zu regierungs- (sprich: militär-) nah eingeschätzt wurde. In meiner Sicht der Dinge hatte die westliche NGO mit dieser Entscheidung schon eine Position bezogen, die ihre friedensfördernden Absichten von vornherein ernsthaft behinderte.

Notwendigkeit und Tücken der Institutionalisierung

Die Vision des Projektes sowie die schon erfolgten ersten Schritte mussten nun in einem Antrag so formuliert wurden, dass das in Aussicht genommene Unternehmen "bewilligungsfähig" war. Diese mühsame Arbeit übernahm ein Profi des WFD, der sich dabei auf mein landeskundliches know-how stützte. Dabei veränderte sich notwendigerweise der Charakter des Projektes. Ein offenen Prozess, der bisher fast ausschließlich durch persönliche Kontakte gekennzeichnet war, erhielt jetzt ein zeitliches und organisatorisches Gerüst. Damit verschoben sich die Schwerpunkte.

Der Antrag betonte die prozessorientierte Vorgehensweise in der ersten Projektphase und wies darauf hin, dass es Myanmar nur Ansätze für eine civil society im westlichen Sinn gäbe. Auf der anderen Seite betonte er die Rolle von Institutionen, mit denen zusammengearbeitet werden könne. Zwei der im Antrag genannten Vereine hatten ein halbes Jahr nach Fertigstellung des Antrags eine neue Leitung, so dass eine mögliche Zusammenarbeit erst wieder neu aufgebaut werden musste. Zudem wurde eine starke Betonung auf die schon existierenden Gruppen als Träger eines zukünftigen Netzwerks gelegt, während die Rolle eines zu erarbeitenden Textbuches mit Essays und Interviews nur am Rande auftauchte.

Im Blick auf die Problemlage wurde der Dichotomie zwischen dem Militär und den ihr misstrauisch gegenübestehenden Mehrheit der Bevölkerung  gegenüber der Betonung der ethnischen Konfliktlage nur wenig Beachtung geschenkt.

Ähnliche Akzentverschiebungen lassen sich im Blick auf die zeitliche Strukturieung des Projektes feststellen. Auch hier betonte der Antrag, dass über den zeitlichen Ablauf keine sicheren Aussagen gemacht werden könnten und dass der vorgegebene Drei-Jahres-Zeitraum für ein Erreichen der Projektziele kaum ausreichend sein werde, aber schon diese unumgängliche Begrenzung hatte den Charakter einer Kanalisierung eines offenen Projektes. Das alles war unvermeidlich.

Der entscheidende Punkt der Institutionalisierung war aber nicht das, was auf dem Papier des Antrags stand, sondern die Person, die das Projekt in Myanmar hauptamtlich weiterführen sollte, also die zu entsendende "Friedenfachkraft". (Im Antrag war die Entsendung von zwei weiteren vorgesehen.) Vom November 2012, als sich zwei lokale Mitarbeiterinnen per Handschlag zur Mitarbeit bereit erklärten und wir mit einem fröhlichen Abendessen den Beginn des Projektes feierten, bis zum November 2013, als sich während eines Urlaubs im Land eine der beiden mit einem weniger fröhlichen Abendessen von dem Projekt und mir verabschiedete, trug das Projekt mein Gesicht.

Ende November 2013 reiste die Friedensfachkraft - ich verwende in Zukunft die unelegante Abkürzung FFK - nach Myanmar aus, die der WFD und ich einvernehmlich für den Job aus einer ganzen Reihe von BewerberInnen ausgewählt und danach intensiv vorbereitet hatten. Es handelte sich um einen schon etwas älteren Coach und Mediator, der noch einmal etwas Neues anfangen wollte. Da die Organisation im Land noch nicht präsent war und angesichts der hochgradigen Personalisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens im Land war klar, dass er jetzt die zentrale Institution des Projekts sein würde, und zwar auf Dauer. Ich war ja nur hin und wieder zu Kurzbesuchen in Myanmar gewesen und hatte mit Mitarbeterinnen und Projektinteressierten per Mail kommuniziert.

S c h o c k

Eine Woche nach Eintreffen des "Neuen" in Yangon erhielten der zuständige Mann im WFD und ich eine Mail von ihm. Sie enthielt im Anhang, der mit der Ankündigung begann, "die Aktivitäten des Minesweeping Projekts vorerst zu stoppen". Zur Begründung wurde angegeben, dass ihm bei seinen ersten Gesprächen "schwerwiegende Unzulänglichkeiten" des Projektes klar geworden seien und er es nicht riskieren wolle, den WFD durch die schädlichen Folgen solcher Unzulänglichkeiten zu beschädigen.

Zu den Aktivitäten, die gestoppt werden sollte, gehörte auch ein für Dezember von mir vorbereiteter Workshop in Mandalay, auf dem etwa 20 Interessenten an dem Projekt - überwiegend ethnische Chin - etwas über die Erhebung und Analyse mündlich überlieferter Tradition lernen sollten.

Ich fand die Entscheidung über ein Vorhaben, das noch in meiner Verantwortung geplant worden war und über das wir vorher gesprochen hatten, übergriffig sowie unkollegial und äußerte mich entsprechend. Daraufhin fand der Workshop dann statt und die FFK nahm auch an ihm teil.

Gleichzeitig begann ein Abbruch der Kommunikation von Seiten des Repräsentanten des Projekts in Yangon dem zuständigen Mitarbeiter des WFD in Berlin mit mir. Dieser Zustand dauerte bis Mai 2014 an, als ich eine erneute Reise nach Myanmar antrat. Hauptzweck dieser Reise war die Anbahnung von universitären Kontakten zwischen dem Südostasieninstitut der Uni Bonn und Universitäten in Myanmar..

Erste Reflektionen

Die Mail aus Yangon empfand ich als Kränkung. Wie konnte "mein" Projekt nach sechs Tagen von jemand, der mit Land und Leuten nicht vertraut war, als "unzulänglich" bezeichnet werden?

Fast gleichzeitig fiel mir ein, dass es ja nicht (mehr) "mein" Projekt war, das da jetzt implementiert werden sollte, sondern das des WFD. Ich war sehr froh und auch stolz gewesen, dass die Projektidee von der NGO akzeptiert worden war und dass das Ministerium das Geld bewilligt hatte. Ich kam für den Posten als weiterer Mitarbeiter aus mehreren Gründen nicht infrage, hatte also keinen Grund, mich zu beschweren. Ich hatte aber Grund, menschlich enttäuscht zu sein. Es war mündlich vereinbart worden, dass ich das Projekt weiter beraten sollte, aber das war eine mündliche Absprache. Wenn ein Berater nicht um Rat gefragt wird, kann er das be-, aber nicht einklagen.

 

Aber es gibt auch einige übersubjektive Aspekte dieser Geschichte:

a) Die völlig unterschiedliche Bewertung des Projektes im Kontext der aktuellen Situation Myanmars verdeutlicht den völligen Mangel  an Konsens über diese Situation und wie mit ihr umzugehen ist. Das sehe ich als eine Bestätigung einer Grundannahme des Projektes, dass die Grundlagen für einen solchen Konsens im Lande und unter dem mit dem Land befassten erst gelegt werden müssen.

b) Gleichzeitig hat der Mangel an Konsensus Spaltungen zur Folge, die - wie von Sein Win in seiner Split Story von 1958 dargelegt - etwas mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interessen der handelnden Personen zu tun haben. Plakativ gesagt: Die personale Struktur der Gesellschaft und Politik Myanmars wirkt auf diejenigen ansteckend, die hier als Helfer tätig werden wollen.

c) Ein wesentliches Mittel, diesem Problem zu begegnen, ist verstärkte Kommunikation. An der aber mangelt es nicht nur in dem hier beschriebenen Fall. Im Blick auf die notwendige Überwindung von Misstrauen zwischen den Parallelgesellschaften Myanmars ist das höchst fatal.

d) In diesem Kommunikationsproblem reproduziert sich ein Dilemma der Friedensbemühungen. Sie zielen auf die Herstellung von Vertrauen. Das ist nur in einem einem inhaltlich wie zeitlich offenen Prozess zu erreichen. Dem steht der Zwang zu kurzfristigen Ergebnissen und dem Bedürfnis, selbst auf sicherem Boden stehen, entgegen.

e) Das von mir konzipierte Projekt ist zweifellos ambitioniert. Ich bezeichne es gerne als durchaus "größenwahnsinnig" und in dem Sinne als ein "Luxusprojekt", dass es ihm erlaubt werden kann zu scheitern. Etwas weniger pointiert gesagt: Das Projekt ist "anders" als manche anderen, es ergänzt die klassischen Konfliktbearbeitungskonzepte, aber es konkurriert nicht mit ihnen. Dies Sonderstellung erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein und "Glauben" an die Stimmigkeit des Gesamtkonzepts. Dieser Glauben fehlte der FFK offenbar von Anfang an.

 

Endredaktion Teil I: 12. Juni 2014

Teil II

Reiseeindrücke

Die FFK (zur Erinnerung: Abkürzung für die FriedensFachKraft, die vom WeltFriedensDienst nach Myanmar entsandt worden war) war in Deutschland, als ich in der zweiten Maihälfte 2014 Myanmar wieder besuchte. Ich hatte von der von mir in das Projekt eingefädelten Buchhalterin, die ich lange kenne, erfahren, dass er bis Ende März an einer ausführlichen Bestandsaufnahme arbeiten wollte. Die sollte wohl nun in Deutschland diskutiert werden.

Ich selbst hatte beschlossen, mich an eine andere Art von Untersuchung des Projektes zu machen. Für die alle zwei Jahre stattfindende Burma Studies Conference, zu der für den 1.-3. August nach Singapur eingeladen worden war, hatte ich einen Beitrag zur Rolle der Zivilgesellschaft im Friedensprozess eingereicht. Ich wollte die Konferenz nutzen, einige Elemente des Projektes zur Diskussion zu stellen. In diesem Zusammenhang hatte ich einen kleinen Fragebogen vorbereitet, den ich einigen Interessenten an dem Projekt vorlegte. Auf diese Weise erfuhr ich dann einiges darüber, wie die Entwicklung bzw. Nichtentwiklung des Projektes von einigen der von mir "angeworbenen" Mitarbeitern wahrgenommen worden war. Das war, wie sich denken lässt, ein beabsichtigter Nebeneffekt meiner Vorbereitungen auf die Konferenz. Außerdem erhielt ich eher ungefragt einige Rückmeldungen auf die Wirksamkeit der FFK von Mitgliedern der deutschen Gemeinschaft in Yangon.

 

Das Ergebnis dieser mehr oder weniger von mir induzierten Eindrücke habe ich für mich so zusammengefasst: Die FFK hat das Projekt in der Form, in der es konzipiert und beim BMZ eingereicht wurde, mit voller Absicht so an die Wand gefahren, dass es mausetot ist. Der entsandte Mitarbeiter arbeitet offenbar an einem gänzlich neuen Konzept.

 

Einige Details aus Gesprächen: Eine Deutsche, die den "Stopp" des Projektes nach einer Woche mitbekommen hatte, hat die FFK gefragt, warum er sich überhaupt für dieses Projekt beworben hat. Andrerseits fand sie einige der von ihm als Alternative genannten Ideen auch ganz einleuchtend. - Ein Teilnehmer des Workshops in Mandalay, in leitender Funktion am Myanmar Institute of Theology (MIT) tätig, den ich persönlich vorher nicht näher kennengelernt hatte und den die FFK nach dem Workshop einmal besucht hatte, meinte, dass meine und seine Vision von dem Projekt völlig verschieden seien. - Ein Dozent des MIT, mit dem ich im letzten Jahr mehrere längere Gespräche über Sinn und Zweck des Unternehmens geführt hatte, berichtete, dass die FFK ihn von der Richtigkeit seiner "Vision" zu überzeugen. Er stellte in Aussicht, mir bal den ersten Teil der Ergebnisse seiner Gruppe zur Geschichte der Kachin zu übersenden. Als er im Gespräch mit der FFK erwähnte, dass er mit mir einen Vertrag geschlossen hätte, war die Antwort, dass er jetzt zuständig sei. - Eine Historikerin, die die Universität verlassen hat, weil dort nur "verknöcherte" Geschichte gelehrt werden kann, meinte, die FFK sei an Geschichte überhaupt nicht interessiert. - Eine Interessentin an dem Projekt, die schon ausgestiegen war, weil sie einen an Geschichte interessierten Freund hatte, berichtete von einem Gespräch mit einem "Professor aus Deutschland", dem sie aber nicht viel mitteilen konnte. - Ein sehr engagierter Teilnehmer des Workshops in Mandalay, der sich mit anderen mit dem höchst kontrovers diskutierten Panglong-Abkommen aus dem Februar 1947 beschäftigt, meinte, er hätte danach nach spezifischen weiteren Hilfen nachgefragt, da der Wiorkshop für ihn zu allgemein gewesen sei. Darauf sei aber keine Reaktion erfolgt. Im Übrigen hat er 60 Interviews zu dem Abkommen protokolliert.

Was weiter?

Diese Frage habe ich mit Freunden besprochen, die ich schon früher konsultiert hatte. Sie rieten mir, erst mal beim WFD anzurufen, um den Bericht zu bekommen, den die FFK inzwischen erstallt haben müsste. Der zuständige Mitarbeiter machte einen völlig verunsicherten Eindruck, was die Zukunft des Projektes anging. In eingen Tagen, nachdem er mit der FFK gesprochen habe, sei er wohl etwas mehr "sprechfähig". Er müsse auch den langen Bericht erst (noch?) einmal gründlich lesen. Den könne ich wohl auch lesen, aber das müsse noch geklärt werden, wegen der Frage der ownership, und auf diese und jene Passage müsse dann vielleicht herausgenommen werden, aber er gehe schon davon aus, denn die FFK habe ihn sicher auch im Blick auf mich geschrieben ... Die Mitarbeiterin des WFD, die das Projekt mit eingefädelt hatte, mittlerweile nach Geburt ihres zweiten Kindes im Elternurlaub, meinte später, sie hätte nach einem Gespräch mit dem Verantwortlichen im WFD den Eindruck, dass er völlig schwimme. Sie selbst würde sich mit der FFK am nächsten Tag treffen und versuchen zu klären, was dessen Intentionen seien. Sie würde sich nach dem Gespräch wieder melden.

 

Mein Zwischenfazit nach diesen Gesprächen: Die FFK ist für das Projekt in seiner ursprünglichen Gestalt nicht die richtige Person. Der WFD ist mit der Durchführung in jeder Hinsicht überfordert.

Abschied ...

Einige Tage nach meinem Anruf beim WeltFriedensDienst bekam ich dann das von der FFK erstellte Papier, betitelt "Zwischenevaluation", in dem auf 50 Seiten ausführlich begründet wurde, warum die ursprüngliche Projektdee nicht tragfähig sei. Aus meiner Sicht war der Bericht so etwas wie eine Vivisektion. Ein noch nicht geborenes Projekt wurde seziert und damit getötet, bevor man ihm die Chance gegeben hatte, zur Welt zu kommen. Besonders betroffen war ich von Äußerungen, die darauf hinausliefen, dass manche Mitarbeiter nur daran interessiert waren, Geld zu bekommen, ohne dafür Gegenleistungen abzuliefern. Kurz danach erhielt ich ein "Concluding Announcment" betiteltes Schreiben der FFK an die bisherigen Mitarbeiter des Projektes, in dem er das Ende des bisherigen Projektes verkündete und im Namen des WFD ankündigte, mit einer noch zu findenden myanmarischen NGO in Richtung auf eine "direkte" Art der Friedensarbeit zusammen zu arbeiten. Er stellte es den Mitarbeitern, denen er herzlich für ihre Mitarbeit dankte anheim, mir ihre Arbeitsergebnisse zu übermitteln, damit von den erarbeiteten Ergebnissen so wenig wie möglich verloren gehe.

Ich schrieb einen Kommentar zu dem Papier und unterbreitete den Vorschlag, die bisherigen Arbeitsergbnisse wie von der FFK vorgeschlagen zu sammeln und im Sinne des ursprünglichen Projekts auszuwerten, um auf dieser Grundlage ein Textbuch über "Myanmar Perceptions of Myanmar Histories" zu erstellen.

Die Antwort des Verantwortlichen des WeltFriedensDienstes auf diesen Vorschlag war eher unverbindlich.Der Kommentar zu meinem Kommentar machte aber klar, dass der WFD die Einschätzung der FFK vollinhaltlich teilte und von Anfang an unterstützt hatte.

Weitere Klarhit brachte dann eine kurze Kommunikation mit der Abteilung Ziviler Friedensdienst im Ministerium, die ich von meinen Zweifeln an der Umsetzung des Projektes im Sinne des bewilligten Antrags informiert hatte. Die Antwort war: Der WFD hat unser Vertrauen und wir sind von ihm informiert.

Ein Fall von geschlossenem System also, so mein Eindruck.

Ach ja, dann gab es sowohl aus Bonn wie Berlln noch Hinweise, ich möge mit meinen Äußerungen zu diesem "Fall" vorsichtig sein, auch was die Äußerungen auf dieser Website angeht.

 

Daher die Bitte um Hinweise, wenn in dieser Darstellung juristisch bedenkliche Formulierungen entdeckt werden.

 

... und der Versuch zu retten, was zu retten ist

Mein Vorschlag an den WFD, die bisherigen Ergebnisse des Projektes - wie von der FFK vorgeschlagen - zu sammeln und mit Hilfe der bewilligten Projektmittel zu bearbeiten, wurde unverbindlich und in meinen Augen etwas herablassend mit dem Hinweis beantwortet , man könne darüber reden. Da ich zum WFD aber im Blick auf deses Projekt kein Vertrauen mehr habe, nin ich auf dies Angebot nicht eingegangen.

Stattdessen versuche ich nun, auf eigene Faust die Ergebnisse der Atrbeitsgruppen zu sammeln und wenn möglich mit einem Kommenar herauszugeben sowie das ursprünglich im Projekt vorgesehen Textbuch unter dem Titel "Myanmar Perceptions of Myanmar Histories" herauszubringen.

Auf einer Reise nach Myanmar im August stellte sich heraus, dass die meisten Arbeitsgruppen zuminfest eine Reihe von "Halbfertigprodukten" erarbeitet hatten, die ich teilweise gleich bekam oder die in Aussicht gestellt wurden. Eine Ausnahme waren die Gruppen des Myanmar Institute of Theology (MIT) HIer hatte nur eine Gruppe von fünf in Aussicht genommenen angefangen zu arbeiten. Die Arbeit war dann aber allen von einem Dozenten in die Hand genommen worden, wie mir ein Gruppenmitglied etwas angesäuert mitteilte. Ich versprach, ihm das Ergebnis der Erkundungen seiner Gruppe zuzusenden, wenn ich sie erhalten habe.

Die Arbeit an dem Textbuch, für die schon eine Reihe von "Mini-Essays" zu für wichtig gehaltenen Ereignissen der Geschichte Myanmars vorliegen, soll von zwei Birmanen durchgeführt werden. Eine davon ist eine engagierte Historikerin, der daran liegt, Geschichte für ein friedliches Zusammenleben der politischen und ethnischen Gruppen in Myanmar nutzbar zu machen. Der andere ist ein jüngerer Mann, der gerne in Deutschland eine Dissertation über die Erfahrungen der Parlamentsarbeit nach 2011 schreiben möchte.

Bis April 2015 hat sich noch kein Sponsor gemeldet. Aber ich bin dabei, die Geschichte auf Englisch aufzuschreiben und mit einigen der ersten Ergebnisse der Nachforschungen zu publizieren.

 

Endredaktion Teil II: 30. April 2015

TEIL III

Sudden Death

Dies ist der Titel des Textes, die ich meine Erfahrungen mit dem Projekt erzählt. Er wurde nach einer gründlichen Redaktion im Juli 2015 fertiggestellt. Danach habe ich das Papier einigen Menschen und Institutionen zugeschickt, etwa dem Vorstand des WeltFriedensDienstes und den Mitgliedern seines Kuratoriums, unter denen sich Prominente wie Prof. Süßmuth und Jürgen Trittin befinden. Einem Exemplar lag eine 200seitige Dokumentation bei, in der der verschiedene Texte, die den Verlauf und die ersten Ergebnisse die Projektes enthielten. Bei meinem nächsten Besuch in Myanmar im August 2015 habe ich dann eine Reihe von Exemplaren an TeilnehmerInnen des Projektes und andere Interessierte (und auch eher Nicht-Interessierte wie Mitgliedern der Deutsche Botschaft) verteilt. Danach wartete ich auf Antworten.

Die ersten Antworten kamen erst nach einer Nachfrage von mir. Das lag wohl auch daran, dass ich nicht um eine Antwort gebten hatte. Der Vorstand des WFD teilte mir in einem vom Verantwortlichen für das Projekt entworfenen Schreiben, das mir wohl irrtümlicherweise schon vorab zugesandt worden war, mit, dass der Verein die Entwicklung der Dinge bedaure. Ansonsten bestätigte das Schreiben aus meiner Sicht, dass meine Projektidee mit Billigung des Verantwortlichen im WFD schon vor der Ausreise der Fachkraft für höchst zweifelhaft gehalten wurde. Von den Mitgliedern des Kuratoriums meldete sich ein Mitarbeiter Jürgen Trittins mit der Nachricht, dass der Abgeordnete sich nicht um Einzelheiten des Vereins kümmern könne. Das Büro von Frau Süßmuth sagte eine Stellungsnahme zu, die aber bis heute nicht eingetroffen. Iris Radisch, Schriftstellerin und ZEIT-Journalisten schicke im Februar 2016 einen Zweizeiler mit dem Hinweis, dass sie mein "Dossier mit Interesse gelesen habe". Die Abteilung im zuständigen Ministerium hat auch auf eine Nachfrage hin noch nicht geantwortet.

Redaktionsschluss: 31.5.2016